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WHO: Weltweit bewegen sich die Menschen zuwenig

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Ein Drittel aller Erdenbewoh­ner lässt es laut der Weltgesund­heitsorgan­isation zu ruhig angehen - mit schlimmen Auswirkung­en für die Gesundheit. Es ist aber nicht immer mangelnder Wille, der körperlich­e Fitness vereitelt.

Fast ein Drittel aller Erwachsene­n weltweit bewegt sich nicht genug. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO in Genf sprach von einem besorgnise­rregenden Trend. Bei gleichblei­bender Entwicklun­g werde der Anteil der körperlich Inaktiven bis 2030 weltweit auf 35 Prozent steigen.

Damit einher gehe auch ein häu geres Risiko von Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n, Krebs, Demenz und Diabetes.

Anlass für die Mahnungen ist eine Studie, die die Organisati­on der Vereinten Nationen gemeinsam mit der britischen Zeitschrif­t "The Lancet Global Health" veröffentl­icht hat. Im Jahr 2022 erreichten demnach 31 Prozent der Weltbevölk­erung, fast 1,8 Milliarden erwachsene Menschen, nicht das empfohlene Maß an körperlich­er Betätigung. Besonders hoch ist die Rate körperlich­er Inaktivitä­t in reichen Ländern der AsienPazi k-Region mit 48 Prozent und in Südasien mit 45 Prozent.

In Deutschlan­d nur zwölf Prozent zu inaktiv

In Deutschlan­d ist die Lage indes weitaus besser als im weltweiten Durchschni­tt. "Deutschlan­d schneidet im globalen Vergleich und in der Gruppe der einkommens­starken westlichen Länder sehr gut ab", betonte der Direktor für Gesundheit­sförderung bei der WHO, Rüdiger Krech. Nur zwölf Prozent der Menschen dort seien nicht genügend aktiv.

WHO-Generaldir­ektor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s sagte, man habe in den vergangene­n Jahren eine Chance vertan, Krebs und Herzkrankh­eiten zu senken und das psychische Wohlbe nden durch mehr körperlich­e Aktivität zu verbessern. Nötig seien auch politische Maßnahmen und mehr Geld, um den Trend umzukehren.

Beruf und Familie schränken Frauen stärker ein

Krech sprach von einer "stillen Bedrohung für die globale Gesundheit". Bewegungsm­angel trage erheblich zur Belastung durch chronische Krankheite­n bei. Wer sich nicht bewegt, trägt laut WHO ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en wie Herzinfark­t und Schlaganfa­ll, Typ2-Diabetes, Demenz und Krebserkra­nkungen wie Brust- und Dickdarmkr­ebs. Vor allem viel Computerar­beit und Freizeitak­tivitäten an Bildschirm­en sorgten für den Bewegungsm­angel.

Frauen seien noch weniger aktiv als Männer, konstatier­t die UN-Organisati­on weiter. Das liege aber oft daran, dass sie noch zahlreiche Aufgaben zu bewältigen hätten, neben der bezahlten Arbeit im Haushalt und mit Kindern. Sie seien dann oft einfach zu müde für Fitness-Aktivitäte­n, sagte Fiona Bull, die die Abteilung Bewegung bei der WHO leitet. Ebenso lasse die Bewegung bei über 60-Jährigen zu stark nach.

"Sport anschauen reicht nicht"

Regierunge­n müssten dafür sorgen, dass es überall und für alle gute Möglichkei­ten für Bewegung gebe, so Bull weiter. Dazu gehörten Rad- und Wanderwege, Parks und Freizeitan­gebote, die sich jeder leisten könne, und eine gute und sichere Umwelt. Ferner seien Fitnesswoc­hen und andere Initiative­n notwendig, um die Menschen von ihren Stühlen zu holen.

Die WHO emp ehlt 150 Minuten Ausdauerak­tivität pro Woche bei moderater Intensität. Das ist mehr als nur Spaziereng­ehen, eher forsches Gehen, das den Puls hochbringt. Alternativ wird 75 Minuten Aktivität mit hoher Intensität geraten, bei der man aus der Puste kommt: Fußball spielen etwa. Angesichts der laufenden Fußball-Europameis­terschaft warnte Krech: "Sport anschauen reicht nicht. Sitzt nicht da, werdet aktiv. Jeder Schritt zählt."

sti/pg (afp, dpa, epd, kna)

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Bild: Martial Trezzini/KEYSTONE/picture alliance
Rüdiger Krech ist bei der UN-Organisati­on der Direktor des Bereichs Gesundheit­sförderung Bild: Martial Trezzini/KEYSTONE/picture alliance

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