Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Meiswinkler Hof blickt zurück auf neun Jahrhunderte
Seit Generationen betreiben die Limbachs den Meiswinkler Hof. Manchen Wandel hat die Familie dabei gestaltet – und erlebte doch nur einen Teil der Geschichte des Grundstücks.
SOLINGEN Dezentes Hufgetrappel dringt ans Ohr des Besuchers, als er auf der Anhöhe am Meiswinkler Hof angekommen ist. Nördlich der Lacher Straße haben rund 40 Pensionspferde ein Zuhause gefunden: Dort liegen Paddockboxen, Reitund Longierhalle, Dressurvierecke – und zehn Hektar Weidefläche.
Seit den 90er Jahren setzt man hier aufs Pferd: „Vorher hielten mein Großvater und mein Vater Milchkühe und hatten eine Hofkäserei mit Direktvermarktung“, erklärt Kathrin Limbach. Die Landwirtschaftsund Pferdewirtschaftsmeisterin wuchs auf dem Hof auf – und lenkt seine Geschicke in dritter Generation.
Kühe gibt es auf dem Gelände inzwischen keine mehr, dafür aber freilaufende Hühner. Zudem betreiben die Limbachs Holzwirtschaft, wie die aufeinandergestapelten, bearbeiteten Baumstämme verraten. Das Futter für die Pferde baut die Familie ebenfalls selbst an. Und aus dem bundesweiten Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“gingen die Inhaber des Hofs im Jahr 2005 als Sieger hervor.
Ursprünglich hatten die Limbachs einen kleinen Hof in Untenfürkelt besessen, auf dem nur Platz für fünf bis sechs Kühe war. Dann, im Jahr 1968, kauften sie den einstigen „Dohmshof“, wie der Meiswinkler Hof seit dem frühen 19. Jahrhundert nach seinem damaligen Besitzer Adolf Dohm geheißen hatte – und bewohnen seither das zentrale, zweigeschossige Haus, dessen markanter, verschieferter Giebel sich der Straße entgegenstreckt.
In das zunächst offenbar stark sanierungsbedürftige neue Heim steckten die Eigentümer eine Menge Arbeit. Das ursprüngliche Fachwerk verschwand hinter einer rot-braunen Klinkerfassade. Die typisch bergischen grünen Schlagläden sind aber nach wie vor ein Blickfang am Gebäude – ebenso wie der Dachreiter mit Glocke. Auf dessen Spitze thront auf einem Pferd eine Kriegergestalt – ein säbelschwingender Ulan. Sie verweist auf einen „Johann Wilhelm“.
Woher sie kommt und seit wann sie das Dach ziert, ist jedoch unbekannt. Im Jahr 1954, so zeigt es eine Fotografie aus dem Stadtarchiv, riss ein Sturm die Figur herunter, die wenig später aber wieder an ihren luftigen Platz zurückkehrte. Ein Archivbild aus den 1960er Jahren zeigt auch eine alte Fachwerkscheune neben dem Wohnhaus. Sie wurde jedoch in der Zwischenzeit durch einen Neubau ersetzt.
Wie alt das Haus tatsächlich ist, lässt sich schwer sagen. Kathrin Limbach verweist auf Aufzeichnungen, denen zufolge der Ursprung bis ins Jahr 1000 zurückreicht. Zumindest der Hof ist tatsächlich sehr alt: Heimatforscher Heinz Rosenthal erwähnt in einem im Stadtarchiv zugänglichen Beitrag eine Urkunde aus dem Jahr 1297. Aus der gehen die Eheleute Ritter Gottschalk von Meiswinkel und Gertrud als Pächter hervor, die dem Stift St. Severin in Köln den Zehnten ableisteten.
Bis 1441 blieb der Hof den Unterlagen zufolge wohl im Besitz der Familie. Danach kam es zu verschiedenen Wechseln, die zum Teil mit Gerichtsprozessen um Zinsforderungen einhergingen. Wie Stadtführer Axel Birkenbeul, der zahlreiche lokalhistorische Quellen zusammenstellte, berichtet, gehörte zum Hof zwischenzeitlich auch ein Schleifkotten, der seit 1801 den Namen „Vooskotten“trug. Im zentralen Wohnhaus lebten nach dem Zweiten Weltkrieg dem Vernehmen nach Heimatvertriebene aus Schlesien – ehe es die Familie Limbach 1968 ersteigerte.
„Hier haben wir in der Spitze mit bis zu vier Generationen gelebt“, erzählt Kathrin Limbach. Dass sie den Hof eines Tages selbst bewirtschaften würde, sei für sie immer klar gewesen, betont sie. Und der Rest der Familie macht dabei mit: „Meine Mutter hilft, wo sie kann“, sagt Limbach. Das gleiche gelte für ihren Ehemann, der eigentlich noch einen anderen Beruf ausübt.
Und ein weiteres Kapitel der Geschichte des Meiswinkler Hofs wartet schon darauf, von der nächsten Generation geschrieben zu werden: Sohn Johannes (14) hackt Holz, packt beim Säubern der Pferdeställe mit an und kümmert sich um die Hühner – „Henni’s Happy Hens“, wie ein Plakat am Tor sie nennt. Und Tochter Klaras (11) Herz, verrät Kathrin Limbach, schlägt für die Pferde auf dem Hof.