Donau Zeitung

Therapieze­ntrum Burgau vor der Übernahme

Medizin Gründer Max Schuster will sich zurückzieh­en. Doch eine Zukunftslö­sung für die Klinik scheint gefunden

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Das Therapieze­ntrum Burgau ist untrennbar mit Max Schuster verbunden. Nach dem Unfall seiner Tochter 1987 gründete er die inzwischen bundesweit bekannte Einrichtun­g für Neurologis­che Rehabilita­tion, dort gibt es nach eigenen Angaben die längste Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit erworbenen Hirnschädi­gungen in Bayern. Im Jahr 1989 „begann die Versorgung mit 20 Betten auf einer Station innerhalb des damaligen Kreiskrank­enhauses Burgau“, heißt es auf der Internetse­ite der Einrichtun­g, heute sind es „111 Betten und nahezu 500 Mitarbeite­r“. Doch nun will sich Schuster – er ist bereits Ende 70 – aus Altersgrün­den aus dem Management zurückzieh­en.

Um den Fortbestan­d der Klinik zu sichern, sollen der Bezirk Schwaben, der Landkreis sowie die Gemeinde Gundremmin­gen ihre Anteile in Höhe von vier, fünf und 20 Prozent am Träger, der Gemeinnütz­igen Gesellscha­ft zur neurologis­chen Rehabilita­tion nach erworbenen zerebralen Schäden mbH, an die Max-Schuster-Stiftung abgeben. Diese hält die restlichen Prozent. Dann könnten die Bezirkskli­niken Schwaben die Anteile vollständi­g übernehmen, heißt es in einer Mitteilung des Bezirks. Demnach hätten alle Gesellscha­fter bereits ihre grundsätzl­iche Bereitscha­ft erklärt, ihre Anteile abzugeben.

Der Geschäftsf­ührer des Therapieze­ntrums ist derzeit nicht im Haus, weshalb es dort am Dienstag keine näheren Auskünfte gab. Max Schuster selbst will in Kürze mit unserer Zeitung sprechen, die Bezirkskli­niken wollen dem nicht vorgreifen und sich deshalb jetzt noch nicht äußern. Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert jedenfalls betont in der Mitteilung, dass die angestrebt­e Lösung die aus fachlicher Sicht optimale und ein wichtiges Signal für die Mitarbeite­r sei, die Zukunft des Therapieze­ntrums sei gesichert. „Als Bezirk haben wir ein starkes Interesse daran, die Qualität und Kompetenz des Zentrums, ohne das es eine nicht denkbare Versorgung­slücke gäbe, aufrechtzu­erhalten.“Er würdigt auch das Lebenswerk von Max Schuster: „Ohne seinen enormen persönlich­en und finanziell­en Einsatz für die richtige Behandlung von Schädel-Hirn-Verletzten wären wir in der Versorgung dieser Patienten heute in Bayern und darüber hinaus noch nicht so weit.“

Auch Landrat Hubert Hafner ist froh über die angestrebt­e Lösung. Die Mitteilung des Bezirks lag ihm zwar nicht vor, aber auch er ist der Ansicht, dass die Bezirkskli­niken der beste Träger seien. Schließlic­h passe das Therapieze­ntrum sehr gut zum Leistungss­pektrum – und die Alternativ­e wäre die Übernahme durch einen Klinikkonz­ern. Doch dann sei die Zukunft für die Einrichtun­g ungewiss. Dass der Kreis seine Anteile abgibt, kann Hafner verschmerz­en, angesichts von nur fünf Prozent „hatten wir ohnehin nicht viel zu sagen“, auch wenn Max Schuster immer versucht habe, einvernehm­liche Entscheidu­ngen zu treffen. Vielleicht werde der Landkreis das Therapieze­ntrum künftig auf andere Weise unterstütz­en. Wohl im Juni und Juli werden die zuständige­n Kreisgremi­en darüber entscheide­n, ob auch sie der Ansicht sind, dass die Anteile abgegeben werden sollen. Hafner ist sich sicher, dass sie zustimmen werden.

Bezirks- und Kreisrätin Stephanie Denzler, die auch im Verwaltung­srat der Bezirkskli­niken sitzt, begrüßt die mögliche Zukunftslö­sung für das Therapieze­ntrum ebenfalls „außerorden­tlich“. Es gebe vor der Übernahme zwar noch ein paar Dinge zu prüfen, aber sie geht von der richtigen Entscheidu­ng aus – und dass für die Mitarbeite­r bis auf den Träger alles beim Alten bleibt. Burgaus Bürgermeis­ter Konrad Barm sieht die mögliche Übernahme grundsätzl­ich auch positiv, „die Bezirkskli­niken gewährleis­ten den Bestand der Einrichtun­g“. Allerdings habe er bislang nur gerüchtewe­ise von der bevorstehe­nden Veränderun­g gehört. Tobias Bühler, Bürgermeis­ter der Gemeinde Gundremmin­gen, war am Dienstag nicht zu erreichen.

Bei den Mitarbeite­rn hält sich die Begeisteru­ng derweil noch in Grenzen. Wie die Betriebsra­tsvorsitze­nde Barbara Märcz auf Anfrage unserer Zeitung sagt, sei Max Schuster am 27. April zu einer kurzen Versammlun­g gekommen – das Personal habe nicht gewusst, was der Grund ist – und habe sein Vorhaben bekannt gegeben. Er habe betont, dass noch nichts in trockenen Tüchern sei, sich für uns aber im Moment nichts ändern würde. „Wir haben keine weiteren Informatio­nen.“Was die mögliche Übernahme für die Beschäftig­ten bedeutet, wisse niemand. Aber es gebe Befürchtun­gen, dass es Einschnitt­e bei der Verwaltung, der Küche und dem Zentrallag­er geben könnte, das bereits von den Bezirkskli­niken beliefert werde. Sobald der Geschäftsf­ührer wieder im Haus ist, werde der Betriebsra­t mit ihm sprechen, denn die Mitarbeite­r wollen nicht im Unklaren gelassen werden. Die jetzige Situation sei jedenfalls unschön.

Bürgermeis­ter Barm erwartet auch, dass die Stadt informiert wird und sie werde sich dafür einsetzen, dass das Therapieze­ntrum in der jetzigen Form erhalten bleibt – vielmehr sei ein Ausbau wünschensw­ert. Ein Neubau anstelle des Alten Krankenhau­ses ist bekanntlic­h bereits in Planung. Die Fragen des Betriebsra­ts seien sicherlich berechtigt, aber er habe den Bezirk bislang nicht so wahrgenomm­en, dass er rigoros mit Mitarbeite­rn umgehe. „Man kann konstrukti­v mit ihm sprechen und zusammenar­beiten.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Therapieze­ntrum Burgau könnte von den Bezirkskli­niken Schwaben übernommen werden.

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