Deutsche Welle (German edition)
Wie gut ist der CoronaImpfstoff von AstraZeneca?
Billiger und einfacher zu lagern - der Corona-Impfstoff von AstraZeneca galt als Hoffnungsträger. Doch längst gibt es Fragen zur Wirksamkeit, mehrere Länder stoppen die Impfungen. Sind die Zweifel berechtigt?
Billiger und einfacher zu lagern - der Corona-Impfstoff von AstraZeneca galt als Hoffnungsträger. Doch längst gibt es Fragen zur Wirksamkeit, mehrere Länder stoppen die Impfungen. Sind die Zweifel berechtigt?
Warum setzen mehrere Länder die AstraZeneca-Impfungen aus?
Der Impfstoff von AstraZeneca wird in mehreren Ländern aktuell nicht mehr genutzt. Auch Deutschland setzt die Impfung seit Montag (15. März) aus. "Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa, hält das Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig", teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken, heißt es weiter.
Zuvor hatten auch andere Länder die Impfung mit AstraZeneca gestoppt. Den Anfang machte Österreich, dort erkrankten drei Menschen zeitlich nach der Impfung mit AstraZeneca an Thrombose, eine Person verstarb. Alle drei hatten Impfstoff aus derselben Charge erhalten. Dann folgte einige Tage später Dänemark, das vorerst nicht mehr mit dem AstraZenecaPräparat impft, wie Dänemarks Gesundheitsministerium mitteilte. "Dies geschieht nach Berichten über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Personen, die mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca geimpft wurden", heißt es auf der Webseite des Ministeriums, das sich dabei
Südafrika stoppte die geplanten Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff vorübergehend. auch auf eine Untersuchung der Europäischen ArzneimittelAgentur( E MA) beruft. Dort werde der AstraZenecaImpfstoff untersucht. Hintergrund der Untersuchung ist ein noch ungeklärter Todesfall in Dänemark in zeitlichem Zusammenhang mit einer Corona-Impfung. "Derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den Blutgerinnseln besteht", so das Gesundheitsministerium. G es und heits minister Magnus Heunicke sprach - ebenso wie die Gesundheitsverwaltung-von einer Vorsichtsmaßnahme.
Österreich und Dänemark blieben nicht die einzigen Ländern, die die Impfungen mit AstraZeneca aussetzten: Italien, Norwegen, Bulgarien, Rumänien, Island, Estland, Litauen, Luxemburg und Lettland zogen Chargen des Vakzins aus dem Verkehr, Thailand und Indonesien haben den Impfstart mit AstraZeneca verschoben und auch das deutsche Bundesland
Thüringen setzt die Impfungen damit aus.
Viele Länder argumentieren dabei wie das Beispiel Norwegen: "Als Vorsichtsmaßnahme haben wir entschieden, die Impfungen mit dem AstraZenecaImpfstoff auszusetzen, während die Untersuchung (in Dänemark, Anm. d. Red.) andauert", sagte eine Sprecherin von Norwegens Institut für Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten. Man wolle zunächst weitere Untersuchungen abwarten.
Aktuell ist noch kein anerkannter Fall bekannt, in dem ein Todesfall kausal durch eine Corona-Impfung verursacht wurde, teilte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Mittwoch mit. Mehr Recherchen zu diesem Thema gibt es in unserem Faktencheck zu Todesfällen und Impfungen.
Wie wirksam ist der AstraZeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus?
Mit Blick auf das ursprüngliche Coronavirus hat der Impfstoff von AstraZeneca in klinischen Tests nach der ersten Dosis eine Wirksamkeit von 76 Prozent erreicht. Wenn eine zweite Dosis zwölf oder mehr Wochen nach der ersten Dosis verabreicht wird, steigt die Wirksamkeit auf 82 Prozent. Eine andere Studie kommt auf eine Wirksamkeit von 84 Prozent. In einer weiteren Untersuchung wurde festgestellt, dass der Impfstoff die Dauer der Verbreitung und die Viruslast reduziert, was die Übertragung des Virus verlangsamen könnte. Aufgrund dieser Daten erhielt der Impfstoff in vielen Ländern eine Zulassung.
