Der Wettbewerb
in Zahlen
Rund zwölf Milliarden Dollar hatte Hewlett-Packard 2011 für das englische Softwarehaus Autonomy hingeblättert – viel zu viel, wie sich bald herausstellte. Rund 8,8 Milliarden Dollar musste der IT-Konzern schließlich bilanziell abschreiben. Hatte HP sich getäuscht oder war man von Autonomy mit falschen Angaben zum Unternehmenswert hinters Licht geführt worden?
Vor Londons High Court beginnt nun – acht Jahre später – ein zivilrechtlicher Prozess, in dem sich der ehemalige Autonomy-CEO Mike Lynch und sein Ex-Finanzchef Sushovan Hussain verantworten müssen. HP beschuldigt das Duo betrügerischer Machenschaften und will 5,1 Milliarden Dollar erstreiten. Die Autonomy-Manager geben sich unschuldig und antworten mit einer Gegenklage im Wert von 150 Millionen Dollar.
Verantwortlich für die Übernahme war seinerzeit CEO Léo Apotheker, der als ehemaliger SAP-Manager das Ziel verfolgte, HP zu einem Softwaregiganten auszubauen. Apotheker musste HP verlassen, noch bevor die Übernahme formell abgeschlossen war. Seine Nachfolgerin Meg Whitman hielt an der Übernahme fest – wohl auch deshalb, weil die strengen britischen Gesetze zu Firmenübernahmen einen Rückzieher kompliziert gemacht hätten. Als Zündler betätigte sich seinerzeit Oracle-Gründer Larry Ellison: Auch ihm habe man Autonomy angedient, aber zu einem „absurd hohen Preis“, zu dem er einem Kauf nie und nimmer zugestimmt hätte.
In London wird nun ein Prozess erwartet, der sich über neun Monate hinziehen und Branchenprominente wie Apotheker, Whitman, Lynch, Hussain und andere in den Zeugenstand führen dürfte. Für die Angeklagten wird es nicht einfach: Hussain war bereits Anfang 2018 von einem US-Gericht schuldig gesprochen worden, den Wert von Autonomy falsch dargestellt zu haben.