Fahndung nach diesem Mann
GÖRLITZ - Die Ärzte hatten die Unterlagen schon ausgefüllt, für die Polizei war der Fall erledigt. Alles machte den Anschein, als sei Ingeburg H. (90) in ihrer Wohnung in Görlitz eines natürlichen Todes gestorben. Doch dann kam Angehörigen etwas komisch vor ...
Nachbarn kannten Ingeburg als liebenswerte Frau. Immer war die Seniorin für ein nettes Gespräch zu haben, gab ihre Zeitung zum Lesen an Nachbarn weiter, füllte die Wasserschalen vor dem sanierten Plattenbau für die Vögel auf. „Sie lebte allein, ging mit Rollator noch selbst raus, auch zum Einkaufen. Ihre Enkelin besuchte sie regelmäßig, half im Haushalt“, sagt Nachbar Siegfried Barkusky (77). „Sie war nicht mehr so gut zu Fuß, aber geistig noch auf dem Posten.“
Am Vormittag des 15. August fanden Angehörige Ingeburg leblos auf. „Wir hatten uns schon gewundert, da am Vormittag ihre Seniorengruppe geklingelt hatte, aber niemand die Tür öffnete“, berichtet Nachbar Barkusky. Ein Arzt sah sich die Tote an, fand nichts Ungewöhnliches. Da ahnte noch niemand, was wirklich geschehen war.
Später bemerkte eine Verwandte, dass die EC-Karte der Verstorbenen fehlte. Sie meldete sich bei der Sparkasse. Die stellten fest, dass jemand am 15. August die Karte in einem Geldautomaten (Berliner Straße) verwendet hatte. Seitdem ermittelt die Mordkommission! Und Tatsache: „Bei der rechtsmedizinischen Sektion des Leichnams ergaben sich Anzeichen dafür, dass die Seniorin womöglich getötet wurde“, sagt Polizeisprecher Thomas Knaup (44). Die Seniorin wurde offenbar zwischen dem 14. August (17 Uhr) und 15. August (11 Uhr) umgebracht. Weitere Details verschweigen die Behörden.
Einzige Spur ist das Kamerabild des Geldautomaten. Es zeigt einen jungen Mann (graues T-Shirt, Jogginghose, dunkles Basecap, Gürteltasche) mit der EC-Kar- te der Rentnerin in der Hand und einem Autoschlüssel. Ob der Unbekannte auch der Mörder ist, weiß die Polizei noch nicht.
Die Wendung zum Verbrechen schockt die Hausbewohner. „Das hatte wirklich keiner gedacht. Jetzt sind wir verängstigt. Ich riegle nun Türen ab, schließe auch die Fenster, wenn ich schlafe“, sagt Nachbarin Lorena Tzschoppe (57).
Die Polizei lobt 5 000 Euro Belohnung für Hinweise aus: Telefon 03581/46 81 00. tyx