Eine Untersuchung der Universität von Edinburgh, die als eine der ersten die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen in der realen Anwendung untersuchte, zeigte hohe Werte bei AstraZeneca: Vier Wochen nach der ersten Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin ging das Risiko der Geimpften, wegen COVID-19 ins Krankenhaus zu müssen, um 94 Prozent zurück. Bei Impfungen mit dem Präparat von Biontech/Pfizer sinkt das Risiko der Studie zufolge um 85 Prozent. Die Studienergebnisse liegen in einer Vorabveröffentlichung vor und wurden noch nicht von anderen Wissenschaftlern geprüft.
Wie wirksam ist der AstraZeneca-Impfstoff gegen die britische Mutation B117?
Eine Studie über die Wirkung des Impfstoffs von AstraZeneca gegen die B117-Variante, über die zuerst in Großbritannien berichtet wurde, ergab eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen das ursprüngliche Virus. Die Studienergebnisse zeigen, dass der Impfstoff gegen die britische Variante zu 75 Prozent wirksam ist.
Wie wirksam ist der AstraZeneca-Impfstoff gegen die südafrikanische Mutation B1351?
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist die Wirksamkeit bei der Mutation B1351 deutlich geringer, exakte Zahlen liegen aber noch nicht vor. Die südafrikanische Regierung beschloss, die Einführung des Impfstoffs von AstraZeneca zu stoppen. Der Grund: Eine kleine, noch nicht begutachtete Studie mit 2.000 Personen in Südafrika ergab, dass der Impfstoff nur einen "minimalen Schutz" gegen leichte und mittelschwere COVID-19-Infektionen durch die Coronavirus- Variante B1351 bietet. Die Variante gilt als gefährlicher, da sie sich schneller verbreitet. Sie verursacht die Mehrzahl der COVID-19Infektionen in Südafrika. Durchaus als positiv zu bewerten ist, dass keiner der Teilnehmer an der südafrikanischen Studie starb, schwer krank wurde oder ins Krankenhaus
eingeliefert werden musste. Die Wirksamkeit gegen schwere COVID-19-Infektionen durch die Variante B1351 wurde in der Studie allerdings auch nicht bewertet, da die Teilnehmer ein geringes Risiko hatten, so die Forscher der Universität Witwatersand in Johannesburg in ihrer Analyse.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in einem Schreiben vom 10. Februar weiterhin den Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca, auch wenn in einem Land Mutationen vorhanden sind.
AstraZeneca verteidigte den Impfstoff gegen Zweifel: "[Die] neutralisierende Antikörperaktivität ist gleichwertig mit der anderer COVID-19-Impfstoffe, die eine Aktivität gegen schwerere Erkrankungen gezeigt haben, insbesondere wenn das Dosierungsintervall auf 8- 12 Wochen optimiert wird", heißt es zudem in einer Stellungnahme von AstraZeneca.
Experten bestätigten der DW, dass es zumindest einen gewissen Schutz vor der südafrikanischen Variante gebe: Der Impfstoff von AstraZeneca werde immer noch einen gewissen Schutz gegen die B1351-Variante bieten, weil die nach der Impfung gebildeten Antikörper Teile der Virusvariante erkennen und blockieren, sagte Sarah Pitt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am britischen Institute of Biomedical Science, gegenüber DW. Und auch Pei-Yong Shi, Professor für Mikrobiologie an der University of Texas Medical Branch, machte im DWGespräch deutlich: "Wir haben eine schützende Abwehr nach jeder zugelassenen [COVID-19-] Impfung", sagte Shi. Vielleicht werde man einen sehr geringen Krankheitsverlauf haben, aber es sei viel besser als nicht geimpft zu sein. Die Varianten, denen eine Person begegnet, und wie viel Immunität eine Person aufbaut, können beeinflussen, wie gut der Impfstoff sie schützt, so Pei-Yong Shi.
Warum ist der Impfstoff von AstraZeneca weniger wirksam gegen die südafrikanische Mutation?
Die Variante B1351, auch bekannt als 501YV2, über die zuerst in Südafrika berichtet wurde, weist Mutationen im Spike-Protein auf. Das ist der Teil des Virus, der sich mit menschlichen Zellen verbindet und es ihm ermöglicht, sie zu infizieren. Manchmal ist eine Mutation schädlich für das Virus selbst, manchmal bewirkt sie gar nichts, und manchmal macht sie das Virus schädlicher für Menschen, zum Beispiel, indem sie es infektiöser macht.
