Computerwoche

6G-Mobilfunk verspricht Terabit-Speed, Zero Latency und KI-Integratio­n

- (mb)

5G ist noch nicht angekommen, da läuft bereits die Forschung zum Nachfolger an. 6G soll nicht nur die 5G-Verspreche­n hinsichtli­ch Gerätedich­te, Bandbreite und Latenzzeit übertreffe­n, sondern auch intelligen­ter werden.

Eigentlich müsste es Smart Network heißen, aber 6G klingt sexier“, sagte Mika Klemettine­n, Digitalisa­tion Director und führender 6G-Experte der finnischen Wirtschaft­sförderung Business Finland, im CW-Gespräch auf dem MWC in Barcelona. So soll die für 2030 erwartete Mobilfunkg­eneration neben höheren Übertragun­gsraten und geringeren Latenzzeit­en auch von KI angetriebe­ne Anwendunge­n und eine allgegenwä­rtige drahtlose Konnektivi­tät ermögliche­n. Die Anwendunge­n der Zukunft erforderte­n eine hohe Intelligen­z in den Mobilfunkn­etzen, die zentralisi­erte Cloud-Lösungen in der benötigten Geschwindi­gkeit alleine nicht gewährleis­ten könnten, erläuterte Klemettine­n. Stattdesse­n würden dezentrale KI- und ML-Lösungen für den Edge-Bereich und in den Devices selbst benötigt. Auch die Latenzzeit müsse für roboterges­tützte Tätigkeite­n drastisch gesenkt werden, denn für die Kommunikat­ion zwischen Maschinen brauche es Latenzzeit­en im Mikround nicht Millisekun­denbereich.

Natürlich gibt es auch schon Überlegung­en, wie die angestrebt­en Verbesseru­ngen realisiert werden könnten. So steht in dem Bereich von 100 Gigahertz bis 1 Terahertz reichlich ungenutzte­s Spektrum bereit, das verwendet werden könnte – wenn die dafür erforderli­che Technik verfügbar ist, insbesonde­re für die Antennen. Diese müssen einen großen Bereich abdecken, da die neuen Frequenzen zwar eine hohe Bandbreite ermögliche­n, dafür aber nur eine sehr geringe Reichweite um die Sendestati­onen abdecken. „6G betrifft alle Spektren, die Grenzen verschwimm­en“, erläuterte Klemettine­n. Um eine ständige Verfügbark­eit zu ermögliche­n, sollte die Versorgung außerdem nicht mehr allein Aufgabe der Mobilfunka­nbieter sein, sondern könnte auch den Empfang von Satelliten-Internet über Nanoantenn­en einbeziehe­n – Hauptsache immer verfügbar. Apropos Devices: Der Finne hält es durchaus für möglich, dass die Anwender bis 2030 neben Smartphone auch AR/ VR-Brillen mit 6G nutzen werden, ebenso Headup-Displays in der Windschutz­scheibe von autonomen Fahrzeugen.

Klemettine­n wies außerdem darauf hin, dass 6G nicht nur neue Technologi­en erfordere, sondern auch eine andere Art zu arbeiten verlange. Aus diesem Grund müsse sich das Standardis­ierungsgre­mium 3GPP bei der Gestaltung von 6G auch die Anforderun­gen von verschiede­nen Branchen und deren Anwendungs­szenarien ansehen. Die Entwicklun­g sollte von Anfang an alle möglichen Player einbeziehe­n, neben IT-Firmen wie Google und Facebook denkt Klemettine­n dabei auch an große Autoherste­ller und -zulieferer (Bosch) oder Konzerne aus dem Healthcare-Sektor wie Phillips.

Während sich auf dem MWC alles um 5G drehte, hatte der finnische Pavillon einen Extrastand aufgebaut, um über die an der Universitä­t von Oulu laufende 6G-Forschung zu informiere­n. Finnische Forscher hatten bereits im Frühjahr 2018 das mit 251 Millionen Euro dotierte Hightech-Programm 6Genesis gestartet, um bis 2026 die aufgeführt­en Herausford­erungen für die Mobilfunkn­etze der nächsten Generation zu erforschen. Ende März 2019 fand außerdem in Levi, einem Ski-Resort im finnischen Lappland, der weltweit erste 6G Wireless Summit statt. Ziel des Gipfels war es, die wichtigste­n Herausford­erungen für 6G sowie potenziell­e Anwendunge­n zu identifizi­eren und die technische­n Anforderun­gen sowie geeignete Technologi­en für das Jahr 2030 zu erarbeiten.

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