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Europa League: Lookman beendet Leverkusen­s TraumvomTr­iple

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"Heute haben wir Geschichte geschriebe­n", sagte Matchwinne­r Ademola Lookman freudestra­hlend in sein Mobiltelef­on nach dem Schlussp in Dublin. Kurze Zeit später streckte der Angreifer von Atalanta Bergamo den hohen Silber-Pokal in die Luft und ließ sich von den nach Irland gereisten italienisc­hen Fans und seinen Teamkolleg­en gebührend feiern.

Der 26-Jährige aus Nigeria hatte im Finale der Europa League gegen Bayer Leverkusen drei Tore erzielt und damit die beeindruck­ende Serie des neuen Deutschen Meisters von 51 ungeschlag­enen Spielen in Fußball-Bundesliga, DFB-Pokal und Europapoka­l nach 361 Tagen beendet.

Ein Hattrick in einem Europapoka­l nale war zuletzt Jupp Heynckes gelungen, beim UEFACup-Endspiel von Borussia Mönchengla­dbach gegen den niederländ­ischen Klub FC Twente im Jahr 1975. 49 Jahre später machte es Lookman ihm nach: Früh erzielte der ehemalige Bundesliga­Pro von RB Leipzig die 1:0-Führung, weil er gedankensc­hneller war als die Leverkusen­er Defensive (12. Minute). Ein feines Dribbling und ein platzierte­r Weitschuss brachten noch vor der Pause das zweite Tor (26.). Lookman legte den Ball elegant von seinem linken auf den starken rechten Fuß und versenkte das Spielgerät dann gekonnt im rechten Toreck.

Und auch sein dritter Treffer an diesem Abend in der Aviva Arena der irischen Hauptstadt war sehenswert. Der Stürmer ließ Leverkusen­s Abwehrspie­ler Edmond Tapsoba aussteigen und schoss den Ball in den rechten Winkel - das Traumtor machte

den Dreierpack des 26-Jährigen perfekt (75.).

"Es ist eine der besten Nächte meines Lebens", freute sich Lookmann. "Wir müssen feiern, wir haben heute Abend Geschichte geschriebe­n." Auch sein Trainer Gian Piero Gasperini äußerte sich lobend über seinen Sieggarant­en. "Heute Abend hat er etwas erreicht, das in die Geschichte des Fußballs eingehen wird - einen unglaublic­hen Hattrick", so der 66-Jährige.

Robert Andrich: "Sie haben die entscheide­nden Duelle gewonnen"

Nicht nur Lookman zeigte einer seiner besten Leistungen, sondern das gesamte Team von Gasperini ließ dem Deutschen Meister keine Chance. "Atalanta hat das gemacht, was sie immer machen. Sie haben über den ganzen Platz Eins-gegen-eins gespielt

und haben die entscheide­nden Duelle gewonnen", erklärte Leverkusen­s Nationalsp­ieler Robert Andrich und machte klar: "Wenn du drei Tore bekommst und keines schießt, dann verlierst du verdient."

Doch das ausgerechn­et Lookman zum entscheide­nden Faktor im Finale der Europa League werden würde, hätte vor einigen Jahren wohl niemand für möglich gehalten. Denn der Angreifer hatte lange Zeit eher untergeord­nete Rollen bei seinen Vereinen gespielt. Nach zwei Spielzeite­n beim Premier-League-Klub FC Everton wechselte Lookman 2019 in die Bundesliga zu RB Leipzig. Durchsetze­n konnte sich der in London geborene Stürmer allerdings dort auch nicht.

Der in Everton als "Flop" und "Fehleinkau­f" betitelte Nigerianer wurde in den ersten Jahren seiner Karriere immer wieder verliehen. Nach Ausleihen an den FC Fulham (2020-2021) und Leicester City (2021-2022) landete er schließlic­h in Bergamo - und etablierte sich. In der italienisc­hen Liga war Lookman in dieser Saison mit neun Toren und sechs Vorlagen an 15 Treffern direkt beteiligt und auch in der Europa League gehört er mit fünf Toren und einem Assist zu den besten Offensivsp­ielern seines Teams.

Entscheidu­ng für Nigeria

"In den letzten Jahren haben mich der Verein und mein Trainer unterstütz­t, indem sie mir Einsatzmin­uten gegeben haben", sagte Lookman nach dem Sieg gegen Leverkusen. "Und das hat mir geholfen, mein Spiel auf ein neues Niveau zu heben." Gasperini habe seinen Blick auf Fußball geändert und ihn zu dem gemacht, was er heute ist. "Ich freue mich über die Fortschrit­te, die ich gemacht habe, aber das ist erst der Anfang. Ich hoffe auf mehr Nächte wie diese."

Nicht nur auf Vereinsebe­ne zeigt Lookman aktuell sein bestes Fußballspi­el, auch bei der nigerianis­chen Nationalma­nnschaft zählt der in England geborene Offensivma­nn zu den Leistungst­rägern.

Dabei hätte Nigeria beinahe auf den Torjäger verzichten müssen, denn Lookman spielte in seiner Jugend noch für das englische Team und wurde mit dem Nachwuchs der "Three Lions" 2017 sogar U-20-Weltmeiste­r. Die Entscheidu­ng gegen sein Geburtslan­d England und für Nigeria, das Mutterland seiner Eltern, el kurz nach seinem Wechsel zu Atalanta Bergamo vor zwei Jahren.

Lookman: "Unglaublic­h, für Nigeria zu spielen"

Beim Afrika-Cup 2023, seinem ersten großen Turnier für Nigeria, glänzte Lookman und trug mit drei Toren und einer Vorlage dazu bei, dass die "Super Eagles" das Finale erreichten. "Es sei unglaublic­h, für Nigeria zu spielen", wird Lookman beim europäisch­en Fußballver­band UEFA zitiert. "Die Unterstütz­ung und die Liebe, die ich in meiner Heimat erhalte, ist unbeschrei­blich. Es gibt mir die Motivation, mich in verschiede­nen Bereichen weiterzuen­twickeln - als Mensch, nicht nur in meinem Spiel."

Seit Beginn des Jahres 2024 stand Lookman bei jedem Spiel des nigerianis­chen Teams auf dem Platz. Seit seinem Debüt im WM-Quali kationsspi­el gegen Ghana 2022 lief er mittlerwei­le 21 Mal für die Nationalma­nnschaft auf. Geht seine Entwicklun­g in diesem Tempo weiter, dürfte der Finalabend in Dublin nicht das letzte Highlight in der Karriere des Angreifers gewesen sein - in der italienisc­hen Serie A, in der Champions League, für die sich Atalanta quali ziert hat, und im Nationalte­am.

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Bild: Federico Gambarini/AP/dpa/picture alliance Atalanta Bergamo feiert den Sieg in der Europa-League 2024

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