Experten exportieren?
Deutschland. Ein Land der Experten. Exportieren können sie. Vertikutieren können sie. Den Südländern das Sparen erklären können sie. Heimwerken können sie sowieso. Gesundes Essen? Können sie nicht. Saubere Autos? Können sie nicht. Den Heiligen Gral deutschen Fachwissens unangetastet lassen? Können sie nicht. Warum auch?
Die deutsche Nationalmannschaft, kurz #zsmnn, bringt die Nation nicht nur vor den Fernseher, sondern auch zum „Meinen“. Nicht diskutieren, wohlgemerkt. Nach Niederlagen vergewissern sie sich in Kommentarspalten und Tischgesprächen, recht zu haben. Seelisch so nah dran an der Mannschaft – der Jogi kann es nicht besser wissen. Der vermeintliche Experte weiß, den Özil hätte er ja schon vor Jahren aussortiert. Phlegmatisch sei er. Zweikämpfe scheue er sowieso. Und erst der Erdo- äh, Gündogan. Treulose Tomaten sind für ihn beide. Verrat kommt dem Experten noch vor Disziplinlosigkeit; und verraten fühlt er sich im Fußball schnell.
Nicht von korrupten Funktionären und autokratischen Regimen als WM-Ausrichtern, wohl aber von Fehltritten „seiner“Jungs. Da sucht er den Schulterschluss mit kernigen Kickern der alten Schule wie Effenberg und Basler. Der aussortierte Ex-Fußballer und der heimische Experte schaukeln sich gegenseitig hoch; jeder Fehlpass, jedes Fehlverhalten werden lautstark analysiert. Deutschland kann exportieren. Experten-Export. Das verspricht, ein gutes Geschäftsmodell zu sein. Und gute Geschäfte können wir.