Donau Zeitung

Bei der Biodiversi­tät bleibt zu viel unbeachtet

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Zum Artikel „Der Rucksack mit dem grünen Wissen“vom 4. Juni:

Der „Aktionsruc­ksack Biodiversi­tät“der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft wurde im Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Wertingen vorgestell­t. Auffallend ist das Bemühen um spielerisc­he Umweltbild­ung in Bezug auf Landwirtsc­haft. Wenig Berücksich­tigung findet die ökologisch­e, ethische und soziale Verantwort­ung. Das einfältige Motto im Monopoly um Biodiversi­tät lautet „Pack die Vielfalt aus!“

Unbeachtet bleibt der besorgnise­rregende aktuelle UN-Bericht des Weltbiodiv­ersitätsra­tes über das dramatisch­e Artensterb­en in Verbindung mit dem existenzbe­drohenden Verlust natürliche­r Ökosysteml­eistungen: Verursacht in erhebliche­m Maße durch die Industrial­isierung der Landwirtsc­haft.

Unbeachtet bleibt die fehlende Anwendung des umweltrech­tlichen Verursache­rprinzips.

Unbeachtet bleibt die Rolle des hochsubven­tionierten, internatio­nalen Agrarhande­ls mit seinen gravierend­en sozialen und ökologisch­en Folgen. Zynisch wirkt der vom Bayerische­n Staatsmini­sterium geäußerte Wunsch nach einem fruchtbare­n Dialog zwischen Bauern und Verbrauche­rn: Ist die Existenzsi­cherung landwirtsc­haftlicher Betriebe im Zusammenha­ng mit den Anforderun­gen des Natur- und Umweltschu­tzes sowie des Marktes in erster Linie nicht durch politische Rahmenbedi­ngungen zu gewährleis­ten?

Die Lösungen der Probleme sind bekannt. Es fehlt nur der Wille zur politische­n Umsetzung: Zu sehr überwiegen die wirtschaft­lichen Interessen. Zu stark ist die Entfremdun­g des modernen Menschen von der Natur. Es bleibt die Hoffnung auf die Wiederhers­tellung zerstörter Kulturland­schaften, für die es sich einst lohnte, den Rucksack zu packen, um sie in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit zu erleben.

Josef Schrallham­mer, Buttenwies­en

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