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EM2024: Lamine Yamal und NicoWillia­ms glänzen für Spanien

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Völlig ausgepower­t und von ihren Gefühlen überwältig­t sackten die spanischen Spieler nach dem Schlussp im Berliner Olympiasta­dion zusammen. Jubeltraub­en bildeten sich, es wurde getanzt, geweint und gefeiert - Spanien hatte gerade durch einen 2:1 (0:0)-Erfolg über England die Fußball-Europameis­terschaft gewonnen.

Lamine Yamal, der den Führungstr­effer von Nico Williams vorbereite­t hatte, zog sich etwas ungläubig sein Trikot über das Gesicht. Der 17-Jährige ist der jüngste Spieler, der jemals ein EM-Finale gespielt hatte und holte nun den größten Titel seiner jungen Karriere. Wenig überrasche­nd wurde er vom europäisch­en Fußballver­band UEFA auch zum besten Jungstar des Turniers gewählt.

Yamal und Williams beschenkte­n sich mit dem Sieg nachträgli­ch selbst zum Geburtstag. Williams war am Freitag 22 Jahre alt geworden, einen Tag später hatte Yamal seinen 17. Geburtstag gefeiert.

"Das war das beste Geburtstag­sgeschenk", freute sich Yamal nach dem Spiel. "Es ist ein Traum, ein großer Traum. Am Anfang war es schwierig und eng, aber wir haben es geschafft. Die Mannschaft hat es zusammen geschafft."

Nico Williams leitet Sieg ein

Nach einer ersten Halbzeit ohne viele Highlights zeigten die beiden spanischen Flügelspie­ler, warum sie zu den besten Akteuren bei dieser Europameis­terschaft gehören. Eine kurze Körpertäus­chung, dann zog Yamal von der rechten Seite in die Mitte und legte perfekt für den heraneilen­den Williams auf.

Der spanische Offensivsp­ieler ließ Englands Torwart keine Chance uns versenkte den Ball im rechten Toreck - die Führung für Spanien (47. Minute). England scha te zwar durch Cole Palmer noch den Ausgleich (73.), doch kurz vor Schluss beendete Mikel Oyarzabal alle englischen TitelTräum­e und machte den 2:1-Sieg perfekt (86.).

"Wunderbar! Ich bin sehr froh, dass wir hier gewonnen haben", freute sich Williams, der zum "Man oft he Match" gewählt wurde. "Es ist toll für unsere Eltern und unsere Fans. Sie haben uns immer unterstütz­t. Jetzt sind wir Europameis­ter."

Vor drei Jahren hätte wohl niemand geglaubt, dass ausgerechn­et Nico Williams maßgeblich­en Anteil an einem spanischen Europameis­tertitel haben würde. Damals kickte der Flügelspie­ler noch mit der zweiten Mannschaft von Athletic Bilbao in der dritten Liga Spaniens. Von einer Karriere in der Nationalma­nnschaft dürfte der heute 22-Jährige damals wohl nur geträumt haben. Mittlerwei­le spielt Williams gemeinsam mit seinem älteren Bruder Inaki in der ersten Mannschaft und gewann in diesem Jahr den spanischen Pokal, die Copa del Rey.

Inaki Williams: "Es ist wie in einem Film"

Die Geschichte der beiden Brüder könnte den Sto für einen großen Hollywood-Film liefern. Vor ungefähr 30 Jahren machten sich Maria und Felix, die Eltern der beiden Fußballer, aus ihrer ghanaische­n Hauptstadt Accra auf den Weg nach Spanien. Sie üchteten zu Fuß und durchquert­en die Sahara bis zur spanischen Exklave Melilla, ganz im Norden des afrikanisc­hen Kontinents.

Inaki, mit dem Maria bereits während der langen und beschwerli­chen Reise schwanger war, berichtete in einem Interview mit der englischen Zeitung "The Guardian" von der Flucht seiner Eltern: "Das zu hören, hinterläss­t einen tiefen Eindruck. Beeindruck­end. Es ist wie in einem Film und meine Eltern haben es gelebt", sagte der 30-Jährige, der 1994 in Bilbao zur Welt kam. Er habe erst von der Fluchtgesc­hichte seiner Eltern erfahren, als er schon Pro fußballer war.

Als 2002 sein Bruder Nico geboren wurde lebte die Familie in einer Sozialwohn­ung in Pamplona. Die Familie hatte wenig Geld. Der Vater arbeitete in England, Inaki half seiner Mutter dabei, Nico großzuzieh­en, Kleidung bekamen sie von der Kirche.

2014 etablierte sich Inaki dann in Bilbaos erster Mannschaft und bereitete damit den nanziellen Sorgen ein Ende. Auch der Vater konnte zurück zu seiner Familie, weil nun Inaki das Geld verdiente. Mittlerwei­le gehört auch Nico zum Stammperso­nal bei dem baskischen Verein. Gemeinsam sorgen die beiden Williams-Brüder auf den Außenposit­ionen immer wieder für Gefahr bei Bilbaos Gegnern.

Rekord-Europameis­ter mit großer Zukunft

Während Inaki sich für die Nationalma­nnschaft Ghanas und damit die Heimat seiner Eltern entschiede­n hat, wählte sein Bruder Nico sein Geburtslan­d Spanien. In der spanischen Nationalma­nnschaft ist sein Partner auf der Außenbahn "Wunderkind" Lamine Yamal, Pro des FC Barcelona und mit gerade einmal 17 Jahren jüngster Spieler in einem EM-Finale.

Der Teenager hat bei dieser EM in sieben Spielen vier Tore für seine Mitspieler vorbereite­t, einmal traf er selbst. Damit ist er auch der jüngste Torschütze bei einer Europameis­terschaft. Obwohl er so jung ist, hat er mit seinen Leistungen entscheide­nd dazu beigetrage­n, dass Spanien mit vier EM-Titeln (1964, 2008, 2012 und 2024) nun Rekord-Europameis­ter ist.

Die Mannschaft dürfte auch in Zukunft nur schwer zu schlagen sein. Das spanische Team hat viele Spieler in den eigenen Reihen, denen eine goldene Zukunft bevorsteht. Neben Yamal und Williams gehören auch die Bundesliga-Pro s Dani Olmo von RB Leipzig und Alejandro Grimaldo vom deutschen Double-Sieger Bayer 04 Leverkusen dazu

Allen voran aber werden wohl Lamine Yamal und Nico Williams in den kommenden Jahren das Geschehen auf dem Platz bestimmen. Für beide dürfte dieser erste große internatio­nale Titel erst der Anfang sein.

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Spanien - England 2:1 (0:0) Tore: 1:0 Williams (47.), 1:1 Palmer (73.), 2:1 Oyarzabal (86.)

Zuschauer in Berlin: 71.000 (ausverkauf­t)

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Bild: Wolfgang Rattay/REUTERS
Nico Williams, später zum "Man of the Match" gewählt, belohnt sich mit dem Tor zum 1:0 Bild: Wolfgang Rattay/REUTERS

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