Bei Hitze und Minusgraden im Einsatz
Peter Sebro aus Sontheim an der Brenz arbeitet als Bauarbeiter am Brauereistadel in Bachhagel. Dabei ist der 32-Jährige Gefahren und Wetterschwankungen ausgesetzt
Bachhagel Eine große Staubwolke vernebelt die Sicht. Peter Sebro kneift seine Augen zusammen und schüttet den Zementputz in einen großen Behälter. Mit einem übergroßen Mixer vermischt er den Baustoff mit Wasser. So lange, bis eine breiige Masse entsteht. „Wenn das trocken ist, kommt Dichtschlämme darauf“, erklärt er und streicht den Zement mit einem Traufel an die Außenwand. Sebro ist Bauarbeiter und mit daran beteiligt, dass der Brauereistadel in Bachhagel erneuert wird.
Seit Mai laufen die Sanierungsarbeiten an dem um 1870 errichteten Stadel. Einen Monat später stand auch Sebro vom Michael-Stegmaier-Bauunternehmen in Giengen an Ort und Stelle. Seither hat sich viel getan. Vor genau einem Jahr fehlte die Ostwand noch komplett. Aktuell wurde der Stadel an der Stelle bereits um zweieinhalb Meter verlängert.
Mit dem Brauereistadel entsteht ein Gebäude, das Vergangenes und Modernes miteinander verbindet. „Das Gebäude ist halb neu und halb alt“, sagt der 32-Jährige und führt durch das Innere der Baustelle. Alt seien zum Beispiel auch die Balken des Dachstuhls. Beim Übergang zur Ostseite ist der Übergang zum Neuen am deutlichsten zu erkennen. Sebro streicht über den alten Putz. Auch ein Aufzugsschacht ist jetzt vorhanden sowie der Zugang zum Keller. Das ursprüngliche Erscheinungsbild soll weitestgehend erhalten bleiben. „Die Fenster zum Beispiel haben wir wieder freigelegt“, erklärt der 32-Jährige. Aus zeithistorischen Gründen. Bald sollen in dem Gebäude Feste gefeiert werden und Kulturveranstaltungen stattfinden. Damit viel Licht durch den Stadel scheinen kann, soll außerdem bis unter den Giebel eine Glasfront reichen.
Sebro ist stolz, mit seinem Team daran beteiligt zu sein, dass aus dem Stadel ein Veranstaltungshaus wird.
Dafür kommen er und seine Truppe jeden Tag nach Bachhagel auf die Baustelle. Sollte es zu kalt oder heiß sein, spielt dabei keine Rolle. Denn ob es schneit, regnet und stürmt oder die Sonne vom Himmel brennt: Der 32-Jährige aus Sontheim an der Brenz steht pünktlich um sieben Uhr bereit. Hitzekollaps? Kreislaufprobleme? Kennt er nicht. „Wenn es sehr heiß ist, müssen wir viel Wasser trinken und Pausen machen.“
Keine Wetterlage hält den Bauarbeiter von der Arbeit ab. „Nur bei weniger als minus zehn Grad, da arbeiten wir nicht“, sagt er und lacht. Ansonsten ist er es nicht anders ge- wohnt. Mit 20 Jahren machte er die Ausbildung zum Maurer und ging anschließend zur Meisterschule. Beides in seiner Heimat, der Slowakei. In Deutschland gilt der Meistertitel nicht. „Ich müsste die Meisterschule hier noch mal besuchen“, erklärt Sebro. Das hat er aber bislang nicht vorgehabt. Auch sein Vater lernte den Maurerberuf. „In den Schulferien habe ich ihm geholfen. Mir hat das immer gefallen.“
Vor sieben Jahren kam er von der 15000-Einwohner-Stadt Stará Lubovna in den Landkreis. Nach einem Jahr fing er in Giengen als Bauarbeiter an. Zu dem Zeitpunkt sprach er kaum ein Wort Deutsch. Das sei gerade am Anfang besonders schwer gewesen. Zwar hat er sich vorher die wichtigsten Vokabeln für seinen Job rausgesucht. Trotzdem reichte das nicht: „Ich hatte jeden Tag ein Wörterbuch dabei.“Außerdem half er sich mit dem Übersetzer auf seinem Handy. Beides braucht er mittlerweile nicht mehr.
