Wer vor 150 Jahren die Auerquelle entdeckt hat
Vor 150 Jahren wurde der Bissinger Apotheker Max Premauer geboren. Nicht nur eine Straße erinnert an den rührigen Unternehmer im Kesseltal
Bissingen Ohne ihn gäbe es die in weitem Umkreis bekannte Bissinger Auerquelle nicht: Max Premauer, der fast 34 Jahre lang als Apotheker im Kesseltal tätig war und der die Geschichte des Marktortes Bissingen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts maßgeblich mitbestimmte. Die nach ihm benannte Premauerstraße, die von der Marktstraße am östlichen Ortseingang Bissingens an Rathaus und Kirche vorbei in den oberen Ortsbereich führt, erinnert an den rührigen Unternehmer.
Premauer wurde am 29. Mai 1869 in Augsburg als Sohn des Fürstlich Fuggerschen Forstmeisters Maximilian Premauer geboren. Das stattliche Premauerhaus in der Schaezlerstraße, erbaut in den Jahren 1870/71, steht noch heute und erinnert an die Familie. Am 14. Februar 1898, im Alter von 28 Jahren, erwarb Max Premauer von Apotheker Josef Reel die Apotheke in Bissingen zum Kaufpreis von 33.750 Reichsmark. Rasch erwarb sich der junge Unternehmer im gesamten Kesseltal einen hervorragenden Ruf und war als praktisch denkender und handelnder Apotheker weit über die Ortsgrenzen hinaus geschätzt. Auch von der Apotheker-Zeitung wurde er „als Landapotheker guten, alten Stiles“gelobt.
1906 entdeckte Max Premauer an der Flurgrenze zwischen Bissingen und Göllingen, nur einen Steinwurf entfernt von der Neutenmühle und in unmittelbarer Nähe der Kessel gelegen, die spätere Auerquelle. Ihm war bei seinen Spaziergängen aufgefallen, dass sich in dem Quellengebiet weder Fische noch Frösche aufhielten und dass die Kessel von dieser Stelle ab bis hinunter nach Kesselostheim selbst bei größter Kälte nicht zufror. Die alten Bissinger bestätigten ihm diese Beobachtungen.
Premauers Bemühungen war es zu verdanken, dass sich die nötigen Geldgeber und Unterstützer, allen voran Generaldirektor Ludwig Auer aus Donauwörth und Carl Fürst von Oettingen-Wallerstein, fanden, sodass die Quelle erbohrt und gefasst werden konnte. Vor der Bohrung jedoch brauchte es auch damals schon die entsprechenden Expertisen, die sicherstellten, dass es sich hier um ein besonderes, heilkräftiges Wasser handelte.
Die Professoren Dr. Endriß und Dr. Kaufmann aus Stuttgart und der Geologe Dr. Otto Fritz aus Nürnberg stellten allesamt der neu entdeckten Quelle ein hervorragendes Zeugnis aus und verglichen sie mit bekannten Mineralwasserquellen wie Bad Adelholzen, Jordanbad oder Kainzenbad. Max Premauer war es, der der Heilquelle den Namen „Auerquelle“gab, und er selbst wurde einer der Gesellschafter der am 17. Juli 1908 begründeten „Bissinger Quellengesellschaft“. Die erfolgreiche Bohrung erfolgte ab dem 17. August 1908 und führte bis in 43 Meter Tiefe. Es war jedoch nicht nur das Auerquellen-Projekt, durch das sich Max Premauer nachhaltig in den Bissinger Annalen verewigte. Auch anderweitig betätigte sich der rührige Apotheker öffentlich.
Im April 1906 ließ er sich zum Schatzmeister des damals neu gegründeten Kesseltaler EisenbahnKomitees wählen und unterstützte sehr aktiv die Bemühungen um eine Eisenbahnlinie, die von Donauwörth aus nach Amerdingen führen sollte, aus der aber dann doch nichts werden sollte. Anstelle der Bahnverbindung sorgte er dafür, dass ab 1926 eine regelmäßige Omnibusverbindung von Donauwörth nach Bissingen ins Leben gerufen wurde, die auch zahlreiche Kurgäste ins Kesseltal brachte. Außerdem wurde Premauer am 31. März 1928 zum Vorsitzenden des an diesem Tag ins Leben gerufenen „Verschönerungsvereins Bissingen“gewählt, der es sich zur Aufgabe machte, Fremde für den Besuch Bissingens zu werben und den Absatz des Bissinger Wassers zu fördern. Zu diesem Zweck verfasste er 1929 einen ausführlichen Prospekt mit dem Titel „Radiumbad und Sommerfrische Bissingen“. Einen weiteren Prospekt gab Max Premauer 1931 heraus. Die Deutsche Apotheker-Zeitung veröffentlichte im gleichen Jahr einen fünfseitigen Sonderdruck, der den Titel trug: „Bad Bissingen in Schwaben, eines Apothekers Lebenswerk.“Auch das zeigte, welches Renommee Max Premauer sich in den Jahrzehnten seines Wirkens in Bissingen auch weit überregional erworben hatte. Leider gebot diesem Wirken ein tragisches Unglück im Herbst des Jahres 1931 ein jähes und unerwartetes Ende. Am 26. Oktober dieses Jahres nämlich verstarb der Bissinger Apotheker im Alter von 62 Jahren auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall in Tapfheim. Die nach ihm benannte Premauerstraße und nicht zuletzt auch eine Büste im Quellraum der Auerquelle erinnern jedoch weiterhin an eine hoch gebildete und in ihrem Engagement beispielgebende Persönlichkeit in der Geschichte Bissingens.