Die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe erzeugen Antikörper gegen das Spike-Protein des ursprünglichen Stammes des Coronavirus. Doch nun bekämpfen die Antikörper Viren, deren Spike-Proteine sie nicht vollständig erkennen.
"Die Form des Virus hat sich leicht verändert, aber die Reaktion, die sie erzeugen, basiert auf dem Original", erklärt Sarah Pitt vom britischen Institute of Biomedical Science. Das Virus kann sich also immer noch an eine menschliche Zelle anlagern. Dennoch bietet die Impfung einen gewissen Schutz, da die Antikörper Teile des Virus, die sie erkennen, weiterhin blockiert. Die Menge an Antikörpern, die benötigt werden, um das Coronavirus abzuwehren, sei bisher noch nicht bestimmt worden, sagte Pitt.
Studien von BioNTech-Pfizer und Moderna sagen aus, dass diese Impfstoffe etwas weniger effektiv gegen die B1351-Variante des Virus sind.
Was unternimmt AstraZeneca, um die Wirksamkeit für die südafrikanische Mutation zu verbessern?
Die Leiterin der Oxfordforschungsgruppe Sarah Gilbert sagte zwar der BBC, dass der Impfstoff immer noch vor schweren Erkrankungen schützen sollte. Gleichzeitig sagte sie aber, dass die Entwickler an einem modifizierten Impfstoff arbeiteten, um die südafrikanische Variante zu bekämpfen. Dies dauere wahrscheinlich bis zum Herbst.
Sollte ich mich mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen lassen?
Der Impfstoff von AstraZeneca bietet auch gegen Virusvarianten einen gewissen Schutz. Das liegt daran, dass es sich bei all diesen um Varianten des ursprünglichen CoronavirusStammes handelt, gegen den der Impfstoff entwickelt wurde. Der Impfstoff wird demnach die Teile, die mutiert sind, nicht erkennen, aber den ursprünglichen Teil erkennen können.
Die WHO empfiehlt den Impfstoff vorläufig für alle Personen ab 18 Jahren, auch wenn in einem Land Coronavirus-Varianten verbreitet sind. Weiter empfiehlt sie den Impfstoff gerade für Menschen mit Vorerkrankungen, die das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs erhöhen, darunter Adipositas, Herz- Kreislauf- Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Diabetes. Für Menschen, die mit HIV und Autoimmunerkrankungen leben oder immungeschwächt sind, seien weitere Studien erforderlich. Wenn jemand aber zu einer Gruppe gehöre, denen die Impfung allgemein empfohlen werde, könnte die Person nach einer Beratung ebenfalls mit dem Impfstoff geimpft werden.
Bisher gibt es nur wenige Daten darüber, ob der Impfstoff während der Schwangerschaft sicher ist. Wenn der Nutzen der Impfung einer Schwangeren allerdings die möglichen Risiken überwiegt, sei eine Impfung möglich. Menschen mit einer Vorgeschichte von schweren allergischen Reaktionen auf eine Komponente des Impfstoffs sollten diesen nicht einnehmen. Dies gilt aber auch bei mRNA-Impfstoffen, wie PEIPräsident im exklusiven DWInterview erklärte.
Ist die Impfung für alle Altersgruppen geeignet?
Seit dem 15. März wird die Impfung mit AstraZeneca in Deutschland ausgesetzt. Grund dafür sind Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa. Zuvor hatte die Ständige Impfkommission ( STIKO) in Deutschland am 4. März empfohlen, alle Altersgruppen mit AstraZeneca zu impfen. Dabei stütze die STIKO sich auf neue Studiendaten aus Schottland und England, die "erstmals robuste Ergebnisse zur guten Wirksamkeit des Impfstoffs in höheren Altersgruppen bereits nach einer Impfstoffdosis" lieferten. Zuvor war der Einsatz des Impfstoffs in Deutschland nur Menschen bis zu einem Alter von 64 Jahren empfohlen worden.
