Wie sicher sind Bayerns Behörden?
Immer wieder kommt es in Ämtern zu Angriffen auf die Angestellten. Was der Innenminister nun ankündigt
Pfaffenhofen/Augsburg Immer wieder kommt es in Behörden, Gerichten oder Jobcentern zu Angriffen auf die Angestellten. Erst vergangene Woche wurde ein Ehepaar im Augsburger Sozialamt rabiat, ging auf eine Mitarbeiterin los und verletzte anschließend noch drei Polizisten. Vor zwei Jahren schlug ein Arbeitsloser einer Arbeitsvermittlerin im Jobcenter in Ulm mit der Faust ins Gesicht. Im Jahr 2012 schoss am Dachauer Amtsgericht ein Angeklagter auf den Staatsanwalt. Dieser starb.
Gestern nun kam es im Jugendamt des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm zu einer Geiselnahme. Noch am Nachmittag kündigte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) an, die Sicherheitskonzepte für bayerische Behörden auf den Prüfstand zu stellen. „Wir werden natürlich auch nach diesem Vorfall noch mal überprüfen, welche zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen gegebenenfalls noch zu treffen sind“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass die Verwaltungen bürgernah bleiben sollten: „Wir können nicht hinter jedem Bürger einen potenziellen Täter sehen – dann würde davon nicht viel übrig bleiben.“
Während die bayerischen Gerichte nach der tödlichen Schießerei in Dachau mittlerweile flächendeckend mit Sicherheitsschleusen und Metalldetektoren ausgestattet sind, sieht die Sicherheitslage in Rathäusern und Landratsämtern und ihren Behörden anders aus. Wie eine Umfrage in der Region ergab, gibt es aktuell keine einheitliche Regelung, wie die Mitarbeiter von Ämtern und anderen kommunalen Anlaufstellen geschützt werden sollen. Dementsprechend unterschiedlich sind die Sicherheitsvorkehrungen. In vielen Behörden gibt es keinerlei spezielle Maßnahmen. Der Publikumsverkehr findet weitestgehend unkontrolliert statt. In besonders sensiblen Bereichen – beispielsweise Ausländer-, Sozial- oder Jugendämter, in denen Bürger oftmals mit existenziellen und sehr emotionalen Themen konfrontiert werden – setzen manche Städte und Landkreise zumindest Sicherheitsglas ein, das die Angestellten von den Besuchern trennen soll.
„Es ist immer eine Gratwanderung: Einerseits wollen wir ein offenes Haus für die Bürger sein, andererseits aber auch die Sicherheit der Mitarbeiter garantieren“, erklärt Richard Goerlich, Sprecher der Stadt Augsburg. Aus diesem Grund habe man in der Vergangenheit darauf verzichtet, aus den Verwaltungsgebäuden „Hochsicherheitstrakte“zu machen. Ähnliches hört man auf Nachfrage in Städten wie Neu-Ulm oder Kempten.
Dennoch wolle man nach den jüngsten Vorfällen nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. In Augsburg will die Stadt gemeinsam mit der Polizei ein neues Sicherheitskonzept erarbeiten. Als Sofortmaßnahme wurde bereits vergangene Woche ein Sicherheitsdienst am Sozialamt installiert. Auch über ein Alarmsystem für die Mitarbeiter, wie es beispielsweise die Agentur für Arbeit oder das Landratsamt NeuUlm bereits hat, wird nachgedacht. Mit diesem können die Angestellten per Knopfdruck schnell Hilfe von den Kollegen anrufen, wenn eine Situation zu eskalieren droht.