Frau? Mann? Ein Possenspiel!
RIO - Caster Semenya spricht nicht viel. Sie weiß, dass ihre tiefe Stimme Argwohn hervorruft, jedes ihrer Wörter immer wieder abgewogen wird. Semenya überlegt sich ihre Sätze genau. „Wenn ich laufe, bin ich glücklich“, sagt die schnelle Südafrikanerin.
Semenya spricht nicht viel, doch
RIO - Am Morgen danach hat Stabhochsprung-Verlierer Renaud Lavillenie seine Kritik am brasilianischen Publikum bereut. ausgerechnet über das Intimste, ihre Sexualität, redet die ganze Welt. Ist sie eine Frau? Ist sie ein Mann? Wie hoch ist ihr Testosteronwert? Die Szene ist in Aufruhr - Semenya rennt vor Olympia wieder viel schneller als jede andere Frau der Welt.
„Ich habe viel durchgemacht. Jetzt bin ich zurück“, sagt Semenya, die Top-Favoritin auf Gold nicht bedacht“, schrieb der Franzose auf seiner Facebook-Seite. Lavillenie hatte nach seiner Niederlage gegen den Brasilianer Thiago da Silva verärgert auf die vielen Pfiffe für ihn reagiert. Unmittelbar danach hatte er gesagt: „1936 war die Menge gegen Jesse Owens“- im Rückblick auf die Spiele vor 80 Jahren in Berlin. „Wir haben so etwas seitdem nicht mehr erlebt.“ über 800 m. Ihr Auftritt im heutigen Vorlauf (15.55 Uhr MESZ) wird mit Spannung erwartet. Die 25-Jährige ist mit ihren 1:55,33 Minuten die Nummer eins der Welt und am Zuckerhut auf Gold programmiert. Doch ihre Leistungen werden seit ihrem Aufstieg zur Weltmeisterin 2009 in Berlin von vielen Fragen begleitet.
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte 2009 bei Semenya einen Geschlechtertest angeordnet. Die Klärung der Frage, ob die muskulöse Semenya aus Polokwane eine Frau sei, ein Mann oder ob sie Merkmale beider Geschlechter aufweise, wurde zum unwürdigen Possenspiel. Der Weltverband fand nie eine klare Linie, die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht - aber Zeitungen schrieben, sie habe „männliche Geschlechtsorgane“und „weder eine Gebärmutter noch Eierstöcke“.