Die erwähnte Studie aus Schottland zeigt, dass schon nach der ersten Dosis des AstraZeneca-Impfstoffes das Risiko, wegen Covid-19 ins Krankenhaus zu müssen, deutlich zurück geht. Bei den über 80-Jährigen war es in der vierten Woche nach der Erstimpfung ein Rückgang um durchschnittlich 81 Prozent. Demnach würde der Impfstoff also signifikant helfen, schwere Verläufe auch bei älteren Menschen zu verhindern.
Die WHO und die die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfehlen den Impfstoff für alle Menschen ab 18 Jahren. Dies basiere auch auf Erfahrungen mit anderen Impfstoffen.
Wer wird aktuell in Deutschland mit AstraZeneca geimpft?
Aktuell wird die Impfung mit AstraZeneca in Deutschland ausgesetzt. In Deutschland wird nach Priorisierungsgruppen geimpft, AstraZeneca wurde zunächst jedoch nur an Menschen unter 65 Jahren abgegeben. Die STIKO änderte allerdings ihre Empfehlungen am 4. März, sodass künftig auch Menschen ab 65 mit AstraZeneca geimpft werden können. Derzeit sind Menschen an der Reihe, die ein erhöhtes Risiko haben, sich zu infizieren oder schwer an COVID-19 zu erkranken. Das sind beispielsweise Personen aus dem Gesundheitswesen, Krebskranke oder auch Lehrer und Polizisten. Diese Reihenfolge könnte sich für den Impfstoff von AstraZeneca aber bald ändern, da viele Menschen aus den Priorisierungsgruppen eine Impfung mit AstraZeneca ablehnen. Laut Bundesgesundheitsministerium und RobertKoch-Institut wurden bisher von mehr als drei Millionen gelieferten AstraZeneca-Impfdosen rund die Hälfte verimpft (Stand 15. März). Aufgrund des noch immer schleppenden Tempos der Impfungen in Deutschland fordern Medienberichten zufolge einige Politiker, die Impfreihenfolge zu lockern. "Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will. Es darf keine Dosis übrig bleiben oder weggeschmissen werden. Jeder Geimpfte schützt sich und andere", sagte beispielsweise Bayerns Ministerpräsident Markus Söder der Bild am Sonntag.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Nach der ersten Impfung sind laut klinischen Studien Empfindlichkeiten an der Injektionsstelle (mit über 60 Prozent) keine Seltenheit. Mehr als jeder zweite Geimpfte hat laut RKI Schmerzen an der Injektionsstelle sowie Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Auch ein Krankheitsgefühl gehört mit etwa 44 Prozent zu einer häufigen Nebenwirkung. Erhöhte Temperatur trat bei etwa jedem dritten Geimpften auf, Fieber bei knapp acht Prozent. Studien zufolge treten Schüttelfrost bei jedem dritten, Übelkeit bei jedem fünften Geimpften auf.
Die meisten Nebenwirkungen seien leichter und mittelschwerere Ausprägung und würden innerhalb weniger Tage nach der Impfung verschwinden. Nach der zweiten Dosis seien die gemeldeten Nebenwirkungen milder und weniger häufig. Bei Menschen über 65 Jahren sollen die Nebenwirkungen allgemein milder und seltener sein.
Zum Vergleich: Bei den Impfstoffen von BioNTech und Pfizer sowie Moderna treten laut RKI Schmerzen an der Einstichstelle bei über 80 Prozent der Geimpften auf. Abgeschlagenheit (BioNTech/Pfizer: 47 Prozent, Moderna: 65 Prozent) und Kopfschmerzen (BioNTech/ Pfizer: 42 Prozent, Moderna: 59 Prozent) sind auch keine Seltenheit. Deutlich seltener als bei der Impfung mit AstraZeneca kommt es bei den Impfungen zu Fieber als Nebenwirkung (BioNTech/Pfizer: vier Prozent, Moderna: 0,8 Prozent).
Aktuell läuft eine Untersuchung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu einem in Dänemark gemeldeten Verdacht auf Nebenwirkungen des AstraZeneca- Impfstoffs. Dabei geht es um die Bildung von Blutgerinnseln. Ein Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.
In wie vielen Ländern ist der Impfstoff von AstraZeneca zugelassen?
