Orr nee! Stadtrat for dert mehr Säggs’sch im All tag
Nicht nur das Rathaus will davon nix hören
CHEMNITZ Nach seinem AfD-Austritt Ende April macht Stadtrat Paul Steuer (77, fraktionslos) wieder von sich reden. Dieses Mal auf Sächsisch. Er meint, dass in regionalen Radiound Fernseh-Sendungen zu wenig Dialekt auftauche. Dazu wollte er auch die Haltung der Stadt kennen und stellte sogar eine Ratsanfrage.
Bei der Verwaltung stieß er jedoch auf taube Ohren.
„Mich regen Sprecher und Sprecherinnen in Radio und TV auf, die sich einen abbrechen, um Hochdeutsch zu sprechen.
Wir sollten reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist“, schimpft Paul Steuer. Die Medien verstünden ihr Handwerk, aber der Nachrichten-Block wirke oft abgehackt und gekünstelt.
Fernsehen off Säggs’sch? Andreas Herudek, Chef von Chemnitz Fernsehen, schließt das aus: „Wir sind ein lokaler Fernsehsender, aber Moderationen auf Sächsisch sind kein Thema.“Mundart käme in der Sendung „ChemnitzerArt“zur Sprache. Stadtrat Steuer, Vater
des Eislauf
Trainers Ingo Steuer, geht noch weiter: Reisende sollten an Bahnhöfen mit sächsischer Mundart und nicht durch eine „computer-dressierte Ansage“begrüßt werden. Zumindest im Rathaus verhallt sein heimatlicher Vorstoß folgenlos. Eine Beantwortung der seltsamen Sächsisch-Anfrage lehnte die Verwaltung ab. Begründung: Für Meinungsfragen
und Dialekt sei man nicht zuständig.
Auch Kabarettist Stephan Dettmeyer (71), als Eduard Sachsenmeyer DER Experte für Mundart-Angelegenheiten, hält mehr Sächsisch in Öffentlichkeit und Rundfunk für übertrieben: „Um Gottes willen, ich höre mir ja selbst relativ oft zu“, scherzt er. Jedes Völkchen habe ein Recht auf den eigenen Dialekt, aber der sei nur bei Kultur, Unterhaltung und Spaß
zu Hause. tmo