Vor zwei Jahren kaufte er sich in Sontheim an der Brenz ein altes Haus. Die Innenwände hat er abgerissen und neu verputzt. Sebro sagt, das sei der Vorteil seines Jobs. Einen Handwerker brauche er nicht. „Ich kann das alles selbst.“Nur außen habe er noch nicht alles geschafft.
So ein Tag auf dem Bau dauert bis halb fünf. Oft fehlt dem 32-Jährigen danach die Kraft, um noch viel zu unternehmen. Bei schönem Wetter geht es mal ins Freibad. Er will sich lieber entspannen, nachdem er sich körperlich so angestrengt hat. „Aber am Wochenende fahre ich gerne Fahrrad oder gehe schwimmen.“
Am Brauereistadel arbeitet er seit Juni vergangenen Jahres. An dem denkmalgeschützten Haus laufe die Arbeit anders ab als an anderen Baustellen. „Wir haben keinen Kran.“Stattdessen müssen Sebro und sein Team vieles mit den Händen abladen. Mit der Schubkarre schüttet sein Kollege den Schutt in einen Container. Auch ein Radlader war am Anfang im Einsatz und kleine Baumaschinen. Tiefe Löcher umrahmen den Stadel. Der Sontheimer erklärt, dass Fundamente unter die ortsübliche Frosttiefe gehen müssen. „Die liegt ungefähr bei 80 Zentimetern bis einem Meter.“Wird der Stadel nicht tief genug gegründet, könne es zu Frosthebungen kommen. Die Bewegungen würden zu Schäden im Bauwerk führen.
Wer auf dem Bau arbeitet, nimmt auch Gefahren in Kauf. Dem Sontheimer ist bislang noch kein Baugerät auf den Kopf gefallen. Auch tief gestürzt ist er noch nie. „Ich hatte nur einen Unfall an meiner Hand mit einer kleinen Flex.“Eine Woche schrieb man ihn krank. Danach ging es weiter.
Zum Schutz trägt der 32-Jährige stets Handschuhe, oft auch eine Schutzbrille und einen Gehörschutz. „Man muss schon vorsichtig sein.“Damit jeder Bauarbeiter unter sicheren Bedingungen arbeiten kann, kommt auch die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft regelmäßig vorbei und kontrolliert alles vor Ort.
Wie lange er den Job noch ausführen kann, weiß er nicht. Das sei das Manko an der Arbeit auf dem Bau. „Bis 50 möchte ich das auf jeden Fall noch machen. Danach könnte es schwierig werden.“Irgendwann würden die Knochen einfach nicht mehr mitmachen. „Dann kann ich eher im Lager arbeiten oder so.“Denn schon jetzt spüre er nach besonders anstrengenden Tagen, wie sich der Muskelkater durch seine Arme zieht. „Auch die Knie tun manchmal weh oder das Kreuz.“Aber das hat auch was Positives: „Sport brauche ich nicht mehr“, erklärt er und grinst.
An welcher Baustelle er als Nächstes ackert, weiß er noch nicht. „Das ist immer eine Überraschung.“
„Bis 50 möchte ich auf jeden Fall auf dem Bau arbeiten. Danach könnte es schwierig werden.“
Peter Sebro, Bauarbeiter
Im Rahmen unserer 24-Stunden-Serie stellen wir verschiedene Berufe vor. Morgen lesen Sie, wie es im Hochsommer in einer Gärtnerei zugeht und welche fürchterlichen Folgen der Hagel hatte.