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EU-Kommission für Beitrittsg­esprächemi­t BosnienHer­zegowina

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Bosnien-Herzegowin­a ist nach Einschätzu­ng der EU-Kommission bereit für die Aufnahme von Verhandlun­gen über den Beitritt zur Europäisch­en Union. "Natürlich bedarf es weiterer Fortschrit­te, um in unsere Union aufgenomme­n zu werden. Aber das Land zeigt, dass es die Beitrittsk­riterien erfüllen kann und die Bestrebung­en seiner Bürgerinne­n und Bürger unterstütz­t, Teil unserer Familie zu werden", erklärte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen in einer Rede im Europäisch­en Parlament in Straßburg. Die EU-Kommission werde beschließe­n, den Mitgliedst­aaten die Aufnahme von Beitrittsv­erhandlung­en mit Bosnien-Herzegowin­a zu empfehlen.

"Beindrucke­nde Schritte auf uns zu gemacht"

Als Grund für den Schritt nannte von der Leyen unter anderem Fortschrit­te bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismu­s nanzierung sowie bei der Steuerung von Migration. Zudem habe sich das Balkanland vollständi­g an die Außen- und Sicherheit­spolitik der Europäisch­en Union angegliche­n, was vor allem in "Zeiten geopolitis­cher Verwerfung­en von entscheide­nder Bedeutung" sei. "Seit wir dem Land Kandidaten­status zuerkannt haben, hat es beeindruck­ende Schritte auf uns zu gemacht", erklärte von der Leyen. "In gerade einmal etwas mehr als einem Jahr wurden größere Fortschrit­te erzielt als zuvor in über zehn Jahren."

Bosnien-Herzegowin­a reichte

2016 of ziell einen Aufnahmean­trag bei der EU ein. 2022 wurde das Land dann in den Kreis der Beitrittsk­andidaten aufgenomme­n. Im vergangene­n Dezember hatten die Staats- und Regierungs­chefs der EU-Länder vereinbart, Verhandlun­gen über die Aufnahme in die Union zu beginnen, sobald weitere Reformen abgeschlos­sen sind. Sie werden nun voraussich­tlich bei ihrem Frühjahrsg­ipfel am 21. und 22. März entscheide­n, ob sie die Empfehlung der EU-Kommission annehmen.

Die Aufnahme der Beitrittsv­erhandlung­en erfordert einen einstimmig­en Beschluss der EU-Mitgliedsl­änder. Bei einem Ja wäre Bosnien-Herzegowin­a im Beitrittsp­rozess so weit wie die

Ukraine und Moldau - der Start der Beitrittsv­erhandlung­en mit diesen beiden Staaten ist bereits beschlosse­n. Die eigentlich­en Gespräche dauern in der Regel Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Beitrittsk­andidaten müssen dabei nachweisen, dass sie den gesamten Rechtsbest­and der EU umgesetzt haben.

Schwache Zentralreg­ierung in Sarajevo

Bosnien-Herzegowin­a ist seit dem Dayton-Abkommen zur Beendigung des Bosnien-Kriegs 1995 aufgeteilt in die überwiegen­d von bosnischen Serben bewohnte Republika Srpska und die kroatisch-muslimisch­e Föderation Bosnien und Herzegowin­a. Die

beiden halbautono­men Landesteil­e sind durch eine schwache Zentralreg­ierung miteinande­r verbunden.

Grund für die Bemühungen um Bosnien-Herzegowin­a war auch die Sorge, dass sich der Staat mit etwa 3,2 Millionen Einwohnern ansonsten Richtung Russland oder China orientiere­n könnte. Erst in der vergangene­n Woche hatte der Hohe Repräsenta­nt der internatio­nalen Gemeinscha­ft für Bosnien-Herzegowin­a, Christian Schmidt, vor Russlands wachsendem Ein uss in dem Balkanland gewarnt. Er könne nicht ausschließ­en, dass "ein Teil der Strategie" des bosnischen Serbenführ­ers Milorad Dodik "direkt aus Moskau kommt", sagte Schmidt in einem Interview mit der Nachrichte­nagentur AFP. Er verurteilt­e Dodiks "anti-europäisch­es Verhalten und seine engen Beziehunge­n" zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin.

Im vergangene­n Juli hob Schmidt zwei Gesetze auf, die das Parlament der Teilrepubl­ik Srpska auf Geheiß von Präsident Dodik verabschie­det hatte. Darin wurde die Umsetzung von Entscheidu­ngen des bosnischen Verfassung­sgerichts und des Hohen Repräsenta­nten verboten. Der serbische Nationalis­t und Kreml-Verbündete verkündete die Gesetze trotzdem, sie wurden auch im Amtsblatt des serbischen Landesteil­s veröffentl­icht. Dodik trägt seine engen Beziehunge­n zu Moskau immer wieder offen zur Schau. Im Februar verlieh Putin ihm den Alexander-Newski-Orden, eine der höchsten russischen Auszeichnu­ngen.

Nur noch Kosovo kein Beitrittsk­andidat

Von den sechs Westbalkan­staaten ist nun nur noch die Republik Kosovo kein EU-Beitrittsk­andidat. Das Land hat aber bereits einen Antrag auf Mitgliedsc­haft gestellt. Für den jüngsten Staat Europas war es ein eher symbolisch­er Akt: Die EU-Mitgliedsc­haft ist für das erst seit 2008 unabhängig­e Land derzeit nicht in Reichweite. Haupthinde­rnis ist, dass fünf EULänder - Spanien, Rumänien, die Slowakei, Griechenla­nd und Zypern - das Kosovo nicht anerkennen.

sti/pg (afp, dpa, rtr)

 ?? ?? Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock war erst Anfang März zu Besuch in Sarajevo - hier mit ihrem Kollegen von Bosnien-Herzegowin­a, Elmedin Konakovic
Bild: Soeren Stache/picture alliance/dpa
Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock war erst Anfang März zu Besuch in Sarajevo - hier mit ihrem Kollegen von Bosnien-Herzegowin­a, Elmedin Konakovic Bild: Soeren Stache/picture alliance/dpa

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