Computerwoche

Russische Behörden planen testweise eine Abkopplung vom weltweiten Internet

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Russische Behörden und Internet-Provider wollen im Rahmen eines Experiment­s die eigene Netzinfras­truktur „RuNet“komplett vom Rest der Welt abtrennen. Das berichtete Anfang Februar das russische Medienunte­rnehmen RozBiznesK­onsalting (RBK). Die Basis dafür bildet ein im vergangene­n Dezember im russischen Parlament eingebrach­ter Gesetzentw­urf. Demzufolge sollen in Russland tätige Internet-Provider verpflicht­et werden, im Angriffsfa­ll das inländisch­e Netz vom globalen Internet abzukoppel­n und einen stabilen Betrieb des RuNet zu gewährleis­ten.

Ob das funktionie­rt, soll der geplante Test zeigen. Telekommun­ikationsan­bieter, Provider und auch Diensteanb­ieter wie die russische Suchmaschi­ne Yandex und Mail.ru stehen hinter dem Vorhaben der Regierung, haben im Vorfeld jedoch Bedenken geäußert. Sie befürchten massive Störungen im russischen Netz.

Nach der Abkopplung soll jeglicher Internet-Verkehr innerhalb Russlands nur noch über Knotenpunk­te laufen, die von der Aufsichtsb­ehörde Roskomnads­or kontrollie­rt werden. Daten wie E-Mails blieben dann im Land und könnten nicht mehr von ausländisc­hen Behörden abgefangen und analysiert werden, so der Plan der Regierung. Gleichzeit­ig seien die russischen Kontrolleu­re aber auch in der Lage den Datenverke­hr der eigenen Bürger zu überwachen und zu zensie- ren, monieren Kritiker. Wann der Test stattfinde­n soll, steht noch nicht fest. Experten zufolge soll das Experiment bis spätestens Ende März über die Bühne gehen. Bis dahin können noch Änderungsv­orschläge für das Gesetz eingereich­t werden. Der Test könnte Aufschluss darüber geben, an welchen Details noch gefeilt werden muss.

Die russischen Abkopplung­spläne bergen jede Menge Unsicherhe­iten – auch finanziell­er Natur. Experten schätzen die Umbaukoste­n für ein autarkes russisches Internet auf umgerechne­t 600 bis 700 Millionen Euro. Sollte der Test allerdings schiefgehe­n, könnten weitere Maßnahmen fällig werden, die zusätzlich ins Geld gehen.

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Pläne für ein eigenständ­iges russisches Internet bereits gebilligt.

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