Der AstraZeneca- Impfstoff wurde inzwischen in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinenten zugelassen, wie das Unternehmen mitteilt (Stand: 10. Februar). Das erste Land, das eine Zulassung erteilte, war Großbritannien am 30. Dezember vergangenen Jahres, inzwischen folgten weitere große Märkte wie die EU oder Indien.
Was sagen die Experten zum AstraZeneca-Impfstoff?
Die Meinung der Fachleute gehen auseinander. Der angesehene deutsche Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité nahm das Präparat gegenüber der jüngsten Kritik in Schutz: Der Impfstoff sei besser als sein Ruf, "das kann ich ohne Zögern sagen", so Drosten im Podcast des NDR. "Die Daten, die für die Vakzine von Biontech/Pfizer und AstraZeneca vorliegen, sind sehr ermutigend. Man kann vermuten, dass die Übertragbarkeit durch die Impfung insgesamt verhindert wird." Zudem gebe es noch nicht genügend Daten, um eine Aussage zu treffen, ob das AstraZeneca-Präparat tatsächlich nur eine geringe Wirkung gegen die südafrikanische Mutation habe, sagte Drosten. Er sieht das Problem des in manchen Regionen gesunkenen Vertrauens in den AstraZenecaImpfstoff eher in der Kommunikation: Die Universität Oxford, die den Impfstoff gemeinsam mit dem britisch-schwedischen Konzern mitentwickelt hat, habe zu früh Daten veröffentlicht, die zu Missverständnissen geführt hätten.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes hält dagegen: Frank Ulrich Montgomery sagte, dass sich die Probleme mit AstraZeneca sich nicht "wegdiskutieren" ließen. In der "Rheinischen Post" sprach er sich wegen der geringeren Wirksamkeit gegen eine AstrazenecaImpfung bei medizinischem Personal aus. Zweifel äußerte auch der Infektiologe Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg gegenüber dem ZDF mit Blick auf die Wirkung des Impfstoffs bei Senioren: "Da in den Studien aus Großbritannien und Brasilien nur wenige Patienten - etwa zwölf Prozent - über 55 Jahren eingeschlossen worden sind, ist die Wirksamkeit bei Älteren bisher nicht gut beurteilbar." In diese Kerbe hieb auch John Skerrit von der australischen Regulierungsbehörde für Medikamente: Sehr betagten Personen sollte der Impfstoff besser nicht verabreicht werden, so Skerrit. In einem Report der Behörde wurden "bedeutende Zweifel" an den Daten der klinischen Tests von AstraZeneca geäußert.
Warum ist der AstraZenecaImpfstoff grundsätzlich für viele Staaten interessant?
Der Impfstoff von AstraZeneca ist vor allem aus zwei Gründen attraktiv: Im Gegensatz zu den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna muss der Impfstoff von AstraZeneca nicht bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden. Der Impfstoff kann bei normalen Kühltemperaturen (2-8 Grad Celsius/ 36-46 Grad Fahrenheit) mindestens sechs Monate lang gelagert und damit auch einfacher transportiert werden. Das macht es einfacher, dass auch Hausärzte in ihren Praxen das Vakzin impfen könnten.
Zum Vergleich: Der Impfstoff von BioNTech-Pfizer kann in einem Kühlschrank mit Temperaturen von zwei bis acht Grad maximal 120 Stunden gelagert werden, und muss sonst in UltraTieftemperatur-Gefrierschränken (mindestens bei Minus 70 Grad) deponiert werden.
Zudem gilt der Impfstoff von AstraZeneca als günstiger. Der genaue Preis ist unklar, in einem mittlerweile gelöschten Tweet
der belgischen Staatssekretärin Eva De Bleeker wurden angebliche europäische Preise für eine Dosis veröffentlicht: 15 Euro für Moderna, 12 Euro für Pfizer/ BioNTech und 1,78 Euro für AstraZeneca. Nach Angaben von AstraZeneca mache die einfache Lieferkette und ein Versprechen, keinen Gewinn zu machen, den Preis der Impfung günstiger. AstraZeneca und BioNTech/Pfizer trafen beide Vereinbarungen mit COVAX, einer globalen Initiative, die darauf abzielt, kostengünstige Impfstoffe an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verteilen. COVAX wird von Gavi, der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) und der WHO betrieben.
