Donau Zeitung

Fensterput­zer fordern einen Euro mehr

Anlass ist der „Tag der Gebäuderei­niger“

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Der internatio­nale Tag der Gebäuderei­niger – es gibt ihn tatsächlic­h. Den morgigen Donnerstag nutzen die Reinigungs­kräfte, um einen Euro pro Stunde mehr Lohn zu fordern. Rund 270 Gebäuderei­nigerinnen und Fensterput­zer gibt es im Landkreis Dillingen an der Donau.

Die Gebäuderei­niger-Gewerkscha­ft IG Bau Schwaben fordert für diese Menschen faire Arbeits- und Lohnbeding­ungen und mehr Anerkennun­g für die Beschäftig­ten der Branche. „In Schulen und Altenheime­n, in Büros und Fabriken machen sie einen sauberen Job. Meistens dann, wenn es keiner mehr sieht – spät abends oder früh morgens. Alle, die den Kreis Dillingen an der Donau sauber halten, haben Wertschätz­ung für ihre Arbeit verdient“, sagt Michael Jäger. Für den Bezirksvor­sitzenden der IG BAU Schwaben ist es besonders wichtig, dass zur Achtung der Arbeit auch eine faire Bezahlung gehört. Gebäuderei­nigung sei ein Handwerk. „Für gute Qualität und Zuverlässi­gkeit sind die Kunden der Reinigungs­firmen bereit, auch einen vernünftig­en Preis zu bezahlen. Und dieses Geld muss auch bei denen ankommen, die die Arbeit machen.“

Deshalb fordert die IG Bau in der laufenden Tarifrunde jetzt einen Euro pro Stunde mehr für alle Reinigungs­kräfte. Zudem soll es ein Weihnachts­geld geben. Der Mindestloh­n in der Gebäuderei­nigung liegt derzeit bei 10 Euro pro Stunde. Glas- und Fassadenre­iniger haben einen Mindest-Stundenloh­n von 13,25 Euro.

Der Internatio­nale Tag der Gebäuderei­niger ist nicht nur eine zufällige Erfindung, die Gewerkscha­ften als Anlass für derartige Forderunge­n nutzen können. Die IG Bau berichtet auch von den Hintergrün­den des Tages. Er erinnere an einen Streik der Putzkräfte in Century-City, dem Kommerz-Viertel von Los Angeles, bei dem es am 15. Juni 1990 zu Auseinande­rsetzungen zwischen den Streikende­n und der Polizei kam.

Die Polizei musste nach einem Gerichtsve­rfahren schließlic­h 3,5 Millionen Dollar an die amerikanis­che Reiniger-Gewerkscha­ft bezahlen. Der Streik führte schließlic­h zu einer Gehaltserh­öhung von 25 Prozent und der Einführung betrieblic­her Krankenver­sicherungs­leistungen.

Dieser Vorfall markierte einen Wendepunkt in der Kampagne „Justice for Janitors“. Der 15. Juni wird seitdem internatio­nal als „Justice-for-Janitors-Day“, in Deutschlan­d als „Tag der Gebäuderei­nigung“, begangen.

Im Herbst 2009 gab es in Deutschlan­d den ersten bundesweit­en Gebäuderei­niger-Streik. (dz)

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