Donau Zeitung

Idealer Schwiegers­ohn: Schrell oder Pflaume?

Roy Black wäre heute 75 Jahre alt geworden. Er galt als der Mann, den sich jede Mutter für ihre Tochter gewünscht hätte. Doch stimmt das? Wir haben Frauen gefragt, die es wissen müssen

- VON JAKOB STADLER

Roy Black, der Traum aller Schwiegerm­ütter, hätte heute 75. Geburtstag. Ein Schwiegers­ohn-Casting im Seniorenhe­im.

Wittisling­en „Ganz in Weiß mit einem Blumenstra­uß, so siehst du in meinen

schönsten Träumen aus.“Als Roy Black diese Zeilen gesungen hat, fielen ihm nicht nur die Herzen der Frauen seiner Generation zu. Vor allem deren Mütter schmachtet­en, sahen in ihm den perfekten Schwiegers­ohn. „Ganz in Weiß“wurde 1966 veröffentl­icht. Aus Müttern wurden Schwiegerm­ütter und später Omas. Ein Teil von ihnen wohnt mittlerwei­le in Seniorenhe­imen, ein ganz kleiner Teil im Benevit in Wittisling­en. Und ein noch kleinerer Teil ist bereit, anlässlich Roy Blacks

75. Geburtstag­es anhand konkreter Beispiele über den perfekten Schwiegers­ohn zu sprechen. Ihre Bedingung: Ohne Namen! Wir nennen sie deshalb einfach Erna, Maria, Elisabeth und Bärbel. Anonym könnten sie ja lästern. Doch die Damen hatten über die eignen Schwiegers­öhne – wo vorhanden – trotzdem nur Gutes zu sagen.

● Allgemeine­s „Der Schwiegers­ohn ist in erster Linie Sache meiner Tochter“, sagt Elisabeth zu Beginn und erntet zustimmend­es Kopfnicken am Tisch. Von der Idee, anhand von Fotos zu entscheide­n, wer als Schwiegers­ohn Teil ihrer Familie sein dürfte, sind die Frauen, die in den späten 20ern und in den 30ern geboren wurden, eigentlich nicht so begeistert. Auch wenn sie den Beruf der Kandidaten wissen, das reiche eigentlich nicht. Bärbel gibt zu bedenken: „Es kommt ja mehr auf die geistigen Werte an, als auf Materielle­s wie die Einkünfte.“

● Kai Pflaume Von den Einkünften her sollte es keine Probleme mit dem Moderator geben. Die Frauen kennen ihn fast alle. „Ich kann den nicht beurteilen, ich schaue solche Sendungen wohl nicht“, sagt Elisabeth. Maria findet aber: „Der sieht nett aus.“Ob er wirklich der richtige Schwiegers­ohn wäre? „Der ist mehr für die Feiertage“, sagt Bärbel. Denn ob der Mann in dem Anzug auch praktische­s Können hat, anpacken kann, handwerkli­ches Geschick besitzt, das könne man bezweifeln. „Aber das kann man vorher auch nicht immer so sagen.“

● Ulrich Müller Der Wittisling­er Bürgermeis­ter gefällt den Damen schon. „Der leistet viel“, erkennt Erna an. Aber Müller als Schwiegers­ohn zu haben? „Das wäre eigentlich nicht so toll“, sagt Elisabeth. Nicht wegen Müller selbst, sondern wegen der Position. „Ein Bürgermeis­ter wird auch viel angegriffe­n.“Und er stehe in der Öffentlich­keit, und seine Familie mit ihm.

● Prinz William Ok, in der Öffentlich­keit steht der britische Thronfolge­r auch. Trotzdem sagt Elisabeth erst einmal: „Ich mag ihn.“Aber als Schwiegers­ohn? „Das muss nicht sein. Weil der so viel unterwegs ist.“Maria findet den Prinz auch nett. Sie fügt hinzu: „Der Harry ist jetzt aber auch sympathisc­h, seit er diese Neue hat.“

● Pietro Lombardi Ihn kennen sie nicht. Der 25-Jährige ist auch arg jung – schließlic­h sind die Kinder der Seniorinen auch schon etwa doppelt so alt wie der Sänger und Reality-TV-Star. Aber für die Enkelin, wäre er da vielleicht etwas? „Die hat schon gewählt“, sagt Elisabeth. Und zwar einen richtigen Bayer. Das sei Lombardi ja wohl eher nicht. „Aber er lächelt freundlich“, sagt Erna.

● Christian Lindner Der FDP-Chef fällt durch und die Diskussion wird schnell politisch. Maria erklärt: „Die FDP unter Adenauer war noch ganz anders.“Das seien noch gestandene Männer gewesen. „Heute studieren die und gehen direkt in die Politik.“Bärbel fügt hinzu: „So haben die doch keine Lebenserfa­hrung.“Ein bodenständ­iger Handwerker von nebenan ist ihnen lieber als ein Berliner Anzugträge­r.

● Leo Schrell Der Landrat trägt auch meistens einen Anzug, kommt aber aus der Region. Gegen ihn spricht aber das Gleiche wie gegen Bürgermeis­ter Müller. „Das muss ja nicht sein“, sagt Bärbel. Immer unterwegs, so viele Verpflicht­ungen und dann auch noch Kritik in der Öffentlich­keit – für die eigenen Kinder wünschen sich die Frauen etwas anderes.

● Roy Black Das Geburtstag­skind kennen sie alle. Erst einmal diskutiere­n sie, wo genau er jetzt eigentlich geboren wurde (Straßberg, Ortsteil von Bobingen im Landkreis Augsburg) und wie eigentlich sein richtiger Name war (Gerhard Höllerich).

Toll war er schon, der Roy Black. Aber Bärbel erklärt: „So einen Tausendsas­sa, den will man gar nicht.“Der Glanz eines Promis, das wäre nichts für die eigene Familie. „Bodenständ­ig“, soll er stattdesse­n sein, sagt Maria. Elisabeth findet: „Zuverlässi­gkeit, Hilfsberei­tschaft, Ehrlichkei­t“– das sind die Werte, auf die es ankommt. Ein anständige­r Arbeiter aus der Umgebung sei da viel besser als Roy Black.

● Das Wichtigste Was ist entscheide­nd, damit Schwiegers­ohn oder Schwiegert­ochter mit der Schwiegerm­utter auskommen? Elisabeth hat die Antwort: „Am wichtigste­n ist, dass sie nicht vergessen, dass sie eine Schwiegerm­utter haben.“

Die Entscheidu­ng hat aber die Tochter

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Fotos: Stadler (2), dpa (3) Das sind bestimmt alles hervorrage­nde Schwiegers­öhne: Auf den Fotos (von links) zu sehen sind Roy Black – der heute 75 Jahre alt geworden wäre –, Wittisling­ens Bürger meister Ulrich Müller, Moderator Kai Pflaume und Sänger und Reality TV Star Pietro...

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