Wer hat den CoronaImpfstoff von AstraZeneca entwickelt?
Der Impfstoff mit der Bezeichnung AZD1222 wurde von einem Team der Oxford University und dem britisch-schwedischen Arzneimittelkonzern AstraZeneca entwickelt. Zu dem Forschungsteam gehören Wissenschaftler des Jenner-Instituts und der Oxford Vaccine Group.
Wie funktioniert der Impfstoff von AstraZeneca?
Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff. Dieser basiert nach Angaben des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auf Erkältungsviren von Schimpansen, die für den Menschen harmlos sind. Die sogenannten Erkältungsviren aus der Familie der Adenoviren wurden so modifiziert, dass sie das Gen mit dem Bauplan für die Herstellung eines optimierten Oberflächenproteins des Coronavirus (SARSCoV-2-Spikeproteins) enthalten.
Nach der Impfung gelangt das Impfvirus in einige wenige menschliche Körperzellen. Die Zellen verwenden das Gen zur Herstellung des Spikeproteins. Das Immunsystem erkennt dieses dann als fremd an und bildet als Reaktion des Immunsystems Antikörper und T-Zellen, die im Idealfall vor einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 schützen.
Warum zweifeln Menschen am Impfstoff von AstraZeneca?
Die Zweifel speisen sich aus mehreren Quellen: zum einen aus kritischen Medienberichten über die Wirksamkeit, zum anderen durch die nach ersten Erkenntnissen eingeschränkte Wirksamkeit gegen die südafrikanische Mutante sowie durch den geringeren Wirksamkeitswert in klinischen Studien und in Deutschland auch aufgrund der ersten Empfehlung, den Impfstoff nur Menschen bis 65 Jahren zu verabreichen. Hinzu kamen Berichte über unerwünschte Nebenwirkungen (siehe oben). In der Folge blieb der AstraZenecaImpfstoff in manchen Regionen in den Kühlregalen liegen, weil sich Menschen nicht mit diesem Mittel impfen lassen wollen.
Gut sichtbar werden diese Zweifel am Beispiel der Berliner Polizei. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, tauschten sich Polizisten kritisch in internen Chats über ihre Bedenken zum Impfstoff aus, den sie nach Plänen von Berlins Innensenator Andreas Geisel und der
Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik nun vorgezogen erhalten sollen. AstraZeneca sei ein "zweitklassiger Impfstoff", sagte Jörn Badendick, Sprecher der Polizeigewerkschaft "Unabhängige in der Polizei e.V." und verwies auf die geringere Wirksamkeit des Impfstoffes gegenüber dem von BioNtech/Pfizer. "An der Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen darf nicht gespart werden." Zudem gebe es keine Langzeitstudien zu der Vakzine - was allerdings auch auf andere zugelassenen Impfstoffe zutrifft.
Warum stritten sich die EU und AstraZeneca?
AstraZeneca hatte Ende Januar angekündigt, zunächst nur 31 Millionen Dosen und nicht die erwarteten 80 Millionen Impfdosen im ersten Quartal für die 27 EU-Staaten zu liefern. Geschäftsführer Pascal Soriot hatte die Verzögerungen damit erklärt, dass in Werken in Belgien und den Niederlanden der Ertrag in den "Braubehältern" nicht so groß sei wie ursprünglich angenommen. Das werde jetzt nachjustiert, brauche aber eben
Zeit. Den Vorwurf von EUVertretern, AstraZeneca beliefere das Vereinigte Königreich bevorzugt und ohne Unterbrechungen, wies das Unternehmen zurück.
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Am 31. Januar schrieb EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter, dass AstraZeneca im ersten Quartal doch neun Millionen zusätzliche Dosen, also insgesamt 40 Millionen ausliefern werde. Zudem würden die Lieferungen eine Woche früher als geplant beginnen. Dennoch ist das nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Lieferung von 80 Millionen Impfdosen.
Am 24. Februar meldeten Medien mit Verweis auf einen Insider, dass AstraZeneca erneut vorLieferproblemen stehe: Demnach erhalte die EU im zweiten Quartal möglicherweise nur 90 statt der zugesagten 180 Millionen Dosen.
Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert, zuletzt am 15. März 2021.