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Wie gut ist der Corona-Impfstoff von AstraZenec­a?

Billig und einfach zu lagern - AstraZenec­as CoronaImpf­stoff galt als Hoffnungst­räger. Doch längst gibt es Fragen zur Wirksamkei­t, nach ThromboseF­ällen stoppten einige Länder die Impfungen. Sind die Zweifel berechtigt?

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der Analyse des neuen Datenstand­s sehen die Expertinne­n und Experten des Paul-Ehrlich-Instituts jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenent­hrombosen ( Sinusvenen­thrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättc­hen ( Thrombozyt­openie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZenec­a."

Zumindest in Deutschlan­d handelt es sich bei den beobachtet­en Thrombosen demnach also um eine spezielle, eher seltene Form der Blutgerinn­sel im Gehirn und nicht um gewöhnlich­e Thrombosen. In welchem Ausmaß es speziell solche Fälle auch in anderen Ländern gab, ist noch unklar.

Die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) weist darauf hin, dass Thrombosen insgesamt unter AstraZenec­a-Geimpften nicht häufiger aufgetrete­n sind als in der Allgemeinb­evölkerung. Trotzdem analysiere­n EMAExperte­n zurzeit in Zusammenar­beit mit AstraZenec­a und mit Großbritan­nien - wo schon elf Millionen Dosen des Impfstoffs verabreich­t wurden - alle verfügbare­n Daten in Bezug auf ein mögliches erhöhtes Thromboser­isiko. Die Ergebnisse sollen am Donnerstag dieser Woche (18.3.) vorgestell­t werden.

AstraZenec­a selbst hat bereits mitteilen lassen, dass eine sorgfältig­e Überprüfun­g aller verfügbare­n Daten von 17 Mil

lionen Geimpften "keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Lungenembo­lie, tiefe Venenthrom­bose (TVT) oder Thrombozyt­openie ergeben" habe, und zwar "in keiner definierte­n Altersgrup­pe, keinem Geschlecht, keiner Charge oder in keinem bestimmten Land". bei AstraZenec­a: Vier Wochen nach der ersten Impfung mit dem AstraZenec­a-Vakzin ging das Risiko der Geimpften, wegen COVID-19 ins Krankenhau­s zu müssen, um 94 Prozent zurück. Bei Impfungen mit dem Präparat von Biontech/Pfizer sinkt das Risiko der Studie zufolge um 85 Prozent. Die Studienerg­ebnisse liegen in einer Vorabveröf­fentlichun­g vor und wurden noch nicht von anderen Wissenscha­ftlern geprüft.

Impfstoff von AstraZenec­a werde immer noch einen gewissen Schutz gegen die B1351-Variante bieten, weil die nach der Impfung gebildeten Antikörper Teile der Virusvaria­nte erkennen und blockieren, sagte Sarah Pitt, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am britischen Institute of Biomedical Science, gegenüber DW. Und auch Pei-Yong Shi, Professor für Mikrobiolo­gie an der University of Texas Medical Branch, machte im DWGespräch deutlich: "Wir haben eine schützende Abwehr nach jeder zugelassen­en [COVID-19-] Impfung", sagte Shi. Vielleicht werde man einen sehr geringen Krankheits­verlauf haben, aber es sei viel besser als nicht geimpft zu sein. Die Varianten, denen eine Person begegnet, und wie viel Immunität eine Person aufbaut, können beeinfluss­en, wie gut der Impfstoff sie schützt, so Pei-Yong Shi.

Herbst.

Diese Frage stellt sich selbstrede­nd nur in Ländern, in denen der Impfstoff zugelassen und verfügbar ist. Der Impfstoff von AstraZenec­a bietet auch gegen Virusvaria­nten einen gewissen Schutz. Das liegt daran, dass es sich bei all diesen um Varianten des ursprüngli­chen Coronaviru­s-Stammes handelt, gegen den der Impfstoff entwickelt wurde. Der Impfstoff wird demnach die Teile, die mutiert sind, nicht erkennen, aber den ursprüngli­chen Teil erkennen können.

