Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hückeswage­ner gründet Cannabis-Club

Florian Frauendorf und seine Freundin haben den Social Club „Grüne Oase“ins Leben gerufen. Sie haben den Anspruch, das Bild des Kiffers zu korrigiere­n. Der Verein will die Hanfzucht profession­ell angehen.

- VON ANDREAS WEBER

REMSCHEID/HÜCKESWAGE­N In Hückeswage­ns Nachbarsta­dt Remscheid hat sich der erste Cannabis Social Club (CSC) gegründet. Die Anbaugemei­nschaft unterhält ein Büro im Greuel in Lennep. In einem Firmenkomp­lex haben Florian Frauendorf (Vorsitzend­er), seine Freundin Emilia Varava (2. Vorsitzend­e) und die fünf weiteren Mitglieder eine Anlaufstel­le angemietet.

Seit dem 21. März ist die „Grüne Oase“ein eingetrage­ner Verein. Einer, wie sie sich der Gesetzgebe­r für seine Teillegali­sierung wünscht. Die ist seit April politisch durch, greift aber erst zum 1. Juli. Dann werden Vereinsmit­glieder Cannabis über ihren Club beziehen. Maximal 50 Gramm mit einem THC-Gehalt von maximal zehn Prozent pro Monat erhalten Personen, die über 21 Jahre alt sind, bei 18- bis 21-Jährigen liegt die Höchstmeng­e bei 30 Gramm.

„Wir finden es richtig, dass der Jugendschu­tz greift“, erklärt Florian Frauendorf. Der 26-jährige Einzelhand­elskaufman­n und Handelsfac­hwirt betont: „Cannabis kann ein

„Natürlich muss man sich auch fragen, warum Alkohol als gesellscha­ftlich akzeptiert­e Droge durchgeht“

Florian Frauendorf Gründer „Grüne Oase“

Genussmitt­el sein, aber auch eine Droge. Gerade für Jugendlich­e kann sie in ihrer Entwicklun­g schädliche Folgen haben.“Der Hückeswage­ner hat erstmals Gras geraucht, nachdem er volljährig war. Dass er sich danach zurückhiel­t, hatte mit seiner Arbeit zu tun. „Ich war beruflich auf meinen Führersche­in angewiesen und wollte nicht Fahrerlaub­nis und Job riskieren.“

Trotz kritischer Überlegung­en betont er: „Cannabis ist für mich ein Herzensthe­ma. Die Kriminalis­ierung war für mich nie nachvollzi­ehbar. Am Ende macht immer die Menge das Gift. Natürlich muss man sich auch fragen, warum Alkohol als gesellscha­ftlich akzeptiert­e Droge durchgeht.“Bei zweierlei möchten Frauendorf und seine Mitstreite­r mit der Vereinsgrü­ndung einen Beitrag leisten: „Zum einen nimmt man so den Reiz, etwas Verbotenes zu probieren.“Zum anderen sorge ein kontrollie­rter, profession­eller Anbau dafür, dass bei der Abgabe hinterher kein gestreckte­s Zeug untergejub­elt wird. Frauendorf hat dies einmal in Bonn erlebt, wo es Bekannten von ihm richtig schlecht ging, als sie mit Haarspray verlängert­es Cannabis konsumiert hatten.

Wer bei der „Grünen Oase“dabei sein will, zahlt einmalig 120 Euro sowie 15 Euro Beitrag im Monat. Wo sich der Grammpreis am Ende einpendeln wird, ist noch nicht klar.

„Wir kalkuliere­n momentan zwischen zehn und 15 Euro.“Ebenso ungeklärt ist, wo die Ernte nach den jeweils dreimonati­gen Zyklen eingefahre­n wird.

Die „Grüne Oase“will den hohen Invest nicht im Alleingang tätigen, der nötig ist, um den Pflanzproz­ess ins Laufen zu bringen. Es braucht Gebäude/Hallen mit entspreche­nden Temperatur­en, Licht, Feuchtigke­it und Dünger. Das alles kostet.

Die „Grüne Oase“stellt sich vor, eine Firma wie GrowHub (Fürstenau) zu konsultier­en, die auf kollektive­n Anbau spezialisi­ert ist und aufgrund ihres Netzwerks kleinen Clubs mit schmalem Budget passende Räumlichke­iten und hochwertig­e Erzeugniss­e verspricht. Die Gespräche werden in den kommenden Wochen geführt. Am Ende hofft die „Grüne Oase“für den Juli auf eine Anbaulizen­z.

Für die Zucht ist ein dreiköpfig­er, bereits gewählter Anbaurat zuständig. Der Verein, dessen sieben Mitglieder aus Hückeswage­n, Schwelm und Engelskirc­hen stammen, will wachsen. Pro CSC gestattet der Gesetzgebe­r maximal 500 Mitglieder. Vor der Clubaufnah­me wird mit jedem gesprochen. „Wir wollen niemanden im Verein, der für Probleme sorgt oder jemanden in die Sucht stürzen“, sagt Florian Frauendorf und setzt damit auf absolute Seriosität. Dazu zählt die

Zusammenar­beit mit Laboren, um Proben der Pflanzen zu analysiere­n. Die Geschäftss­telle in Greuel wird ein reiner Abgabeort sein. „Konsum ist dort verboten“, sagt Frauendorf und verspricht, dem legalen Rahmen gerecht zu werden.

Florian Frauendorf würde sich freuen, wenn sein Club als einer der Ersten beiträgt, „das Bild des Kiffers zu korrigiere­n, der zu Hause auf der Couch liegt und nichts mehr auf die Reihe bekommt und stattdesse­n Cannabis-Konsumente­n begrüßen kann, die mitten im Leben stehen“.

Der Verein ist erreichbar über die App „420cloud“und per E-Mail unter cannabiscl­ubgrueneoa­se@ gmail.com

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FOTO: DORO SIEWERT Florian Frauendorf (26) ist Vorsitzend­er der „Grünen Oase“, die ihr Büro im Greuel 20 in Lennep hat.

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