Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Zirkuszelt auf dem Rhombus-Areal
Sven Schulte und Walter vom Stein bereiten das Rhombus-Areal für das „Kulturfabrik“-Programm vor. Aber auch darüber hinaus sollen Besucher des Geländes ein Dach über dem Kopf vorfinden, denn die Rhombus-Besitzer setzen darauf, dass das Zirkuszelt mindeste
Die beiden Besitzer Sven Schulte und Walter vom Stein bereiten das Areal für das anstehende „Kulturfabrik“-Programm vor.
WERMELSKIRCHEN Die von der einstigen Sheddach-Konstruktion übrig gebliebenen, markanten Zacken auf den Fassadenwänden des Rhombus-Areals überragen sie deutlich sichtbar. Eigentlich fehlen an den Spitzen der beiden Hauptmasten nur noch Flaggen, die den vorbeifahrenden Verkehr auf der B51 grüßen. Diese Masten tragen das Zirkuszelt, dass – mitten auf dem Rhombus-Areal aufgebaut – dem Gelände einen unübersehbaren Farbtupfer in Blau-Gelb verleiht.
In Zukunft soll das Zelt den Besuchern ein Dach über dem Kopf bieten: Sowohl beim anstehenden „Kulturfabrik“-Programm im Rahmen des aus Bundesmitteln geförderten „Kultursommers“im Rheinisch-Bergischen Kreis als auch darüber hinaus. So stellen es sich die beiden Besitzer des Rhombus-Geländes, Sven Schulte und Walter vom Stein, vor. „Wir können uns gut vorstellen, dass das Zelt für die kommenden zwei Jahre hier in Wermelskirchen stehen bleibt und auf unterschiedlichste Weise mit Leben gefüllt wird“, sagt Sven Schulte im Gespräch mit unserer Redaktion.
Um den Aufbau des Zeltes möglich zu machen, mussten Schulte und vom Stein eine Woche richtig ranklotzen. Denn: Die Positionierung der Masten und der Verankerungen muss zentimetergenau stimmen. „Dann geht die Installation der Zeltplane in gut eineinhalb Stunden“, berichtet Alfons Casselly vom „Circus Johnny Casselly“. Der hatte das Zelt an die Utopiastadt an der Wuppertaler Nordbahntrasse, wo es zuletzt drei Jahre stand, verkauft. Dort musste es aber weichen, weil in der Utopiastadt ab Oktober die Vorbereitungen für den „Solar Decathlon“beginnen und die Fläche benötigt wird.
„Wir bringen unsere Erfahrung beim Auf- und Abbau des Zelts gerne ein. Wir sind seit Jahrzehnten Kooperationspartner der Städte Wuppertal und Remscheid“, sagt Alfons Casselly, der mit seinem Bruder und Schwager sowie einer Handvoll Utopiastadt-Helfern nach Wermelskirchen gekommen war, um den Aufbau zu betreuen: „Ich war bereits vor drei Wochen hier und habe die Positionen der Ankerpunkte markiert.“
An diese Markierungen bohrte Sven Schulte 56 Löcher mit je vier Zentimeter Durchmesser und über einen halben Meter Tiefe, um die Ankerstäbe in den Boden treiben zu können. Wie Alfons Casselly aus Erfahrung weiß, ist das ein ebenso schweres wie wichtiges Unterfangen: „Für die Standfestigkeit sind die Anker entscheidend. Der Rhombus-Betonboden, der teils sogar unterkellert ist, stellt da schon eine Herausforderung dar. Üblicherweise arbeiten wir ja auf Wiesen mit Erdnägeln.“Entweder werde so ein Zelt trocken eingelagert, wofür entsprechend Platz notwendig ist, ober es müsse aufgebaut sein, um nicht zu vergammeln, erläutert Alfons Casselly: „Die Lösung ist so schon gut. Wir sind auf dem Rhombus-Gelände sehr warmherzig willkommen geheißen worden – vielleicht gibt es ja während des ‚Kulturfabrik‘-Programms einzelne Einlagen oder demnächst komplette Casselly-Shows in Wermelskirchen.“Ideen gäbe es genug, eine Zirkus-Schule für Kinder im Januar wäre auch machbar.
Sven Schulte und Walter vom Stein, freuen sich über den entstandenen Kontakt, der über mehrere Stationen – zuletzt „Rausmühle“-Restaurant-Chef Matjaz Ackun – auf dem Tisch der beiden Rhombus-Besitzer landete: „Möglicherweise bieten wir dem ‚Circus Casselly‘ auf dem Gelände ein Winterquartier – das suchen die Zirkusleute ja stets händeringend.“
Das Zelt sei hochgerechnet mit 80 Tonnen verankert, ist Sven Schulte von der Standfestigkeit überzeugt: „Einen Statiker zur Beratung stand uns natürlich zur Seite.“Die Woche vor dem endgültigen Aufbau des Zelts sei schon immens spannend für ihn und vom Stein gewesen, sagt Schulte: „Wir haben so etwas ja auch noch nicht gemacht – wollten aber alles vernünftig und im Zeitplan vorbereitet haben.“Das Zirkuszelt bleibt, so der aktuelle Stand der Dinge, in Besitz der Utopiastadt und ist nach Angaben der Verantwortlichen eine Leihgabe für geplant einem Jahr.
Ob die einstigen Firmengründer und -erbauer auf dem Rhombus-Areal, Gottfried Schulte und Robert Weber, je an ein Zirkuszelt auf ihrem Gelände gedacht haben, ist wenig wahrscheinlich. Nichtsdestotrotz zeigt Walter vom Stein nach dem gelungenen Zeltaufbau ein Banner mit einem historischen Porträt von Robert Weber: „Das bekommt noch einen Ehrenplatz auf dem Gelände.“
Zum Hintergrund: Walter vom Steins Ehefrau Hella Weber vom Stein gehört zu den Generationen der Nachkommen von besagtem Robert Weber. Mit einem Lachen stellt Walter vom Stein fest: „Jetzt haben wir ein Zirkuszelt, dann kann ich auch der Dompteur sein – mal sehen, wer durch den brennenden Reifen springt.“