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Fortuna und Werder: Mehr Drama geht kaum
Die Düsseldorfer gleichen in der Nachspielzeit aus und verlieren ein hochemotionales Spiel doch 2:3.
DÜSSELDORF Fünf Minuten Nachspielzeit zeigt der vierte Offizielle an. 1:2 liegt Fortuna Düsseldorf zu diesem Zeitpunkt im Heimspiel gegen den SV Werder Bremen zurück – doch dass es während dieses Nachschlags gleich noch zwei Treffer geben könnte, glaubt wohl kaum jemand unter den 12.850 begeistert mitgehenden Zuschauern. Am Ende müssen die meisten von ihnen ihre Mannschaft trösten, und sie tun dies mit Standing Ovations: Fortuna verliert ein hochemotionales Zweitliga-Match 2:3. Die vier Schlagworte eines denkwürdigen Abends.
Drama Wenn man bei 90.+4 den Ausgleich erzielt, dann sollte das eigentlich für einen Punktgewinn reichen. Eigentlich – aber nicht an diesem Abend. Nachdem Khaled Narey tief in der Nachspielzeit das 2:2 geschossen und damit den leidenschaftlichen Kampf der stark ersatzgeschwächten Gastgeber belohnt hatte, brachte derselbe Fortune kurz darauf den Bremer Felix Agu zu Fall. Maximilian Eggestein verwandelte bei 90.+6 den Strafstoß zum 2:3, und die Fortuna-Fans tobten. Bevor sie zum Abschied ihre Mannschaft feierten, deckten sie Schiedsrichter Daniel Schlager mit „Schieber, Schieber“-Rufen ein.
Elfmeter Zunächst wusste niemand, was Schlager gepfiffen hatte: Handspiel, Foul? Die Düsseldorfer lieferten hinterher eine faire Aufklärung. „Ich glaube, beim Elfmeter hat der Schiedsrichter eine Foulspiel-Situation gesehen. Das kann man auch so entscheiden“, sagte Trainer Christian Preußer. Der tragische Held Khaled Narey ergänzte: „Ganz bitter, aber so ist Fußball. Eine Minute vorher mache ich das Tor, und dann als letzte Aktion so ein Fifty-Fifty-Ding. Er ist ein bisschen vor mir am Ball, das ist einfach ärgerlich.“Rouwen
Hennings, zuvor auf Vorlage Nareys Schütze des 1:1, war eins ganz wichtig: „So was passiert leider mal im Sechzehner, da macht Khaled keiner einen Vorwurf.“
Torhüter Stichwort Vorwürfe: Die erntete auch Florian Kastenmeier nicht. Beim Fortuna-Keeper hätte man diese indes eher nachvollziehen können, denn der 24-Jährige patzte bei beiden Gegentreffern. Beim 1:2, Josh Sargents zweitem Tor an diesem Abend, sogar schwer: Trotz seiner Körpergröße von 1,92 Meter unterlief Kastenmeier einen Eckball, obwohl dieser durch seinen Fünf-Meter-Raum segelte. Fortunas Fans gehen weniger pfleglich mit dem Schlussmann um als dessen Kollegen. Viele fordern in den sozialen Medien eine Chance für Raphael Wolf im Tor.
Ausfälle Preußer musste zaubern, wegen des Ausfalls der vier Stammspieler Shinta Appelkamp, Dragos Nedelcu (die aber wenigstens in der Schlussphase noch kommen konnten), Felix Klaus und Marcel Sobottka sogar das System ändern. Fortuna versuchte, das mit riesigem Kampfgeist zu kompensieren, und das Publikum feierte sie dafür. Ein Stückchen individuelle Qualität fehlte jedoch – und das war am Ende neben Kastenmeiers Schnitzern in einem ganz engen Spiel entscheidend.