Wer verdient am besten in der ITK-Branche?
Noch kann niemand genau sagen, ob und wie stark das Dauerthema Digitalisierung die Gehälter der IT-Fachkräfte beeinflussen wird. Sicher ist, dass diejenigen, die hier gefragt sind, auf der Sonnenseite des Arbeitsmarkts stehen. Die dicksten Geldbeutel haben die Security-Spezialisten. Das letzte überdurchschnittliche Gehaltsplus von im Mittel 6,2 Prozent liegt für IT-Profis schon drei Jahre zurück. Seitdem geht es moderater vorwärts. 2018 wuchsen die Gehälter über alle Berufsgruppen hinweg um 3,5 Prozent an. Das ist ein Ergebnis einer exklusiven Vergütungsstudie von Compensation Partner und der COMPUTERWOCHE. Tim Böger, Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Compensation Partner und Projektleiter der Studie, hat einen eindeutigen Gewinner im Poker um IT-Spitzengehälter ausgemacht. Es ist der Security-Experte, dessen durchschnittliches Bruttojahresgehalt in den vergangenen beiden Jahren von 71.100 auf mittlerweile 75.600 Euro stieg. „Die Sicherheitsexperten werden immer wichtiger – zum Beispiel vor dem Hintergrund der zunehmenden Cyber-Attacken auf global agierende Unternehmen“, sagt Böger. Eine Folge der Digitalisierung und Vernetzung seien neue Sicherheitslücken und Schlupflöcher für Cyber-Kriminelle, die es zu schließen gelte. SAP-Berater verdienen nach den Security-Profis am besten Zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung gehören auch der SAPBerater mit einem Jahresgehalt von 72.900 Euro, der „normale“IT-Berater mit 72.500 Euro und der Projektleiter mit 72.300 Euro. Haben die Experten Personalverantwortung, können sie sogar mit einem 25- bis 35-prozentigen Aufschlag rechnen. Das Schlusslicht bilden die Mitarbeiter in der System- und Netzadministration (49.300 Euro) und im Anwender
Support (44.800 Euro). Die Einkünfte der weniger Qualifizierten stagnierten, so Böger. Der Druck auf Mitarbeiter in Support und Administration wachse. Das Thema Outsourcing spiele nach wie vor eine Rolle, wenn es darum gehe, Kosten zu senken. Master verdienen immer mehr Knapp 60 Prozent aller Personen, deren Daten in die Gehaltsstudie eingeflossen sind, verfügen über einen Hochschulabschluss. Am besten honoriert wird das Universitätsdiplom mit durchschnittlich 76.500 Euro (Vorjahr 72.700 Euro), ein Fachhochschulabschluss bringt 70.700 Euro (Vorjahr 69.200 Euro). Der Master hat noch nicht das Niveau des Diploms erreicht, die Gehaltssteigerung ist aber überdurchschnittlich, so dass im Mittel 65.600 Euro jährlich gezahlt werden (Vorjahr 60.900 Euro). Der Rückstand gegenüber den Diplomanden liegt am noch niedrigen Durchschnittsalter der Master-Absolventen. Der ebenfalls noch junge Bachelor-Abschluss bringt den Experten durchschnittlich 55.200 Euro ein (Vorjahr 53.300 Euro). Wer eine Lehre absolviert hat, muss sich mit etwa 50.000 Euro (Vorjahr 48.500 Euro) im Jahr zufriedengeben. Wichtiger Hinweis: Bei den Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss zu erreichen sind.
Berufserfahrung lohnt sich
Spezialisten mit drei bis sechs Jahren Berufspraxis kommen auf rund 52.200 Euro (Vorjahr 50.900 Euro) jährlich, mit einer Berufserfahrung von sieben bis zehn Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 56.400 Euro (Vorjahr 54.000 Euro). Wer mehr als zehn Jahre im Geschäft ist, hat im Mittel etwa 68.000 Euro (Vorjahr 66.300 Euro) auf dem Lohnzettel. An das Gehaltsniveau ihrer Chefs kommen IT-Fachkräfte trotz aller Berufserfahrung nicht heran: IT-Leiter mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung beispielsweise erhalten knapp 150.000 Euro jährlich. Damit geht die Schere zwischen Fach- und Führungskräften weiter auseinander.
Mittelstand holt auf
Generell gilt: Je größer das Unternehmen, umso höher die Vergütung. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, hat Compensation Partner die Gehälter aller IT-Fachkräfte eines Unternehmens in einen Topf geworfen und den Durchschnitt ermittelt. Die gute Nachricht in diesem Jahr: In den kleinen Firmen sind die Gehälter stärker gestiegen als in großen Betrieben. In einem mittelständischen Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeitern nimmt der Computerfachmann derzeit rund 52.700 Euro nach Hause, im Vorjahr waren es 49.700 Euro. Wechselt er zu einem größeren Mittelständler mit bis zu 1000 Beschäftigten, sind es gleich rund 8000 Euro mehr pro Jahr. Bevorzugt er einen Konzern, kommen noch einmal rund 18.000 Euro drauf, insgesamt macht das dann etwa 78.000 Euro. Böger erinnert daran, dass Konzerne auch deshalb ihren Beschäftigten mehr bezahlen, weil sie tarifgebunden sind. Um weitere 40.000 bis 60.000 Euro kann das Gehalt steigen, wenn der IT-Experte eine Führungsfunktion mit Personalverantwortung übernimmt. Hans Königes, COMPUTERWOCHE