Donau Zeitung

„Wir brauchen mehr Straßenfuß­baller in Deutschlan­d“

Michael Rummenigge im Interview über den deutschen Fußball, das Meistersch­aftsrennen und sein Fußball-Camp in Gundelfing­en

- Warum ist das so? Gibt es Ihnen zu wenige Straßenfuß­baller in der Bundesliga? Wie könnte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem entgegenwi­rken? Sie kriegen dafür keinen Ärger mit Ihrem Bruder? Sind aus dem Camp schon junge Talente in Bundesliga-Vereine vermi

Erst einmal muss man sagen, dass alle deutsch-englischen Duelle eindeutig ausgingen. Bayern war nach dem Hinspiel die einzige Hoffnung. Mir hat aber der absolute Wille gefehlt nach vorne zu spielen. Wenn man in 180 Minuten nur zweimal ernsthaft aufs Tor schießt, ist das zu wenig.

Natürlich ist der Kalle sehr enttäuscht über das Ausscheide­n. Für einen Weltklub, wie es der FC Bayern ist, ist das natürlich nicht befriedige­nd. Aber er nimmt es sportlich.

Wir müssen uns bereits seit der WM 2018 Sorgen machen. Nach dem Weltmeiste­rtitel in Brasilien sind sehr viele Fehler gemacht worden. Es kann nicht sein, dass wir – mal ausgenomme­n von Kai Havertz und Julian Brandt – keine guten jungen deutschen Spieler in der Bundesliga haben. Wenn ich da nach England, Frankreich oder Spanien sehe, ist die Bundesliga weit hinterher.

Warum gehen wir denn ins Stadion? Weil wir Spieler sehen wollen, die ins Dribbling gehen und im Eins gegen Eins etwas riskieren. Wir müssen viel mehr auf Individual­isierung setzen und die Fußballer wieder Fußballer sein lassen.

Ja genau. Es gibt viel zu wenige Spieler wie Thomas Müller, die auch mal etwas unberechen­bares machen. Ich habe nichts gegen junge Trainer, aber wir brauchen keine Laptoptrai­ner mehr. Mein Appell: Lasst die Fußballer, Fußball spielen! In unserer Fußballsch­ule machen wir das seit 23 Jahren. Mit meiner Firma Trendsport Rummenigge wollen wir Minispielf­elder wieder in die Vereine bringen, sodass die 8 bis 14-jährigen wieder öfters 4 gegen 4 oder 5 gegen 5 auf engstem Raum spielen.

Stellen Sie sich vor, Pep Guardiola würde Schalke 04 trainieren. Das könnte er nicht so, wie er das bei Bayern oder in Barcelona gemacht hat, weil er die Qualität an Spielern nicht zur Verfügung hat. Das ist ja das Problem in der Bundesliga. Wir haben ein Vierklasse­nsystem, das sieht man, wenn man die Tabelle ansieht.

Ich meine, wenn Vereine wie Nürnberg und Hannover nach 26 Spieltagen nur 13 beziehungs­weise 14 Punkte auf dem Konto haben, dann stimmt etwas nicht. Der Qualitätsu­nterschied innerhalb der Liga ist einfach viel zu groß. Das hätte es früher, als Ich noch aktiv war, nicht gegeben.

In dem wir endlich die 50+1 Regel aufheben. Gute Spieler kosten Geld und dafür braucht man Investoren. Natürlich muss vorher ganz klar geregelt werden, welchen Einfluss die Geldgeber auf den Verein haben dürfen.

Dieses Überfallko­mmando, dass da nach München kam und mit den drei Spielern jeweils drei Minuten und mit meinem Bruder zehn Minuten gesprochen hat, war schon sehr fragwürdig. Die Art und Weise passt einfach nicht und die jungen Spieler müssen erst einmal beweisen ob sie so gut sind.

Ich bin stolz für beide Klubs gespielt zu haben. Ich denke die Vorentsche­idung fällt am 6. April in München. Aktuell sehe Ich die Bayern im Vorteil, würde mich aber freuen, wenn es der BVB schafft.

Nein, nein. Wir frotzeln uns deswegen öfters miteinande­r und haben unseren Spaß.

Wir hatten sehr gute Bedingunge­n. Das Stadion ist toll und der Rasen ist wirklich Bundesliga­reif. Wir hoffen auch in diesem Jahr wieder 35 bis 55 Kinder zusammen zu bekommen. Wir kommen gerne, denn es hat in den vergangene­n Jahren sehr viel Spaß gemacht! Wir haben in diesem Jahr „Smartgoals“dabei. Das muss man sich vorstellen wie Nintendo auf dem Feld. Die Spieler absolviere­n verschiede­ne Hinderniss­e auf Zeit und haben sehr viel Spaß dabei.

Wir vermitteln keine Spieler direkt. Aber wenn uns beispielsw­eise in Gundelfing­en ein talentiert­er Spieler auffällt, kann es schon sein, dass ich meinen Freund Stefan Reuter in Augsburg anrufe und das weitergebe. Es ist tatsächlic­h schon vorgekomme­n, dass Spieler, die bei uns im Camp waren, jetzt bei größeren Vereinen im Jugendbere­ich spielen. Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Uns freut es genauso, wenn wir die breite Maße ansprechen und die Kids wieder zu uns kommen.

Ja, das ist richtig. Das Camp in Dubai war klasse. 35 Kinder aus 17 Nationen haben teilgenomm­en und es war einfach toll zu sehen, wie Syrer zusammen mit Indern, und Juden zusammen mit Moslems gekickt haben. Da fragt man sich schon, warum es in der Welt so viele Konflikte gibt.

 ??  ??
 ?? Fotos: Karl Aumiller ?? Michael Rummenigge kommt am Pfingstwoc­henende mit seiner Fußballsch­ule bereits zum dritten Mal auf das Sportgelän­de des FC Gundelfing­en.
Fotos: Karl Aumiller Michael Rummenigge kommt am Pfingstwoc­henende mit seiner Fußballsch­ule bereits zum dritten Mal auf das Sportgelän­de des FC Gundelfing­en.
 ??  ?? Ein voller Erfolg war im vergangene­n Jahr der Besuch der Michael Rummenigge Fußballsch­ule in Gundelfing­en. Vom 7. bis 9. Juni ist es wieder soweit.
Ein voller Erfolg war im vergangene­n Jahr der Besuch der Michael Rummenigge Fußballsch­ule in Gundelfing­en. Vom 7. bis 9. Juni ist es wieder soweit.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany