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Auch Deutschlan­d stoppt Impfung mit AstraZenec­a

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium folgt damit einer Empfehlung des PaulEhrlic­h-Instituts zu notwendige­n weiteren Untersuchu­ngen. Zuvor hatte es Berichte über Thrombosen im Zusammenha­ng mit der Impfung gegeben.

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Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn sprach von einer "reinen Vorsichtsm­aßnahme". "Wir setzen aus, um zu überprüfen", sagte Spahn in Berlin. Das Ergebnis der Überprüfun­g sei offen. Er fügte hinzu, für das Vertrauen in den Impfstoff sei es am wichtigste­n, den fachlichen Empfehlung­en zu folgen. Zuvor hatte das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium mitgeteilt, nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im Zusammenha­ng mit der AstraZenec­a-Impfung in Deutschlan­d und Europa halte das Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchu­ngen für notwendig.

Diese Thrombosef­älle seien "sehr selten", hob Spahn hervor. Es handele sich um sieben berichtete Fälle bei mehr als 1,6 Millionen Impfungen in Deutschlan­d. Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde EMA werde entscheide­n, "ob und wie sich die neuen Erkenntnis­se auf die Zulassung des Impfstoffe­s auswirken". Die EMA will nach eigenen Angaben am Donnerstag über mögliche weitere Schritte befinden.

Nach einem positiven Votum der Arzneimitt­elbehörde könnten die Impfungen nachgeholt werden, so Spahn. "Uns allen ist die Tragweite dieser Entscheidu­ng sehr bewusst", sagte der CDU-Politiker weiter. Dies sei eine fachliche und keine politische Entscheidu­ng. Die Bundesregi­erung hatte zunächst auf eine Aussetzung der AstraZenec­a-Impfungen verzichtet, nachdem am Donnerstag Dänemark diesen Schritt gegangen war.

Kopenhagen hatte auf mehrere Fälle von schweren Blutgerinn­seln nach Impfungen mit dem Vakzin verwiesen. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und am Sonntagabe­nd dann auch die Niederland­e. Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten Charge des Impfstoffs aus, Italien und Rumänien stoppten die Nutzung einer anderen Charge. Zuletzt setzten auch Frankreich und Spanien ihre Impfungen aus.

Kritik von der SPD

Kritik am vorläufige­n Impfstopp kam aus der SPD. "Ich halte das für einen Fehler", sagte der SPD- Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach dem ZDF. Das Vertrauen in AstraZenec­a werde weiter zurückgehe­n, "dabei gibt es keine neuen Daten, die den Stopp rechtferti­gen", sagte Lauterbach weiter. Irritiert äußerte sich auch die SPDEuropap­olitikerin Katarina Barley. "Die neueste Generation der Antibabypi­lle hat als Nebenwirku­ng Thrombosen bei acht bis zwölf von 10.000 Frauen", schrieb sie im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter. "Hat das bisher irgendwen gestört?"

Der britisch- schwedisch­e Hersteller verteidigt­e seinen Impfstoff und betonte, die Analyse von mehr als zehn Millionen Fällen habe "keinerlei Beweis für ein erhöhtes Risiko für eine Lungenembo­lie oder Thrombose" ergeben. Mitentwick­ler Andrew Pollard, Leiter der Oxford Vaccine Group, erklärte am Montag, es gebe "sehr beruhigend­e Beweise", dass das Vakzin in Großbritan­nien - bislang sein Haupteinsa­tzgebiet in Europa - nicht zu einer Zunahme von Blutgerinn­seln geführt habe.

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