Favoriten duellieren sich bis zum Umfallen
IZOARD - Als Christopher Froome nach der vielleicht härtesten Prüfung seiner Karriere den vierten TourSieg quasi in der Tasche hatte, fiel eine Zentnerlast von ihm ab. Freudestrahlend und fröhlich winkend stieg der sonst so kühle Brite aufs Podest und genoss in einem frischen Gelben Trikot den Jubel der Zuschauer am legendären Izoard.
18. Etappe
„Es war einfach ein sehr, schweres Finale. Aber jetzt habe ich die Alpen überstanden und muss nur noch einmal im Zeitfahren das Maximum geben“, sagte der Brite, nachdem er beim Tagessieg des Franzosen Warren Barguil in der Manier eines großen Champions und dank einer Glanzleistung seiner Sky-Armada auf der letzten Bergetappe der 104. Frankreich-Rundfahrt alle Angriffe abgewehrt hatte.
Sein französischer Rivale Romain Bardet kassierte als Tagesdritter zwar vier Sekunden Zeitgutschrift, die dürften aber zu wenig sein. „Ich wollte ihn und Rigoberto Uran abhängen - das war aber unmöglich“, so Froome, während Bardet nach dem geplatzten Traum vom ersten französischen Tour-Sieg seit 32 Jahren völlig erschöpft am Boden hockte.
„Ich habe alles gegeben. Ich dachte, ich muss mich auf der Ziellinie übergeben, bin nur noch mit Willen da hoch gekommen“, sagte Bardet: „Die Tour ist aber dennoch ein Erfolg.“Im Gegensatz zu Froome hat er seinen Tagessieg - der Brite könnte als erst sechster Fahrer überhaupt die Tour ohne Etappenerfolg gewinnen.
Barguil ist nach seinem Coup in 2360 m Höhe das Bergtrikot nicht mehr zu nehmen. „Das alles hier ist einfach unglaublich, ein Traum wird wahr“, sagte der Franzose nach dem vierten Etappensieg des deutschen Sunweb-Teams binnen einer Woche.
Froome kam zeitgleich direkt hinter Bardet als Vierter ins Ziel und geht nun mit 23 Sekunden Vorsprung auf den französischen Hoffnungsträger Bardet sowie 29 auf den Kolumbianer Uran in die letzten drei Etappen, von denen nur noch die vorletzte entscheidenden Einfluss auf das Gesamtklassement nehmen dürfte.
Morgen dürfte Froome dann ein grundsolides Zeitfahren in Marseille reichen, um die Tour nach 2013, 2015 und 2016 erneut zu gewinnen. Im Kampf gegen die Uhr ist der 32-Jährige klar stärker als Bardet, auch Uran dürfte in einem Wettkampf ohne Zwischenfälle nicht übermäßig Zeit auf den Mann in Gelb aufholen können.
Bester Deutscher war auch gestern Rundfahrt-Hoffnung Emanuel Buchmann, der mit Tagesrang 31 seinen 15. Platz in der Gesamtwertung behauptete. Diesen wird der 24-Jährige wohl auch am Ende der Tour belegen - besser war zuletzt Andreas Klöden (Cottbus) 2012 als Elfter.