Was es braucht für eine bessere Zukunft
Am Schluss gibt’s „11 Merksätze zum neuen Realismus“. „1. ‚Die fetten Jahre sind vorbei‘ kann als frohe Botschaft verstanden werden.“zu „2. Es ist alles schon da, nur falsch zusammengesetzt.“über „8. Heimat ist dort, wo nicht egal ist.“bis zu „10. Morgen Mittag beginnt das Neue.“
Es ist der große Wurf des ohnehin mit seinem alternativen Denken sehr gefragten Soziologen Harald Welzer. Denn das neue Werk heißt nicht einfach nur „Alles könnte anders sein“– es bündelt sein aufklärerisches Denken aus so vielen anderen Büchern zuvor („Selbst denken“, „Die smarte Diktatur“, „Wir sind die Mehrheit“) in eine „Gesellschaftsutopie für freie Menschen“. Die Grundidee: Wir haben wie beim Lego eigentlich alle Bausteine für eine bessere Gesellschaft zur Verfügung – wir müssen nur auch wieder lernen, mit Fantasie und Zuversicht auf die Wirklichkeit zu blicken. Statt belastet von Angst und Überforderung. Das Buch ist mindestens darin eine gute Übung, aber auch in der Kunst der Unterscheidung. Etwa zwischen Share Economy und Teilhabe. Utopien haben ja gerade Konjunktur (siehe etwa Sina Trinkwalders „Die Zukunft ist ein guter Ort“). Dies hier ist eine, die das Notwendige mit dem Wünschenswerten verbindet. Wolfgang Schütz Claus-Steffen Mahnkopf: Philosophie des Orgasmus Suhrkamp, 245 Seiten, 12 Euro
HHarald Welzer: Alles könnte anders sein
S. Fischer, 320 Seiten, 22 Euro ätten Sie’s gemerkt? Die Philosophiegeschichte hat einen blinden Fleck. Und zwar nicht das Nachdenken über die Lust, das hat die Denker und Denkerinnen ja durchaus schon beschäftigt. Sondern deren Krönung: den Orgasmus. Das ist jedenfalls der Befund des Leipziger Professors Claus-Steffen Mahnkopf. Und der hat ja auf jeden Fall mal recht, wenn er den sogenannten „Roman“des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk zum Thema, „Das Schelling-Projekt“, als ein einziges Ärgernis abkanzelt.
Interessant jedenfalls wird das neue Buch „Philosophie des Orgasmus“durch den Disziplin-übergreifenden Ansatz. Denn Mahnkopf ist auch Komponist und Fachmann für Ästhetik, er sichtet darum nun auch die Zeugnisse von Literatur und Film – auf der Suche vor allem nach den Unterschieden zwischen dem männlichen und dem weiblichen Höhepunkt. Und damit fördert er