Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Musik tut der Seele der Menschen gut“
Andreas Pumpa prägt seit zehn Jahren das musikalische Leben in der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen. Er freut sich auf die neue Orgel und die neuen Möglichkeiten, ist aber vor allem als Chorleiter in seinem Element.
Im Gemeindezentrum am Wermelskirchener Markt klingen Stimmen durch die Flure. Tonleitern und kleine Melodien. Andreas Pumpa hört ganz genau hin. Gleich ist sein Einsatz gefragt, dann beginnt die Probe der Kantorei. Fürs erste übernimmt aber Sopranistin Veronika Madler die Stimmbildung. Und Andreas Pumpa bleibt ein Moment, um sich zu erinnern.
Im Mai hat er sein Zehnjähriges in der Stadtkirche gefeiert – ein runder Geburtstag, der ihn gedanklich für einen Moment zurückführt zu seinen musikalischen Wurzeln. „Damals war ich sieben“, sagt er, „und auf der Kirmes fiel mir eine Tröte in den Blick.“Sein Vater kaufte ihm ein Exemplar, dazu ein kleines Notenbuch und Andreas Pumpa begann, nach bunten Punkten eine erste Melodie zu spielen. „Am gleichen Abend hatte ich das Buch schon durch“, erzählt der Musiker. Der Junge hatte Feuer gefangen – für die Musik, für das Musizieren, für das Instrument.
Er wechselte zur Melodica und entdeckte damit auch die Tasten für sich – über das Keyboard fand er zur Orgel. „Am Anfang habe ich Gruppenunterricht an der Heimorgel bekommen“, erzählt Pumpa. Damals war er acht Jahre alt und sein Musiklehrer sah etwas in ihm, das ihn dazu veranlasste, den Vater auf Orgelunterricht in der Kirche aufmerksam zu machen. Andreas Pumpa kam kaum an die Pedale, als er zum ersten Mal in der Martini-Kirche in Münster an der Orgel saß. „Dieser Klang, diese Wucht“, erinnert sich Pumpa, „das hat mich von Anfang an gepackt.“Er entdeckte gleichzeitig die Zartheit des großen Instruments und seine Möglichkeiten. „Ein Instrument, das vielstimmig spielt“, schwärmt der Musiker über die Orgel. Nach einem Jahr begleitete er seinen ersten großen Gottesdienst. Der nächste Musiklehrer verbannte ihn dann erstmal wieder ans Klavier – er sei noch zu klein für die große Orgel, hieß es. Aber im Alter von 13 Jahren kehrte er zurück zu den Orgelpfeifen. Und seitdem ist er ihnen immer treu geblieben. Noch als Jugendlicher legte er die große C-Prüfung ab, um mit dem Orgelspielen auch ein bisschen Geld verdienen zu können. „Vor allem aber, weil ich begeistert war“, berichtet Pumpa.
Und er ist es noch: Das Abitur, aufregende Aufnahmeprüfungen und ein Studium an der Kölner Musikhochschule später, bewarb er sich mit dem staatlichen A-Examen in der Tasche als Kirchenmusiker in Halver. Fast 20 Jahre blieb er in der evangelischen Kirchengemeinde. „Aber ich wollte die ganz große Literatur auf einer großen Orgel spielen“, sagt er. Und das gab das alte historische, wenn auch später sanierte Instrument nicht her. 2013 bewarb er sich in Wermelskirchen – wo es schon Pläne für den Ausbau der Kirchenorgel gab. Seit 2017 ist das Instrument still gelegt. Die Gemeinde und der Kantor warten seit dem auf die Rückkehr des Instruments. „Vor allem aber reizte mich damals die Chorarbeit in Wermelskirchen“, sagt er und lauscht den Klängen auf dem Flur des Gemeindezentrums. „Als Chorleiter bin ich
in meinem Element“, sagt er. In den vergangenen zehn Jahren sei dieser Bereich in der Kirchengemeinde schön gewachsen. „Eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen kommt zusammen und schafft gemeinsam große Musik“, sagt er.
Wenn Pumpa von „großer Musik“spricht, dann denkt er an die großen Meister, an Oratorien, anspruchsvolle Werke. Mit seinen Chören bringt er diese große Musik auf die Bühne und in die Kirche. „Gleichwohl liebe ich es, in die Kindertagesstätten zu gehen und mit den Kindern
zu singen“, sagt er, „das ist eine andere Qualität, aber auch wunderschön.“Und vielleicht könne er so ja auch die Begeisterung für die Musik weitergeben.
Die hat er selbst nämlich nie verloren. „Natürlich ist Musik erstmal harte Arbeit“, sagt er. Es gehe ja nicht darum, ein Notenheft aufzuschlagen und loszuspielen. Vielmehr sei es ein stetiges Training. Auch deswegen fehle ihm die Kirchenorgel sehr. „Ich verliere meine Fähigkeiten“, sagt er. Aber Musik habe eben auch mit Emotionen zu tun. „Und Kirchenmusik bedeutet für mich die Verknüpfung von Bibelworten
und Musik“, sagt er, „das hat mir schon immer viel bedeutet.“Und so sei das Amt des Kantors dann für ihn auch ein Verkündigungsamt. „Ich sehe, dass die Musik der Seele der Menschen gut tut“, erzählt der 57-Jährige, „und manchmal werden wir Musiker auch ein bisschen zu Seelsorgern.“
Ob er der Musik nie überdrüssig werde? „Diese Wucht und Kraft wird niemals Alltag“, sagt er. Die Welt der Musik sei noch weit, kein Werk wie das andere. „Sie bewegt und berührt mich jeden Tag“, erzählt Pumpa. Das bedeutet für die Gemeinde in Wermelskirchen: Die Chorarbeit mit seinen sechs Chören will er auf dem jetzigen Niveau weiter pflegen. Und gleichzeitig schwingt die Vorfreude auf die Orgel spürbar mit: „Dann werden wir völlig neue Orgelkonzerte etablieren können“, sagt er, „und wir können den Zuhörern zeigen: So kann Orgelmusik klingen. Es ist Chormusik ohne Worte.“
Inzwischen ist es leise geworden auf dem Flur im Gemeindezentrum. „Mein Einsatz“, sagt Andreas Pumpa. Jetzt ist er bei der Chorprobe gefragt.