Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bilanzen unter die Lupe nehmen
Jeden Tag mit Zahlen umgehen, Jahresabschlüsse von Unternehmen lesen und prüfen – für viele klingt eine solche Tätigkeit staubtrocken. Wirtschaftsprüferin Katrin Fischer findet ihren Job aber spannend und abwechslungsreich.
(tmn) Natürlich dreht sich im Alltag von Wirtschaftsprüfern vieles um Zahlen. Sie tauchen tief in Bilanzen und Co. ein. Schließlich geht es darum, die Jahresabschlüsse von börsennotierten Unternehmen, Banken, Versicherungen und staatlichen Unternehmen zu prüfen. Katrin Fischer erzählt von den spannenden Seiten ihres Berufs und ihrem Weg dorthin.
Der Weg in den Beruf Eigentlich wollte ich Steuerberaterin werden. Aber mit einem Studienplatz für BWL, den ich mir wünschte, hat es damals in der DDR nicht geklappt. Nach der Vereinigung Deutschlands konnte ich mich dann an der TU Berlin für Wirtschaftswissenschaften einschreiben. Das war im September 1990. Fünf Jahre später war ich mit dem Studium fertig.
Ich sammelte anschließend Erfahrungen in einer Steuerberater-Kanzlei und legte 1999 mein Steuerberaterexamen ab. Ein Kommilitone erzählte mir, dass er sich nun gleich auf sein Wirtschaftsprüferexamen vorbereiten wolle und fragte, ob das nicht auch etwas für mich wäre. Heute bin ich beides: Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin.
Vor allem geht es darum, Jahresabschlüsse zu überprüfen. Dazu gehört, zu schauen, ob die ausgewiesenen Vermögens- und Schuldposten tatsächlich vorhanden sind und nichts gefälscht oder geschönt wurde. Gleichzeitig achten wir darauf, ob alles vollständig ist und zum Beispiel für alle vorhandenen Risiken wirklich die erforderlichen Rückstellungen gebildet wurden.
Um solche Prüfungen vornehmen zu können, muss man sich detailliert mit den Unterlagen und Zahlen des jeweiligen Mandanten befassen. Je nach Größe des Unternehmens kann diese Prüfphase zwischen einer Woche und mehreren Monaten dauern.
Daneben erstellen Wirtschaftsprüfer unabhängige Gutachten zu den verschiedenen Fragestellungen. Als
Experten in nahezu allen betriebswirtschaftlichen Themen beurteilen wir zum Beispiel die Bewertung von Unternehmen, komplexe Bilanzierungsdetails oder auch steuerliche Einzelfragen. Sogar als Testamentsvollstrecker kommen Wirtschaftsprüfer zum Einsatz.
Mit den Vorständen eines Unternehmens besprechen Wirtschaftsprüfer auch Geschäftskonzepte. Dabei geht es dann darum, auszuloten, ob die Konzepte rentabel und zukunftsfähig sind.
Die spannenden Seiten des Berufs Man lernt die unterschiedlichsten Unternehmen kennen und steigt dort wirklich sehr tief in die jeweilige Materie ein. Das ist unglaublich bereichernd. Und zugleich hat man mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun.
Die Kommunikation mit den Menschen gestaltet sich manchmal schwierig. Wir Wirtschaftsprüfer sind ja eine Art Kontrollinstanz für ein Unternehmen. Manche Führungskräfte finden die Kontrolle von unabhängiger Seite toll, weil sie Verbesserungen bringen. Aber längst nicht alle leitenden Angestellten in einem Unternehmen
sind derart aufgeschlossen. Richtig schwierig wird es immer dann, wenn Fehler verschleiert werden sollen. In solchen Fällen müssen sich Wirtschaftsprüfer dann durchsetzungsstark zeigen.
Welche Eigenschaften zwingend erforderlich sind Man sollte neugierig sein, auf Menschen zugehen können und immer aufs Neue Lust darauf haben, Sachverhalten wirklich akribisch auf den Grund zu gehen. Und man muss streitlustig sein, um einen erkannten Missstand auch bei Widerstand aus den Reihen des Unternehmens in angemessener Tonlage zu verteidigen. Dafür muss die eigene Position fachlich hundertprozentig korrekt und logisch sein.
Wie die Verdienstmöglichkeiten aussehen Wirtschaftsprüfer gehören mit einem durchschnittlichen Anfangsgehalt von 91.000 Euro im Jahr zu den gut verdienenden Berufen. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt, nach neun Jahren etwa liegt es bei jährlich durchschnittlich 156.000 Euro. Aufgrund der starken Auslastung in der Branche geht die Tendenz weiter steil nach oben.