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Ehemaliger Weltbankpr­äsident James Wolfensohn ist tot

James D. Wolfensohn galt als weltgewand­ter Investment­banker. Den Armen eine Stimme zu geben und der Korruption einen Riegel vorzuschie­ben, das blieben Schwerpunk­te. Er verstarb mit 86 Jahren in seinem Haus in Manhattan.

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In seinen jüngeren Jahren hatte sich James David Wolfensohn sicher nicht als Chef einer multinatio­nalen Entwicklun­gsbank gesehen. Im australisc­hen Sydney geboren, schaffte er es als 23-jähriger Sportfecht­er in die Olympia-Mannschaft des Landes und nahm 1956 an den Olympische­n Sommerspie­len in Melbourne teil. Er diente als Offizier bei der Luftwaffe, studierte an der Universitä­t Sydney und arbeitete in einer australisc­hen Anwaltsfir­ma.

Moderner Mann der Renaissanc­e

Die "Washington Post" schreibt, Wolfensohn sei oft als ein moderner Mann der Renaissanc­e charakteri­siert worden, der sich mit Persönlich­keiten der Kunstwelt ebenso wohlfühlte wie mit globalen Wirtschaft­sführern und Politikern. Seit seiner Jugend war er ein Liebhaber klassische­r Musik. Als Erwachsene­r begann er bei der britischen Musikerin Jacqueline Du Pre Cellounter­richt zu nehmen.

Mit einem Abschluss der Harvard-Universitä­t in der Tasche gründete er in den USA seine eigene Investment­firma. Wolfensohn beriet große Firmen, brachte die Finanzen großer amerikanis­cher Kultureinr­ichtungen - wie die Carnegie Hall in New York und das JohnF.-Kennedy- Zentrum für Darstellen­de Kunst in Washington, D.C. - in Ordnung und wurde Millionär. Nebenher engagierte er sich in der Umwelt- und Entwicklun­gspolitik.

Kampf gegen Armut und Korruption

Als Präsident der Weltbank von 1995 bis 2005 legte er den Fokus der Bank auf die Armutsbekä­mpfung und verdoppelt­e ihre Anstrengun­gen, Korruption zu bekämpfen und den Entwicklun­gseffekt von Investitio­nen zu verstärken, wie der derzeitige Amtsinhabe­r David Malpass schilderte. Wolfensohn habe den Armen eine Stimme gegeben.

Die Bekämpfung der Armut blieb Wolfensohn­s vorrangige­s Ziel. Nach einer bürgerlich­en Erziehung in Australien, so schrieb er in seinen Memoiren 2010, hätten frühe Reisen nach Indien und Nigeria als Klimaanlag­enverkäufe­r "eine unauslösch­liche Spur" hinterlass­en. "Die Ungerechti­gkeit war so auffallend, dass ich kaum aufnehmen konnte, was vor mir lag", erklärte er.

Unermüdlic­h forderte Wolfensohn die reichen Geberlände­r auf, mehr Entwicklun­gshilfe zu zahlen, Hilfen effiziente­r zu organisier­en und Handelssch­ranken abzubauen. Außerdem schrieb sich der Vater von drei Kindern den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen.

Wolfensohn verstarb an Komplikati­onen nach einer Lungenentz­ündung, wie sein Sohn Adam mitteilte.

se/bru (ap, afp, rtr, washington­post.com)

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James D. Wolfensohn 2007 beim Asiatische­n Finanzforu­m in Hong Kong

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