Frankreich jubelt im Regen von Moskau
Der neue Weltmeister gewinnt mit einer taktischen Meisterleistung gegen tapfere Kroaten, die sich nie aufgaben. Nach dem Schlusspfiff sorgt eine faire Geste dafür, dass das ganze Stadion dem Sieger zujubelt
Moskau Es war ein großartiges Finale, ein begeisterndes Duell zweier verschiedener Ansätze des Fußballs. Und vor allem war es nach dem 4:2-Sieg des verdienten neuen Weltmeisters Frankreich so, dass die Sympathien auch dem tragisch gescheiterten Außenseiter aus Kroatien gehörten.
Als zum Ende der ersten Halbzeit ein Gewitter über dem LuschnikiStadion aufzog und Donnerschläge bevorstehendes Unheil verkündeten, dürften die Kroaten schon geahnt haben, was ihnen blüht: An diesem Sonntagabend hatte sich die Welt gegen sie verschworen.
Gegner Frankreich hatte sie kommen lassen, war das inaktivere Team gewesen, hatte nur einmal auf das Tor von Danijel Subasic ge- per Elfmeter, und führte trotzdem 2:1.
Das erste Ei hatte Mario Mandzukic der eigenen Elf ins Netz gelegt: durch eine missglückte Kopfballabwehr nach einem Freistoß von Antoine Griezmann. Der Kreativspieler von Atletico Madrid hatte das Foul gegen den heranstürmenden Marcelo Brozovic gezogen, der ihn berührte. Wahr ist aber auch, dass Griezmann bereits vor dem Kontakt abgehoben hatte.
Es war die erste kalte Dusche für die Elf von Trainer Zlatko Dalic, dessen Elf zuvor überlegen agiert hatte. Wie so oft bei dieser WM musste ein Standard für den Ausgleich herhalten. Es war die vierte Rückkehr der „Feurigen“im vierten K.o.-Spiel.
Luka Modric hatte den Umweg über die rechte Außenbahn gewählt, eine Freistoßflanke in den Strafraum zu bringen: Sime Vrsaljko gewann das Kopfballduell, ehe Vida den Ball auf Ivan Perisic zurücklegte. Der traf aus 16 Metern.
Kroatien war wieder da, die Fankurve hinter dem Tor überbrückte voller Inbrunst 30 Sekunden Spielpause, in denen Griezmann zur Ausführung einer Ecke schritt, und musste dann mit ansehen, wie Perisic im Strafraum den Ball mit der Hand spielte. Schiedsrichter Nestor Pitana entschied nach Studium der Videobilder auf Elfmeter (siehe Artikel unten). Griezmann traf.
Es war die Szene, die der Partie ihre Richtung gab. Denn nach der Pause setzten die Kroaten auf volles Risiko, verpassten aber den Ausgleich. So schlug nach 60 Minuten die Stunde der konterstarken Franzosen: Die vielen Räume in des Gegschossen, ners Hälfte waren für Kylian Mbappé & Co. ein gefundenes Fressen. Über den 19-Jährigen lief der Konter zum 3:1, das Paul Pogba erzielte. Direkt danach erwischte Mbappé Subasic wieder auf dem falschen Fuß: 4:1, die Entscheidung.
Großartig aber war die Moral der Kroaten. Sie kämpften weiter. Und Mandzukic wurde noch belohnt mit einem Tor, als er nach einem Rückpass auf Lloris erahnte, wohin der Torwart den Ball spielen wollte, und den Fuß reinhielt. Danach aber erspielten sich die von drei 120-Minuten-Partien in Serie entkräfteten Kroaten keine Chancen mehr, während abgezockte Franzosen auf den Schlusspfiff hinarbeiteten.
Das sahen und spürten die Zuschauer. Und so herrschte in jenem Moment, in dem er ertönte, fast schon Stille: Nur die 4000 Franzoum sen im Stadion feierten direkt die taktische Meisterleistung einer disziplinierten, abgezockten und konterstarken Elf – eines eiskalt agierenden Weltmeisters.
Die fast zehnmal so vielen Kroaten im Stadion brauchten ein wenig, um sich mit der Situation anzufreunden. Der Dank von Modric & Co. fünf Minuten nach der Partie war der Eisbrecher. Und als die fahnenschwenkenden Kicker der Franzosen um Olivier Giroud ihre übermütige Stadionrunde unterbrachen, die Flagge weglegten und per Applaus auch den kroatischen Fans Respekt zollten, brach das ganze Stadion in Jubel aus.
Tore 1:0 Mandzukic (18./Eigentor), 1:1 Perisic (28.), 2:1 Griezmann (38./Handelf meter), 3:1 Pogba (59.), 4:1 Mbappe (65.), 4:2 Mandzukic (69.)
Zuschauer 78 011 (ausverkauft)