Der Illusionsverkäufer
Loro Der „Cavaliere“Silvio Berlusconi kriegt eine satirische Abrechnung
Lange bevor mit politischen Figuren wie Donald Trump, Viktor Orbán oder Recep Erdogan das traurige Zeitalter des Populismus eingeläutet wurde, schaute die Welt fassungslos nach Italien, wo Silvio Berlusconi allen Korruptions-, Steuerbetrugsund Sex-Skandalen zum Trotz immer wieder gewählt wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, das Phänomen Berlusconi noch einmal neu zu beleuchten, so wie es Paolo Sorrentino („Die große Schönheit“) in seinem neuen Film „Loro“versucht. Im Zentrum steht der Zuhälter Sergio (Riccardo Scamarcio), der sich an den reichsten und mächtigsten Mann Italiens heranmachen will. Zu diesem Zweck mietet er eine Villa auf Sardinien direkt gegenüber dem Berlusconi-Anwesen und bevölkert sie mit knapp drei Dutzend handverlesenen Prostituierten. Aber Silvio (Toni Servillo) hat andere Probleme. Ehefrau Veronica (Elena Sofia Ricci) hat genug von seinen Eskapaden, außerdem gilt es, die politischen Intriganten in Schach zu halten. Aber dann fällt der Blick doch auf die Jacht, auf deren Deck sich die Supermodels rekeln; die Party kann losgehen.
In einigen wenigen, ruhigen Sequenzen findet Sorrentino zu erhellenden Momenten. Wenn Silvio, der gelernte Immobilienmakler, eine beliebige Nummer im Telefonbuch wählt und einer skeptischen, alleinstehenden Frau eine nicht existierende Luxuswohnung zum Höchstpreis andreht, leuchtet die verbale Verführungsmacht des Illusionsverkäufers Berlusconi auf. Auch die finale Abrechnung seiner zukünftigen Ex-Frau Veronica ist von grandioser Intensität. Aber solche Szenen sind zu selten in einem Film, der zu sehr in die eigene Opulenz verliebt ist, sich ohne dramaturgische Stringenz an ermüdend elegischen Partysequenzen labt und über weite Strecken der sexistischen Faszinationskraft seines Sujets erliegt.
» Loro – Die Verführten (2 Std. 31 Min.), Satire, Italien/Frankreich 2018 Wertung ★★★✩✩