Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Hückeswagener gründet Cannabis-Club
Florian Frauendorf und seine Freundin haben den Social Club „Grüne Oase“ins Leben gerufen. Sie haben den Anspruch, das Bild des Kiffers zu korrigieren. Der Verein will die Hanfzucht professionell angehen.
REMSCHEID/HÜCKESWAGEN In Hückeswagens Nachbarstadt Remscheid hat sich der erste Cannabis Social Club (CSC) gegründet. Die Anbaugemeinschaft unterhält ein Büro im Greuel in Lennep. In einem Firmenkomplex haben Florian Frauendorf (Vorsitzender), seine Freundin Emilia Varava (2. Vorsitzende) und die fünf weiteren Mitglieder eine Anlaufstelle angemietet.
Seit dem 21. März ist die „Grüne Oase“ein eingetragener Verein. Einer, wie sie sich der Gesetzgeber für seine Teillegalisierung wünscht. Die ist seit April politisch durch, greift aber erst zum 1. Juli. Dann werden Vereinsmitglieder Cannabis über ihren Club beziehen. Maximal 50 Gramm mit einem THC-Gehalt von maximal zehn Prozent pro Monat erhalten Personen, die über 21 Jahre alt sind, bei 18- bis 21-Jährigen liegt die Höchstmenge bei 30 Gramm.
„Wir finden es richtig, dass der Jugendschutz greift“, erklärt Florian Frauendorf. Der 26-jährige Einzelhandelskaufmann und Handelsfachwirt betont: „Cannabis kann ein
„Natürlich muss man sich auch fragen, warum Alkohol als gesellschaftlich akzeptierte Droge durchgeht“
Florian Frauendorf Gründer „Grüne Oase“
Genussmittel sein, aber auch eine Droge. Gerade für Jugendliche kann sie in ihrer Entwicklung schädliche Folgen haben.“Der Hückeswagener hat erstmals Gras geraucht, nachdem er volljährig war. Dass er sich danach zurückhielt, hatte mit seiner Arbeit zu tun. „Ich war beruflich auf meinen Führerschein angewiesen und wollte nicht Fahrerlaubnis und Job riskieren.“
Trotz kritischer Überlegungen betont er: „Cannabis ist für mich ein Herzensthema. Die Kriminalisierung war für mich nie nachvollziehbar. Am Ende macht immer die Menge das Gift. Natürlich muss man sich auch fragen, warum Alkohol als gesellschaftlich akzeptierte Droge durchgeht.“Bei zweierlei möchten Frauendorf und seine Mitstreiter mit der Vereinsgründung einen Beitrag leisten: „Zum einen nimmt man so den Reiz, etwas Verbotenes zu probieren.“Zum anderen sorge ein kontrollierter, professioneller Anbau dafür, dass bei der Abgabe hinterher kein gestrecktes Zeug untergejubelt wird. Frauendorf hat dies einmal in Bonn erlebt, wo es Bekannten von ihm richtig schlecht ging, als sie mit Haarspray verlängertes Cannabis konsumiert hatten.
Wer bei der „Grünen Oase“dabei sein will, zahlt einmalig 120 Euro sowie 15 Euro Beitrag im Monat. Wo sich der Grammpreis am Ende einpendeln wird, ist noch nicht klar.
„Wir kalkulieren momentan zwischen zehn und 15 Euro.“Ebenso ungeklärt ist, wo die Ernte nach den jeweils dreimonatigen Zyklen eingefahren wird.
Die „Grüne Oase“will den hohen Invest nicht im Alleingang tätigen, der nötig ist, um den Pflanzprozess ins Laufen zu bringen. Es braucht Gebäude/Hallen mit entsprechenden Temperaturen, Licht, Feuchtigkeit und Dünger. Das alles kostet.
Die „Grüne Oase“stellt sich vor, eine Firma wie GrowHub (Fürstenau) zu konsultieren, die auf kollektiven Anbau spezialisiert ist und aufgrund ihres Netzwerks kleinen Clubs mit schmalem Budget passende Räumlichkeiten und hochwertige Erzeugnisse verspricht. Die Gespräche werden in den kommenden Wochen geführt. Am Ende hofft die „Grüne Oase“für den Juli auf eine Anbaulizenz.
Für die Zucht ist ein dreiköpfiger, bereits gewählter Anbaurat zuständig. Der Verein, dessen sieben Mitglieder aus Hückeswagen, Schwelm und Engelskirchen stammen, will wachsen. Pro CSC gestattet der Gesetzgeber maximal 500 Mitglieder. Vor der Clubaufnahme wird mit jedem gesprochen. „Wir wollen niemanden im Verein, der für Probleme sorgt oder jemanden in die Sucht stürzen“, sagt Florian Frauendorf und setzt damit auf absolute Seriosität. Dazu zählt die
Zusammenarbeit mit Laboren, um Proben der Pflanzen zu analysieren. Die Geschäftsstelle in Greuel wird ein reiner Abgabeort sein. „Konsum ist dort verboten“, sagt Frauendorf und verspricht, dem legalen Rahmen gerecht zu werden.
Florian Frauendorf würde sich freuen, wenn sein Club als einer der Ersten beiträgt, „das Bild des Kiffers zu korrigieren, der zu Hause auf der Couch liegt und nichts mehr auf die Reihe bekommt und stattdessen Cannabis-Konsumenten begrüßen kann, die mitten im Leben stehen“.
Der Verein ist erreichbar über die App „420cloud“und per E-Mail unter cannabisclubgrueneoase@ gmail.com