Was sich die Jugend wünscht
Das Jugendcafé der Stadt hat Fragebögen an Schüler verteilt. Die Ergebnisse sind interessant, zum Teil überraschend, und zeigen: Es besteht Informationsbedarf
Lauingen 1149 Schüler der Lauinger Mittelschule, Berufsschule und des Gymnasiums haben an einer Befragung teilgenommen, die das Jugendcafé organisiert hat. Die Teilnehmer, zwischen zehn und 19 Jahre alt, antworteten anonym auf Fragen zur Freizeitgestaltung und zu Wünschen und Kritik an Angeboten der Stadt. Die Ergebnisse haben Sabine Kettler und Marius Zimmermann vom Jugendcafé nun vorgestellt. Mit dabei waren Vertreter von Stadt, der Schulen und Vereinen die diskutierten, welche Ideen sich daraus ableiten lassen.
Unter anderem ist Lauingens Zweiter Bürgermeister Dietmar Bulling gekommen. Markus Stuhler erfüllt eine Doppelrolle – er ist der Konrektor der Mittelschule und SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Sein Fraktionskollege Martin Knecht ist da, und die Rektorin der Lauinger Realschule, Karin Leo. Für die Vereine kann Martin Rehm sprechen, der das Kinderhaus am Bahnhof leitet und beim TV Lauingen aktiv ist. „Uns ist aufgefallen, dass wir gar nicht so genau wissen, was die Jugendlichen denken“, erklärt Zimmermann – deshalb die Befragung. Er und Kettler wendeten sich an die Schulen, die sich bereitwillig beteiligten.
Jeweils mehr als 30 Prozent der Schüler gaben als häufigste Treffpunkte „Zuhause“oder „Bei Freunden“an. „Im Verein“kreuzte nur jeder Zehnte an. Bei „Freizeitaktivitäten“gaben nur 2,4 Prozent der Kinder Vereine oder ähnliche Organisationen an. Wie viele Kinder nun genau Vereinsmitglieder sind, lässt sich nicht sagen – schließlich könnten sich auch hinter Freizeitaktivitäten wie „Fußball“ein Verein verstecken. Insgesamt scheinen die Jugendlichen sich häufig innen zu treffen und dann zum Beispiel Computer zu spielen. Treffpunkte außerhalb der eigenen vier Wände sind für viele Jugendliche die Stadthalle, der Marktplatz und Fast-Food-Ketten. „Und was gibt’s da?“, fragt Kettler in die Runde. „WLAN.“Am Marktplatz und an der Stadthalle sind die öffentlichen Hotspots der Stadt, bei McDonalds kann man sich ins WLAN einloggen. Leider gebe es an den genannten Orten regelmäßig Probleme. Die Brennpunkte seien auch der Stadt bekannt, auch wenn sie immer wieder wechselten, erklärt Bulling. „Wir haben auch die Donau als Brennpunkt“, sagt Bulling. Am Ankerplatz gebe es aktuell Schwierigkeiten, die Polizei habe schon kommen müssen, Anwohner fühlten sich gestört. „Wir müssen schauen, dass wir das in den Griff bekommen.“Bulling macht aber klar, dass es sich um Einzelne handele. Mit dem größten Teil der Jugendlichen gebe es keine Probleme. Und den anderen wolle man geeignete Angebote bieten.
Dass WLAN für die Jugendlichen eine wichtige Rolle spielt, zeigte sich auch bei ihrer Kritik an der Stadt. Die Schüler monierten, es gebe zu wenige Hotspots, außerdem zu wenige öffentliche Treffpunkte. Das allgemeine Stadtbild wurde negativ bedacht: Viele Stellen der Innenstadt seien dreckig, zudem störten die Befragten „zerfallene Gebäude“. Einige Jugendliche wünschten sich mehr Einkaufsmöglichkeiten und eine bessere öffentliche Verkehrsanbindung. Was eine gewünschte Bushaltestelle im Lauinger Osten angeht, kann Bulling vermelden: „Da sind wir seit Langem dran, die kommt demnächst.“
Bei den Wünschen der Schüler waren ein Einkaufszentrum und ein Trampolinpark unter den meistgenannten Antworten. Hinzu kamen eine Eislaufhalle, ein Bowlingcenter ... „Vieles ist wünschenswert, aber nicht realisierbar“, sagt Markus Stuhler. Zimmermann erklärt: „Sie wünschen sich auch viele Dinge, die schon da sind.“Unter den Anregungen seien ein Park, ein See, Bolzplätze und auch eine Shisha-Bar. „Ich sehe einen ganz großen Aufklärungsbedarf“, sagt Stuhler. Kettler stimmt zu: „Es ist viel Potenzial da, von dem die Jugendlichen noch nichts wissen.“Deshalb müsse man die Schüler besser informieren, etwa durch Infostände an den Schulen. Dafür könne man einen Stadtplan erstellen, auf dem die für die Jugendlichen wichtigen Spots verzeichnet sind. Leo schlägt vor, eine Stadtrallye anzubieten, bei der die relevanten Orte eingebaut werden könnten, möglicherweise in Zusammenarbeit mit dem Mooseum. Stuhler sagt, er könne sich erst einmal einen „altmodischen Infoflyer“vorstellen, auf dem die Orte verzeichnet sind. Später könnte man sich überlegen, diese den Jugendlichen mit einer App zugänglich zu machen. Rehm schlägt vor, statt des Infostandes direkt in den Unterricht zu kommen. Außerdem einigt man sich, gemeinsame Aktionen des Jugendcafés mit den Vereinen zu veranstalten – so könne man Jugendliche, die wenig mit sich anzufangen wissen, zu den richtigen Gruppen bringen. Alle Jugendlichen werde man nie erreichen, warnt Bürgermeister Bulling. Doch wenn man nur wenigen von denen, die sich bisher verweigern, helfen könnte, wäre das sehr viel wert. Er fügt hinzu: „Was man aber sagen muss: Wir haben eine exzellente Jugendarbeit bei den Vereinen.“Diese müsse man wahrnehmbarer machen. Den Ehrenamtlichen wolle er aber ausdrücklich ein Lob aussprechen. Und auch von der Stadt gebe es ein umfangreiches Angebot.
„Vieles ist wünschenswert, aber nicht realisierbar.“Markus Stuhler