Neuer Trainer, altes Leid
Der FC Ingolstadt wollte nichts mit den unteren Tabellenregionen zu tun haben, manch einer liebäugelte gar mit dem Aufstieg. Die Realität sieht anders aus: Abstiegskampf
Ingolstadt Es ist nicht allzu lange her, da gehörte der FC Ingolstadt zu den besten 18 deutschen Vereinen. Zwei Jahre spielten die Oberbayern in der Bundesliga, ärgerten mit leidenschaftlichen Auftritten so manchen Branchenprimus.
Zeiten, die erst knapp eineinhalb Jahre zurückliegen und doch meilenweit entfernt erscheinen. Nach der jüngsten 1:2-Heimpleite gegen den SC Paderborn – es war die fünfte Niederlage hintereinander – war für Fci-geschäftsführer Harald Gärtner der Zeitpunkt gekommen, die Saisonziele des Zweitligisten zu korrigieren. „Es müssen alle wahrnehmen, dass es nur um den Klassenerhalt geht und um nichts anderes“, sagte er. „Wir stehen zu Recht da unten, weil wir zu wenig gepunktet haben. Es wird ein steiniger und harter Weg. Für uns ist es enorm wichtig, in dieser Liga zu bleiben.“Mit mageren fünf Punkten nach neun Spieltagen sind die Schanzer Tabellenschlusslicht. Der direkte Nichtabstiegsplatz ist vier Zähler entfernt. Dabei hatte das ursprüngliche Saisonziel ganz anders ausgesehen. „Wir wollen besser sein als Platz neun“, lautete die offizielle Variante von Fci-sportdirektor Angelo Vier. Doch insgeheim hatten sich die Schanzer mehr erhofft. Die Transferausgaben waren auf den Aufstiegskampf ausgerichtet. Nur Absteiger 1. FC Köln gab in der zweiten Liga mehr aus. Zur Stelle sein wollte man, wenn die Favoriten aus Köln und Hamburg Schwächen zeigen. Davon kann nach den bisherigen Vorstellungen der Ingolstädter allerdings keine Rede mehr sein.
Die übliche Reaktion im Profisport, bei Misserfolg den Trainer auszutauschen, hat der FCI bereits vollzogen. Vereinsurgestein Stefan Leitl musste nach sechs Spieltagen gehen und wurde durch Alexander Nouri ersetzt. Doch der ehemalige Bundesligacoach von Werder Bre- men mutierte zum „1:2-Trainer“. Mit diesem Ergebnis endeten seine drei Partien auf der FCI-BANK. Auch der Trainerwechsel ist somit vorerst verpufft. Zwei Wochen Zeit habe man nun während der Länderspielpause, intensiv zu arbeiten. Das sagen Gärtner, Nouri und auch die Spieler.
Noch kann Nouri kein Vorwurf gemacht werden. Er hat weder den Kader zusammengestellt noch hatte er eine Vorbereitung und die Möglichkeit, die Spieler auf sein präferiertes 3-5-2-System einzustellen. Die Akteure auf dem Rasen mussten sich indes nicht das erste Mal an einen neuen Übungsleiter gewöhnen. Nach der Ära Ralph Hasenhüttl, der drei Jahre blieb, den Verein in die Bundesliga führte und dort hielt, ist der Verschleiß auf der wichtigen Position immens.
Markus Kauczinski, Maik Walpurgis und Leitl durften maximal ein Jahr bleiben. Kontinuität sieht anders aus. Auch der Kader hat nichts mehr mit dem gemein, der einst ins Oberhaus marschierte und dort für Furore sorgte. Mit Almog Cohen (derzeit verletzt) und Marvin Matip sind zwei Spieler übrig, die 2015 aufstiegen. Fünf Profis sind noch in Ingolstadt, die 2017 wieder abstiegen. Auch der Umbruch diesen Sommer war riesig. Zehn Profis verließen den Verein, neun neue kamen hinzu. Wirklich überzeugen konnte allerdings keiner.
„Es muss eine Gruppendynamik entstehen, es muss ein anderer Geist in der Mannschaft sein“, sagte Leitl vor der Saison. Weder ihm noch seinem Nachfolger Nouri ist es bis jetzt gelungen, diesen zu wecken. Fußballerisch verfügen die Schanzer durchaus über Qualität.
Doch Tugenden wie Leidenschaft und Kampfgeist, die in der zweiten Liga in erster Linie gefragt sind, bekamen die übrig geblieben Zuschauer – gegen Paderborn kamen lediglich noch 7594 – lange nicht mehr zu sehen.