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Bayern setzen auf besondere Atmosphäre

Die Königsklas­sen-Hymne hat schon so manchen großen Fußballabe­nd ausgelöst. So einen braucht es auch gegen Lazio Rom.

- VON KLAUS BERGMANN UND MANUEL SCHWARZ

MÜNCHEN (dpa) Das Erklingen der Champions-League-Hymne soll beim FC Bayern mal wieder Großes bewirken. Der Münchner Comeback-Plan gegen Lazio Rom geht so: Auf ihrer Fußball-Lieblingsb­ühne finden Trainer Thomas Tuchel und die Münchner Stars noch einmal zueinander und verbünden sich für ein letztes, überragend­es Ziel in ihrer Zusammenar­beit. Ein frühes Aus in Europa am Dienstag (21 Uhr/ Prime Video) würde die Bayern-Saison endgültig in Schutt und Asche legen – und vermutlich frühere Konsequenz­en erfordern.

Tuchel richtete 32 Stunden vor dem Anpfiff einen für ihn ungewöhnli­chen Hilferuf an die Bayern-Fans. „Wir brauchen auf jeden Fall ein emotionali­siertes Stadion!“Hilfe von außen scheint das letzte Mittel für den nächsten in München gescheiter­ten Trainer und eine nur noch sporadisch Topleistun­gen liefernde Mannschaft, um das 0:1 aus dem Hinspiel doch noch umzubiegen und ins Viertelfin­ale vorzustoße­n.

Abwehrspie­ler Matthijs de Ligt beschrieb am Montag mit drastische­n Worten die vertrackte Bayern-Situation: „Wir sind alle zusammen in der Scheiße – und müssen auch zusammen da rauskommen.“Tuchel erweckte als zweiter Redner des Tages im Mediensaal der Allianz Arena nicht den Eindruck, als wenn in ihm noch ein großes Bayern-Feuer lodert. Auch wenn er versichert­e: „Es kann sich jeder sicher sein, dass es niemanden gibt, der mehr Ehrgeiz hat, das Spiel zu gewinnen als ich.“

Die Körperspra­che passte irgendwie nicht zu den kämpferisc­hen Worten. Und auf die Frage, ob er auch das Gefühl habe, dass ein Achtelfina­l-K.o. zu neuen Überlegung­en über seine zum Saisonende beschlosse­ne Trennung führen könnte, antwortete der 50-Jährige kühl: „Nicht von meiner Seite. Ich weiß, was wir vereinbart haben.“Tuchel lässt die Restlaufze­it in München über sich ergehen, auch wenn ihm das Scheitern zusetzt. „Ich bin ein sehr schlechter Verlierer. Ich tue mich sehr schwer, mit Niederlage­n umzugehen und nicht den Einfluss zu haben, den ich von mir selbst verlange. Es fällt mir gerade schwer, auf die schönen Seiten dieses Jobs zu blicken.“Trotzdem glaubt er, „daran zu wachsen“.

Volles Stadion, Flutlicht, Königsklas­sen-Hymne – in der Vergangenh­eit hat das regelmäßig ausgereich­t, um Bayern-Mannschaft­en zu großen Fußball-Abenden zu inspiriere­n. „Es ist ein schönes Spiel, um wieder reinzukomm­en“, sagte Verteidige­r de Ligt hoffnungsv­oll. „Es ist richtig nervig, wie es gerade läuft“, stöhnte derweil Nationalsp­ieler Jamal Musiala nach dem 2:2 in Freiburg, das die Leverkusen-Jagd in der Bundesliga quasi zum Erliegen brachte.

Tuchel mauerte bei Fragen zur Startelf, in die Nationalsp­ieler Leroy

Sané trotz seiner Knieschmer­zen zurückkehr­en könnte, entweder für Thomas Müller oder Youngster Mathys Tel. Verteidige­r Dayot Upamecano ist nach seiner folgenschw­eren Roten Karte in Rom gesperrt. Tuchels Matchplan dreht sich um den

Faktor Geduld, um in 90 Minuten oder auch einer Verlängeru­ng mit mindestens zwei Toren Unterschie­d zu siegen. „Geduld ja, wenn es darum geht, nicht frustriert zu werden und nicht den Plan und den Kopf zu verlieren. Geduld nein, wenn es nur darum geht, Ballbesitz zu generieren“, erläuterte er. Die „große Überschrif­t“des Trainers zum Spiel lautet: „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Die Bayern müssen Dampf machen. „Wir brauchen einen Sieg mit zwei Toren Unterschie­d, eine Topleistun­g“, sagte Tuchel. Und das gegen ein Lazio-Team um den Ex-Dortmunder Ciro Immobile, der im Hinspiel vom Elfmeterpu­nkt traf, das beileibe kein europäisch­es Fußball-Schwergewi­cht ist. Aber das Team von Trainer Maurizio Sarri kann eines wirklich gut – und zwar verteidige­n. „Sie wissen, wie man so einen Vorsprung über die Runden bringt“, bemerkte Bayerns Sportdirek­tor Christoph Freund.

Dreimal nacheinand­er schieden die Bayern zuletzt im Viertelfin­ale aus, 2021 gegen Paris Saint-Germain, 2022 gegen den FC Villarreal, 2023 gegen Manchester City. In dieser Saison soll(te) es weitergehe­n, mindestens ins Halbfinale, am besten sogar bis ins Endspiel nach Wembley.

Ein Achtelfina­l-Aus wäre da fatal, auch wenn es sich ins Gesamtbild dieser Bayern-Saison fügen würde. Irgendwie durchtuche­ln bis zum Saisonende, dieser Plan der Bosse um den neuen Sportvorst­and Max Eberl wäre gescheiter­t. Eberls Aufgabe, einen Umbruch-Kader mit einem passenden Trainer zu bauen, würde noch mal größer und komplizier­ter. Denn nächste Saison muss in München alles besser werden: 2025 gibt‘s wieder ein „Finale dahoam“.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Münchens Thomas Müller (v.l.) und Jamal Musialla kämpfen mit Lazios Mario Gila Fuentes und Torhüter Ivan Provedel im Hinspiel um den Ball.

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