ORIENT und OKZIDENT in einer Stadt
der Stadt? Das prächtige „Royal Mansour“von König Mohammed VI., das fürs Personal extra untertunnelt wurde? Nein, der Prinz zieht ins elegante „Four Seasons“, weil es dort eine Royal Villa mit 450 m2 gibt.
Während Bedienstete über Nacht Hunderte Rosen in seiner Lieblingsfarbe organisieren, spinnen in der Medina (Altstadt) die Märchenerzähler auf dem Platz Djemaa el-Fna ihre jahrhundertealten Geschichten weiter – ein magisches Weltkulturerbe unter freiem Himmel, bewohnt von Schlangenbeschwörern, Berbern mit Affen auf dem Arm und fliegenden Teppichhändlern.
Glücklich, wer ein paar Dirham bei der Hand hat und entspannt durch die verwinkelten Gassen wandeln kann: betörende Gerüche, fremde Laute, die Sonne auf roséfarbenen Mauern, das überwältigende Angebot der Souks. Auf engstem Raum werden bunte Lampen, bestickte Pantoffeln, Gewürze und Gläser präsentiert. Vier Preise gibt es angeblich: für Marokkaner, für Zugereiste, für Touristen und einen für Japaner. Also: Handeln erwünscht! Und den Minztee, den freundliche Händler servieren, mit viel Zucker trinken! Zucker bedeutet Wertschätzung. Je süßer, desto lieber.
Nirgends liegen Orient und Okzident so nah beieinander wie in der „Perle des Südens“. Bauchtanz oder House, Muli oder Ferrari, Burger oder Lamm-Tajine – hier im nördlichen Afrika verschmelzen die Märchen des Mittelalters mit den flirrenden Fantasien des Jetsets. Das war es, was Anfang der Sixties internationale Künstler faszinierte – sie ebneten den Weg in dieses Paradies: Erst dösten Mick Jagger und Andy Warhol in den Opiumhöhlen, nun kommen Leonardo DiCaprio zum Filmfest oder Gwyneth Paltrow auf einen Detox-Tee vorbei. Die Bulgaris und Bransons kauften Riads, verwandelten sie in Boutique-Hotels und private Oasen. Gerade steht die Krupp-Villa wieder zum Verkauf – für 3,5 Mio. Euro.
Nun wurde einem der größten Stars dieser Stadt ein Denkmal gesetzt: Designer Yves Saint Laurent (†2008) bekam sein eigenes Museum. Direkt neben seinem Wohnhaus und dem berühmten Majorelle-Garten. Hier entdeckte der Modemacher ab 1966 seine Farben, fand Inspiration und inneres Gleichgewicht. Der berühmte österreichische Künstler André Heller, 70, macht es ihm nach: Er ist vor sieben Jahren nach Marokko gezogen und betreibt eine halbe Stunde von Marrakesch entfernt seinen Anima-Garten.
Ob Strauss-Kahn übrigens wirklich in Marrakesch geheiratet hat, weiß man bis heute nicht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll auf dem Gauklermarkt ein andermal erzählt werden…