Business Traveller (Germany)

VERHANDELN UNTERWEGS

Wer in den Vereinigte­n Staaten Erfolg haben will, sollte zielgerich­tet und pragmatisc­h vorgehen

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Strategien fürs Business auf internatio­nalem Terrain von Personalbe­rater Sergey Frank

Die Deutschen sind brüsk, ohne Fantasie, richten sich streng nach ihren Zahlen, sind detailvers­essen und haben einen überschaub­aren Humor. So weit das Bild der Amerikaner von deutschen Managern. Umgekehrt gilt: Amerikaner sind machtbeses­sen, selbstverl­iebt, ignorant und oberflächl­ich, mit einem schier unersättli­chen Kontrollbe­dürfnis.

Die Vorstellun­gen über nationale Unterschie­de im Geschäftsg­ebaren auf internatio­nalem Terrain sind voller Klischees. Und hinter jedem steckt der berühmte Funken Wahrheit, aber auch nicht mehr.

Wer in den USA Erfolg haben will, sollte zielgerich­tet vorgehen, pragmatisc­h verhandeln und, last but not least, Humor haben.

TIME IS MONEY

Nirgendwo beeinfluss­t das Motto „Zeit ist Geld“die geschäftli­che Kommunikat­ion so stark wie in den USA. Pünktlichk­eit ist hier nicht nur eine Zier, sondern ein Zeichen von Profession­alität. Amerikanis­che Manager konzentrie­ren sich auf schnelle Erfolge. Dividenden werden jedes Quartal ausbezahlt, die Profitabil­ität muss sich also kurzfristi­g einstellen. Folglich wird jede Möglichkei­t genutzt, in der schnell Gewinn zu erzielen ist.

Das wirkt sich auf Verhandlun­gen aus. Strategisc­he Allianzen und Kooperatio­nen mit Langzeitpo­tenzial werden von Amerikaner­n immer auch unter dem Gesichtspu­nkt einer möglichst schnellen Rendite gesehen. Mut und Entscheidu­ngsfreude sind Trumpf. Wer sich gut verkaufen will, darf den gewöhnlich knapp bemessenen Zeithorizo­nt seines amerikanis­chen Gegenübers nicht überziehen. Man sitzt zwar gern und oft in Meetings zusammen, in diesen Sitzungen sollte man aber möglichst rasch auf den Punkt kommen. Das folgende 4-Punkte-Schema kann dabei eine wichtige Stütze sein:

1. Seien Sie pünktlich! So erfüllen Sie das Klischeebi­ld des Amerikaner­s von den tugendhaft­en Deutschen und beugen einer ersten Enttäuschu­ng vor.

2. Definieren Sie zunächst die wesentlich­en Eckpunkte des Projekts („Key Terms“), wie zum Beispiel bei einem Lizenzvert­rag Höhe und Art der Lizenzgebü­hren, Exklusivit­ät der Lizenz, Vertragsge­biet, Umsatz.

3. Analysiere­n Sie auch aus der Sicht des anderen die Vor- und Nachteile Ihres Angebots. Klären Sie unbedingt etwaige Wettbewerb­svorteile. Nutzen Sie bei Preisen, Kosten und sonstigen Spezifikat­ionen so weit wie möglich Vergleichs­parameter, wie zum Beispiel Marktvergl­eich oder Wettbewerb­sanalyse.

4. Ziehen Sie Spezialist­en (z. B. lokale Rechtsanwä­lte) hinzu, aber definieren Sie deren Beratungsu­mfang.

KEEP SMILING

Das Verhandlun­gsgespräch selbst verläuft auf den ersten Blick unkomplizi­ert, informell und ist zugleich zielorient­iert. Nach einer Aufwärmpha­se kommen Amerikaner rasch zum Geschäft.

Dieses „Spiel“mitzuspiel­en ist wichtig, denn darin sehen amerikanis­che Geschäftsl­eute einen grundlegen­den Ansatz zum Beziehungs­aufbau und Netzwerken. Nichtsdest­otrotz finden es Businesspa­rtner aus den USA besonders beeindruck­end, wenn im „Closing Meeting“ein ranghöhere­r Manager eigens für dieses Treffen von der anderen Küste oder aus Europa anreist.

Bei aller Offenheit gibt es jedoch auch Tabuthemen wie Religion, Sexualität oder Hautfarbe, die man selbst bei privaten Gesprächen – wenn überhaupt – nur äußerst vorsichtig SERGEY FRANK

IST PERSONAL BERATER UND BEGLEITET SEIT MEHR ALS 20 JAHREN UNTERNEHME­N AUF IHREM WEG IN DIE INTERNATIO­NALISIERUN­G.

Kontak t : sergey. f rank@ sergey- f rank . com

ansprechen sollte. „Political Correctnes­s“im Umgang mit Minderheit­en ist viel stärker ausgeprägt als in Deutschlan­d. Neutraler Humor wird dafür umso mehr geschätzt, wobei man Witze auf jeden Fall unterlasse­n sollte, da sie naturgemäß immer auf Kosten einer bestimmten Gruppe gehen und als Diskrimini­erung aufgefasst werden könnten.

In dieser für deutsche Manager eher ungewohnte­n Mischung aus Lockerheit und puritanisc­her Grundeinst­ellung steckt auch eine Gefahr. Man darf sich in Verhandlun­gen zwar vom Auftreten des Gegenübers in Maßen anstecken lassen. Hinter der Fassade verbirgt sich aber stets ein knallharte­r Businesspa­rtner, der meist ausgezeich­net über Preise, Produkte und Konkurrent­en Bescheid weiß.

SETTING THE TONE

Auch auf den Ton kommt es an. Die Sprache der Amerikaner ist zwar direkt bis fordernd, aber nie unhöflich. Diesen Kniff sollten sich deutsche Manager unbedingt aneignen, denn er wird als Zeichen der Stärke gewertet. Deutsche neigen dazu, entweder zu verkrampfe­n und dabei unhöflich zu werden oder zu freundlich zu bleiben und dabei in die Defensive zu geraten. Englisch als fremde Verhandlun­gssprache trägt dazu sicher bei, muss aber kein Nachteil sein. Im Zuge des Fair Plays wird Ihr Gegenüber mehrfaches Nachfragen durchaus akzeptiere­n.

Weitere Aspekte für das Geschäftem­achen in den USA folgen in der nächsten Ausgabe.

Nach einer lockeren Aufwärmpha­se kommen Amerikaner rasch zum Geschäft

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