Die Angst der Politik um die Bedeutung des Nationaltea
BERLIN - DFB-Präsident Reinhard Grindel kündigte gestern „gravierende Veränderungen“an, doch die Angst vor bleibenden Schäden des WM-Desasters und der leidigen Affäre um Özil wird immer größer. Für Dagmar Freitag, der Vorsitzenden des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, steht nicht weniger als die gesellschaftspolitische Bedeutung der Nationalmannschaft auf dem Spiel.
Im politischen Berlin herrscht längst die Sorge, dass dies zumindest in puncto Integrationskraft des A-Teams nicht mehr möglich sein wird. „Der Umgang mit der Causa Özil/Gündogan hat das Potenzial zu gefährden, was diese Nationalmannschaft in den letzten Jahren zu Recht auch verkörpert hat: Integration kann gelingen. Auch oder vor allem im Sport“, sagte Freitag.
Die Angelegenheit sei laut der SPD-Politikerin „dermaßen verfahren, dass es nur noch Verlierer geben kann: Özil, Verband und die Gesellschaft“. Die SPD-Politikerin kritisierte in diesem Zusammenhang Grindel und Bierhoff. „Wenn jemand nach einem Rückweg sucht, soll man helfen“, zitierte Freitag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Ob der DFB Özil gerade eine Brücke baut, über die beide zu gehen bereit sind, erscheint mir zumindest zweifelhaft.“
Sie halte es für „fatal, dass die Kommunikation zurzeit einseitig über die Medien läuft. Ein Spieler, der schweigt, ein Verband, dessen Spitze redet und sich auch noch missverstanden fühlt“. Damit bezog sich Freitag auf Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff, der zuletzt wegen Äußerungen bezüglich Özil in einem Interview mit der Welt zurückgerudert war.
Heftige Kritik am DFB übte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, dem die Sündenbock-Rolle von Özil sehr missfällt. „Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdogan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea Schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionäre nach drei Wochen Nachdenken kommen“, twitterte er ironisch.