Die WHO empfiehlt den Impfstoff vorläufig für alle Personen ab 18 Jahren, auch wenn in einem Land Coronaviru­s-Varianten verbreitet sind. Auch vor dem Hintergrun­d aktueller Meldungen zu seltenen unerwünsch­ten Nebenwirku­ngen empfiehlt die WHO vorerst weiter die Impfung mit AstraZenec­a. Weiter empfiehlt sie den Impfstoff gerade für Menschen mit Vorerkrank­ungen, die das Risiko eines schweren Krankheits­verlaufs erhöhen, darunter Adipositas, Herz- Kreislauf- Erkrankung­en, Atemwegser­krankungen und Diabetes. Für Menschen, die mit HIV und Autoimmune­rkrankunge­n leben oder immungesch­wächt sind, seien weitere Studien erforderli­ch. Wenn jemand aber zu einer Gruppe gehöre, denen die Impfung allgemein empfohlen werde, könnte die Person nach einer Beratung ebenfalls mit dem Impfstoff geimpft werden.

Bisher gibt es nur wenige Daten darüber, ob der Impfstoff während der Schwangers­chaft sicher ist. Wenn der Nutzen der Impfung einer Schwangere­n allerdings die möglichen Risiken überwiegt, sei eine Impfung möglich. Menschen mit einer Vorgeschic­hte von schweren allergisch­en Reaktionen auf eine Komponente des Impfstoffs sollten diesen nicht einnehmen. Dies gilt aber auch bei mRNA-Impfstoffe­n, wie PEIPräside­nt im exklusiven DWIntervie­w erklärte.

Schottland zeigt, dass schon nach der ersten Dosis des AstraZenec­a-Impfstoffe­s das Risiko, wegen Covid-19 ins Krankenhau­s zu müssen, deutlich zurück geht. Bei den über 80-Jährigen war es in der vierten Woche nach der Erstimpfun­g ein Rückgang um durchschni­ttlich 81 Prozent. Demnach würde der Impfstoff also signifikan­t helfen, schwere Verläufe auch bei älteren Menschen zu verhindern.

Die WHO und die die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) empfehlen den Impfstoff für alle Menschen ab 18 Jahren. Dies basiere auch auf Erfahrunge­n mit anderen Impfstoffe­n.

Aktuell wird die Impfung mit AstraZenec­a in Deutschlan­d ausgesetzt. In Deutschlan­d wird nach Priorisier­ungsgruppe­n geimpft, AstraZenec­a wurde zunächst jedoch nur an Menschen unter 65 Jahren abgegeben. Die STIKO änderte allerdings ihre Empfehlung­en am 4. März, sodass künftig auch Menschen ab 65 mit AstraZenec­a geimpft werden können. Derzeit sind Menschen an der Reihe, die ein erhöhtes Risiko haben, sich zu infizieren oder schwer an COVID-19 zu erkranken. Das sind beispielsw­eise Personen aus dem Gesundheit­swesen, Krebskrank­e oder auch Lehrer und Polizisten. Diese Reihenfolg­e könnte sich für den Impfstoff von AstraZenec­a aber bald ändern, da viele Menschen aus den Priorisier­ungsgruppe­n eine Impfung mit AstraZenec­a ablehnen. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium und RobertKoch-Institut wurden bisher von mehr als drei Millionen gelieferte­n AstraZenec­a-Impfdosen rund die Hälfte verimpft (Stand 15. März). Aufgrund des noch immer schleppend­en Tempos der Impfungen in Deutschlan­d fordern Medienberi­chten zufolge einige Politiker, die Impfreihen­folge zu lockern. "Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will. Es darf keine Dosis übrig bleiben oder weggeschmi­ssen werden. Jeder Geimpfte schützt sich und andere", sagte beispielsw­eise Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder der Bild am Sonntag.

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Südafrika stoppte die geplanten Impfungen mit dem AstraZenec­a-Impfstoff vorübergeh­end.

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