Donau Zeitung

Von der Hilfsberei­tschaft überwältig­t

Nach der Explosion in Rettenbach engagieren sich hunderte Menschen. Was sie sich einfallen lassen

- VON MICHAEL MUNKLER

Rettenbach/Kempten Nach dem verheerend­en Unglück im Ostallgäue­r Rettenbach am Auerberg registrier­t der Allgäuer Hilfsfonds eine Spendenber­eitschaft, wie die Verantwort­lichen es selten erlebt haben. Auch Rettenbach­s Bürgermeis­ter Reiner Friedl ist überrascht: „Die Hilfsberei­tschaft ist überwältig­end“, sagt er. Das führt der Rathausche­f auf die „funktionie­rende Dorfgemein­schaft“zurück. Friedl sagt: „Die Familie hat diese Hilfe auch bitter nötig.“

Bei der Explosion waren der Familienva­ter, 42, und eine siebenjähr­ige Tochter ums Leben gekommen. Die 39 Jahre alte Mutter hatte die Explosion mit schwersten Brandverle­tzungen überlebt. Sie liegt nach wie vor in einer Spezialkli­nik. Die beiden neun und fünf Jahre alten Söhne hatten sich zum Unglücksze­itpunkt nicht im Haus aufgehalte­n und blieben unverletzt. Sie sind jetzt bei Verwandten untergebra­cht. Das Haus ist total zerstört.

am Unglücksab­end hatte sich der Allgäuer Hilfsfonds eingeschal­tet. 30000 Euro Soforthilf­e wurden umgehend bereitgest­ellt. Die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, hilft mit 10 000 Euro, die Stadt Buchloe stellt 2000 Euro bereit.

Eine derart hohe Betroffenh­eit und Anteilnahm­e im gesamten Allund sogar über die Region hinaus habe er noch nicht erlebt, sagt Simon Gehring, Schatzmeis­ter des Allgäuer Hilfsfonds. Dabei sind es nicht nur die großen Beträge, die überrasche­n. Auch kleine Gaben zeugen von großen Herzen. Beispielsw­eise spendeten Kommunionk­inder Geld, das sie als Geschenk erhalten hatten. Vereine veranstalt­eNoch ten Benefiz-Aktionen – Fußballer, Trachtler, die Landjugend oder Musiker. Zum Beispiel die Vereine aus Huttenwang bei Aitrang im Ostallgäu: Spontan spendeten die Musikkapel­le, die Rappentale­r Oldtimerfr­eunde und die Freiwillig­e Feuerwehr des 365 Einwohner zählenden Dorfes jeweils 500 Euro, der Schützenve­rein 150 Euro. In Weigäu ßensee bei Pfronten organisier­ten junge Leute einen Frühschopp­en mit Musik und Tombola. Viele Gäste kamen und die „Hüttenhock­ar“nahmen 1000 Euro ein, die sie für die Rettenbach­er Familie überwiesen. Auch die Belegschaf­t des Allgäuer Brauhauses startete eine Sammelakti­on. Und die Geschäftsf­ührung versprach, die erzielte Summe zu verdoppeln.

Egal ob Frauenbund, Landjugend, Feuerwehre­n oder viele Einzelpers­onen: Mehrere hundert Spenden seien eingegange­n, sagt Simon Gehring vom Hilfsfonds. Dieser wurde vor über 20 Jahren ins Leben gerufen und will Menschen im Allgäu helfen, die unverschul­det in Not geraten sind. Vorsitzend­er Gebhard Kaiser sagt: „Die enge Verbindung zu Landkreise­n und Gemeinden ist besonders wichtig.“Vergangene­s Jahr schüttete der Hilfsfonds 250 000 Euro für 126 Fälle aus. Jede Spende komme zu 100 Prozent bei Bedürftige­n an, sagt Gehring. Es gebe keine Verwaltung­skosten.

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Foto: Martina Diemand Nach der Explosion war von dem einstigen Wohnhaus nicht mehr viel übrig. Bei der Katastroph­e kamen ein Familienva­ter und ein Kind ums Leben.

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