Die Jäger und ihre Erinnerungsstücke
In Wertingen wurde gezeigt, was im Jagdjahr 2016/17 erlegt worden war. Ein Jäger wurde besonders geehrt
Wertingen Vor drei Jahren hat Klaus Stüwe seinen Jagdschein gemacht. Schon viele Jahre jagt seine Familie im Revier bei Hirschbach. Den 51-Jährigen fasziniert die Natur, Langeweile kennt der Vizepräsident der Universität Eichstätt nicht beim Warten auf dem Hochsitz: „Es gibt immer was zu sehen.“Soweit möglich, wird das Fleisch der erlegten Tiere gegessen. Aber was geschieht mit den Geweihen? „Ich tapeziere nicht das ganze Haus damit“, sagt Professor Dr. Stüwe, doch er bewahrt alle auf, denn: „Das sind wertvolle Erinnerungsstücke.“
Zum Ende des Jagdjahrs mussten die Revierinhaber am Sonntag alle Gehörne der erlegten Tiere zur Hegeschau ins Wertinger Haus der Jäger anliefern. Parallel lief im benachbarten Waldgasthof Bergfried die Jahreshauptversammlung der Kreisjägervereinigung Dillingen, die musikalisch von den Wertinger Jagdhornbläsern umrahmt wurde. Hier erläuterte Kreisjagdberater Jürgen Reiner: 53 Prozent des Rehwilds wurde im Jugendalter erlegt, 44 Prozent waren zwei- bis vierjährige Tiere, drei Prozent fünf Jahre und älter. Reiner bedauert: „Schon die jungen Tiere müssen erlegt werden, um die geforderten Abschusszahlen zu erreichen, so wird das ältere Schalenwild immer weniger.“Inzwischen sei der Verbiss mancherorts sehr niedrig. Im Zusamtal zum Beispiel zeigen nur drei Prozent der Triebe junger Bäume Schäden. Deshalb könnte man die Mittelklasse der zwei- bis vierjährigen Rehe bewusster schonen und somit die Richtlinien der Schalenwildbejagung, die immer noch gelten, besser umsetzen. Die Abschusszahlen aber stammen aus Zeiten, als der Waldumbau vom Nadelholz in Misch- wald am Anfang stand. Doch der sei zu 70 Prozent erfolgreich abgeschlossen. Reiner folgerte: „Dem könnte man Rechnung tragen und den Abschuss senken.“
Anders beim Schwarzwild: Durch das „paradiesische“Nahrungsangebot vermehren sich die Tiere und damit die Schäden in den Feldern. 907 Sauen konnten erlegt werden, was den Landwirten zugutekomme. Bei den Graugänsen konnten 808 erlegt werden, was zeige, wie groß die Population sei, aber auch die erfolgreichen Anstrengungen der Jägerschaft hier regulierend einzugreifen, meinte Kreisjagdberater Reiner.
Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV) dankte den Jägern für ihren Einsatz. Eine besondere Auszeichnung hatte er für ihren Vorsitzenden Helmut Jaumann dabei, das Ehrenzeichen des BJV in Gold (siehe eigenen Bericht). Wichtig ist dem ehemaligen Landtagsabgeordneten ein gutes Miteinander in der Gesellschaft. Der Einsatz der Jäger vor Ort zeige, was gelebtes Bürgerengagement ist. Dazu gehören Schulklassen- und Kindergartenführungen ebenso wie Aktionen in Ferienprogrammen. Auch die Bürgerallianz, eine Vereinigung von 23 bayerischen Verbänden mit inzwischen 2,2 Millionen Mitgliedern, deren Gründer und Sprecher Vocke ist, sorge politisch für ein starkes Miteinander. Der Dialog mit der Politik ist gefragt und auch gewünscht. Beispielsweise engagieren sich auch der Bayerische Sportschützenbund und Blasmusikverband sowie der Landesverband für Gartenbau- und Landespflege.
Landtagsabgeordneter Johann Häusler freute sich, dass der Jagdpräsident mit seinem Besuch die Wertschätzung für die Region und die Jägerschaft ausdrücke. Stellvertretender Landrat Alfred Schneid betonte, dass die Jagd, Hege und Naturpflege entscheidend dazu beitragen, den Landkreis lebenswert zu machen. Eigentümer, Landwirte, Jäger und Freizeitsportler – jeder habe laut Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier eine andere Sichtweise, wie mit dem Boden umzugehen sei, der nicht vermehrt werden könne. „Danke, dass Sie das friedlich hinbekommen.“Ein besonderes Gastgeschenk hatte Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV), dabei: Er überreichte Helmut Jaumann für sein langjähriges, vorbildliches Engagement die höchste Auszeichnung des BJV, das Ehrenzeichen in Gold. Seit 1960 ist der Wertinger BJV-Mitglied, seit 1999 Vorsitzender der Kreisjägervereinigung. Als Hegegemeinschaftsleiter, staatlicher Schwarzwildberater und enger Berater des BJV-Präsidenten legt Jaumann hohe Maßstäbe bei der Jagdethik an. Vocke bezeichnet den 74-Jährigen als Vorkämpfer für eine waid- und tierschutzgerechte Jagd.
Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass Jaumann seit 2002 über 7000 Cäsiummessungen durchgeführt hat, um die Qualität des heimischen Wildbrets zu sichern und zu garantieren. Die Jagdschule in Wertingen und den Prüfungsstandort haben etwa 500 Jungjägeranwärter unter seiner Regie durchlaufen, was zeigt, dass der Ruf dieser Institution auch überregional sehr gut ist und der hohe Zulauf an Interessierten, das „Grüne Abitur“abzulegen, hoch bleibt. „Vieles verdanken wir dem unermüdlichen Einsatz von Helmut Jaumann“, bestätigt sein Stellvertreter Richard Kraus.
Viermal im Jahr finden seit 2007 Prüfungen statt im Haus der Jäger, zu der aus ganz Bayern Prüflinge anreisen. Die Kreisjägervereinigung ist einer von sieben Akademiestandorten in Bayern. Geplant ist, sich dort künftig noch mehr zu engagieren und aktiv Forschungsprojekte zu unterstützen.