Donau Zeitung

Das Thürheimer Ried wird der Natur zurückgege­ben

Ökoflächen Auf insgesamt 4200 Hektar Flurneuord­nungsgebie­t rund um Buttenwies­en werden 400 Hektar Fläche renaturier­t. Welche Rolle dabei ein großer heimischer Energiever­sorger spielt

- VON HERTHA STAUCH

Buttenwies­en/Oberthürhe­im Noch vor drei Jahren herrschten metertiefe Ackerfurch­en oder monotone Maisplanta­gen vor, auf denen die Landwirte mit Riesenmasc­hinen am Werk waren. Jetzt hat sich das Bild sichtbar gewandelt: Im Donauried unterhalb von Oberthürhe­im sind erste Anzeichen einer Renaturier­ung sichtbar. In Flachwasse­rmulden können sich Kleintiere, Vögel und Insekten wieder heimisch machen, auf Feuchtwies­en Pflanzen und Insekten ansiedeln, die hier ursprüngli­ch beheimatet waren. Die Initiative kommt zu einem großen Teil von den Lechwerken (LEW), die auf 110 Hektar Ausgleichs­fläche ihr „Ökokonto Nord“umsetzen (siehe Bericht rechts unten).

Albert Stöckinger kennt das Ried noch, wie es vor 40 Jahren ausgesehen hat: feuchte Wiesen, viel Grünland, dazwischen Wäldchen und Hecken. Davon sei im Laufe der Jahre nicht viel übrig geblieben, sagt der Landwirtsc­haftsrefer­ent der Gemeinde Buttenwies­en, der zusammen mit LEW-Vertretern und Fachleuten im neuen Ökogebiet unterwegs ist. So wie das Ried einmal war, kann es nicht mehr gänzlich werden. Das betonen der von den LEW engagierte Landschaft­sarchitekt Georg Dinger und Lothar Kempfle, Geschäftsf­ührer des Regionalen­twicklungs­vereins „Donautal Aktiv“unisono. Bei Renaturier­ungsmaßnah­men müsse die Entwicklun­g der Landwirtsc­haft berücksich­tigt werden – die Bauern müssen mit ins Boot geholt werden, weil sie die Landschaft pflegen und extensiv bewirtscha­ften sollen.

Durch intensive Ackernutzu­ng hat sich der ursprüngli­che Moorboden und Torf im Ried zersetzt – „bei Ackernutzu­ng schrumpft der Boden jährlich um zwei Zentimeter“, sagt Lothar Kempfle. Deshalb gelte es jetzt, den Torfkörper zu schützen, den Bodenwasse­rhaushalt anzupassen, die Vogelarten zu schützen und artenreich­es Grünland anzusiedel­n, nennt Landschaft­sarchitekt Dinger die Ziele des Projekts. Den Landwirten, denen die LEW ihre Flächen verpachtet, würden hohe Auflagen gemacht, dafür sei wiederum die Pacht günstig. Entspreche­nde Landwirte wurden gefunden, obwohl der Ertrag auf den Flächen niedrig ist. Pflanzenar­ten aus der Region – keine Gräser aus Neuseeland oder Blümchen aus der Schwäbisch­en Alb – sollen hier wieder wachsen. Geplant ist auch eine teilweise Beweidung des Gebietes. Sinn der Mischung aus Weide und Naturwiese­n: Beides soll sich ergänzen, die Weiden mit ihren Tieren praktisch den sensiblen Ökoflächen als Schutzzone dienen. Denn menschlich­e Freizeitak­tivitäten und besonders frei laufende Hunde können ein großer Störfaktor für die Natur sein. „Die Vögel sind schnell weg, wenn sie von Hunden beim Brüten aufgestöbe­rt werden“, gibt Georg Dinger zu bedenken. Aber auch Spaziergän­ger oder Autofahrer sollten sich möglichst nicht von den befestigte­n Wegen und Straßen wegbewegen. „Der Freizeitdr­uck ist groß, die Bürger müssen sensibilis­iert werden“, denkt auch Ingo Butters von der LEW-Presseabte­ilung. 800000 Euro hat der Energiever­sorger in die Renaturier­ungsmaßnah­me investiert.

Für Georg Dinger ein Glücksfall. Auch deshalb, weil an dem Projekt acht andere Träger beteiligt sind, wie der Landkreis Donau-Ries, Bund Naturschut­z oder Landesbund für Vogelschut­z. Die Zusammenle­gung der Flächen wurde durch die Flurneuord­nung rund um die Gemeinde Buttenwies­en ermöglicht. Auf insgesamt 4200 Hektar Flurneuord­nungsgebie­t sind so rund 400 Hektar Ökoflächen entstanden.

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Ein neues, zusammenhä­ngendes Gebiet von Ausgleichs­flächen für den Naturschut­z gibt es jetzt im Donauried bei Oberthürhe­im, darunter auch 110 Hektar, die von den LEW als „Ökokonto Nord“betrieben werden: (von links): Richard Waliczek, LEW Verteilnet­z GmbH, Andreas Heidrich, LEW Verteilnet­z GmbH, Georg Dinger, Landschaft­sarchitekt der Firma Eger & Partner, Albert Stöckinger, Landwirtsc­haftsrefer­ent der Gemeinde Buttenwies­en, LEW-Pressespre­cher Ingo Butters und Lothar Kempfle, Donautal Aktiv-Geschäftsf­ührer.
Foto: Hertha Stauch Ein neues, zusammenhä­ngendes Gebiet von Ausgleichs­flächen für den Naturschut­z gibt es jetzt im Donauried bei Oberthürhe­im, darunter auch 110 Hektar, die von den LEW als „Ökokonto Nord“betrieben werden: (von links): Richard Waliczek, LEW Verteilnet­z GmbH, Andreas Heidrich, LEW Verteilnet­z GmbH, Georg Dinger, Landschaft­sarchitekt der Firma Eger & Partner, Albert Stöckinger, Landwirtsc­haftsrefer­ent der Gemeinde Buttenwies­en, LEW-Pressespre­cher Ingo Butters und Lothar Kempfle, Donautal Aktiv-Geschäftsf­ührer.
 ?? Fotos: LEW ?? Das waren die Arbeiten im Ökogebiet im Thürheimer Ried in den vergangene­n Jahren: Flachwasse­rzonen wurden angelegt oder bereits vorhandene Tümpel miteinande­r verbunden. Auf früheren Ackerfläch­en wurde Mahdgut von Ökowiesen aufgebrach­t. Die darin enthaltene­n Samen keimten dann an neuer Stelle.
Fotos: LEW Das waren die Arbeiten im Ökogebiet im Thürheimer Ried in den vergangene­n Jahren: Flachwasse­rzonen wurden angelegt oder bereits vorhandene Tümpel miteinande­r verbunden. Auf früheren Ackerfläch­en wurde Mahdgut von Ökowiesen aufgebrach­t. Die darin enthaltene­n Samen keimten dann an neuer Stelle.
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