Spiele mit großer Symbolik
Schrille Show und bewegende Zeichen des Friedens sorgen für die Höhepunkte bei der Abschlussfeier. Doch russische Sportler müssen wieder auf ihre Flagge verzichten
Pyeongchang Schrill, bunt, laut – und mit Symbolen des Friedens: Die Winterspiele in Pyeongchang sind Geschichte und sollen als Hinterlassenschaft der unruhigen Region entspanntere Zeiten geben. Das ist jedenfalls die Hoffnung von IOC-Chef Thomas Bach. „Athleten aus Südund Nordkorea, ihr habt mit eurem gemeinsamen Einmarsch euren Glauben an eine friedliche Zukunft geteilt. Ihr habt gezeigt, dass der Sport die Leute in einer fragilen Welt zusammenbringen kann. Ihr habt gezeigt, wie der Sport Brücken bauen kann“, rief der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in seiner Rede am Sonntag zum Ende des 17-tägigen Spektakels.
Es war einer der emotionalsten Momente der gut zweistündigen Schlussfeier. Nordkoreas Eiskunstläuferin Ryom Tae Ok, Südkoreas Skeleton-Sieger Yun Sungbin, Tonga-Mann Pita Taufatofua und Sportler der kommenden vier Olympischen Spiele, darunter USSkistar Lindsey Vonn und Frankreichs Biathlon-König Martin Fourcade, hatte Bach auf der großen Bühne um sich geschart und ein Symbol des Friedens senden wollen. Anschließend erlosch das olympische Feuer.
Nur Russlands Fahne fehlte nach zwei Dopingfällen weiter, die Sanktionen wurden am Sonntagmorgen auch für die Schlussfeier ausgedehnt. So mussten die russischen Sportler wie schon bei der Eröffnungsfeier unter neutraler Flagge in das Stadion einlaufen. Das IOCExekutivkomitee hatte am Vormittag beschlossen, die Suspendierung Russlands Nationales Olympisches Komitee wegen des DopingManipulationsskandals in Sotschi 2014 vorerst nicht aufzuheben.
Bach sprach nach einer für Südkorea typischen bunten Lichterschau und Popklängen zwar nicht von den besten Winterspielen der Geschichte, über Komplimente durften sich Staatspräsident Moon Jae In und OK-Chef Lee Hee Beom trotzdem freuen. Es seien „Spiele der neuen Horizonte“gewesen, eine Hommage an die Vergangenheit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft. Die Zukunft auf der koreanischen Halbinsel wird aber wohl weniger durch den Sport als eher durch die Politik bestimmt. Dass US-Prä- sidenten-Tochter Ivanka Trump auf der Ehrentribüne in unmittelbarer Nähe zum berüchtigten General Kim Yong Chol aus Nordkorea saß, mag vielleicht etwas mehr als eine protokollarische Fußnote gewesen sein. Die Spannungen über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm hatten bis Anfang des Jahres noch die Winterspiele überlagert.
Als Meister der Organisation hatte sich Südkorea präsentiert, fast schon erwartungsgemäß wie bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 14 Jahre später bei der FußballWM. Gegen große Kälte und den zum Teil heftigen Wind zu Beginn der Winterspiele hatten die Gastgegegen ber aber kein Mittel. Olympische Hochstimmung vermochten die Gastgeber bei aller Freundlichkeit nur selten herbeizuzaubern. Und zum Schluss schlug das Thema Doping auch noch einmal voll durch.
Die deutsche Fahne schwenkte Christian Ehrhoff, wenngleich dem Eishockey-Star der dramatische K.o. beim olympischen Finale gegen die Russen noch in den Gliedern steckte. Dennoch verließ das deutsche Team Südkorea mit vielen lachenden Gesichtern. 14-mal Gold gab es, so viel wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Und mit 31 Medaillen wurde die Sotschi-Ausbeute (19) deutlich übertroffen.
Die Schluss-Show war ein bunter Strauß aus Musik, Tanz, Lichterschau und Feuerwerk. Nach der Medaillenvergabe zeigten Tänzer unter dem Titel „Achse einer neuen Zeit“eine moderne Choreografie, die mit Medienkunst vermischt war. Es folgte ein K-Pop-Einlage mit der Rapperin CL, die am Ende des Stücks in einem versenkbaren Teil der Arena verschwand.
Am 9. März werden in Pyeongchang die Tore zu den Paralympics geöffnet. In den Jahren danach wird sich herausstellen, ob das elf Milliarden Euro teure Projekt tatsächlich der Region zu einem Boom verhelfen wird. „Annyeong Pyeongchang – Ni Hao, Peking!“hieß es schließlich. Mit einer achtminütigen Einlage, umrahmt von Show-Elementen des chinesischen Filmemachers Zhang Yimou, präsentierte sich Chinas Hauptstadt. Peking wird 2022 Gastgeber sein und damit erstmals nach den Sommerspielen auch Winterspiele austragen.