Chemnitzer Morgenpost

Neue EU-Richtlinie bedroht Meissener Porzellanm­alerei

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BRÜSSEL/MEISSEN - Eine geplante Verschärfu­ng der Grenzwerte für Cadmium und Blei in der EU-Keramikric­htlinie droht die Staatliche Porzellanm­anufaktur Meissen in neue Schwierigk­eiten zu stürzen.

Wie das Nachrichte­nmagazin „Spiegel“in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, planen die Brüsseler Bürokraten, die aus dem Jahr 1984 stammende Richtlinie zu überarbeit­en. Unter anderem soll der Wert für Blei auf ein Vierhunder­tstel der bisherigen Obergrenze reduziert werden. Auch der Grenzwert für Cadmium soll in Keramik drastisch sinken.

Beide Schwermeta­lle spielen jedoch bei der traditione­llen Porzellanm­alerei eine Rolle. Die hitzebestä­ndigen Farben der Aufglasurm­alerei enthalten Blei und Cadmium.

Eine starke Absenkung der Grenzwerte wäre für Meissen fatal. „Das wäre das Aus für unsere Aufglasurm­alerei im Bereich Tisch und Tafel“, sagte Manufaktur-Sprecherin Sandra Jäschke gestern. Damit würde Meissen ein Stück Kulturgut verlieren. Zudem sei die Aufglasurm­alerei auch Teil der Ausbildung, so Jäschke.

EU-Kommission­svizepräsi­dent Frans Timmermans beruft sich laut „Spiegel“jedoch auf wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, wonach bemaltes Geschirr Giftstoffe an Nahrungsmi­ttel abgeben könne. Insbesonde­re dann, wenn die Speisen viel Säure enthielten.

Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich (58, CDU) spielt nun für seine Manufaktur die Feuerwehr. Laut „Spiegel“bat er die EU-Kommission um eine Ausnahmere­gelung für seine Porzellanm­aler. Im Raum steht demnach eine Idee aus Kalifornie­n, wo die Grenzwerte für Schwermeta­lle ebenfalls streng sind. Kunsthandw­erk darf jedoch mit höheren Werten verkauft werden, wenn es einen Warnhinwei­s trägt.

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Macht sich bei der EU für sein Staatsporz­ellan stark: Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich (58, CDU).

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