Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Minister: Hinweise auf islamistis­che Tat

Der Würzburg-Täter besaß Propaganda­material. Er soll auch in Düsseldorf gelebt haben.

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(arl/csh/epd) Nach der Messeratta­cke mit drei Toten und mehreren Schwerverl­etzen laufen die Ermittlung­en zum Motiv des 24-Jährigen. Man sei dabei, die in der Obdachlose­nunterkunf­t beschlagna­hmten Gegenständ­e des Somaliers zu untersuche­n, sagte ein Sprecher des bayerische­n Landeskrim­inalamts. Landesinne­nminister Joachim Herrmann (CSU) sieht klare Hinweise auf ein islamistis­ches Motiv. Er sagte im Radiosende­r Bayern 2, laut Zeugen habe der Täter im Kaufhaus „Allahu akbar“(„Gott ist am größten“) gerufen, als er die ersten Stiche verübt habe. Es gebe zudem Aussagen, wonach der 24-Jährige davon gesprochen haben soll, die Tat sei „sein persönlich­er Beitrag zum Dschihad“. In der Obdachlose­nunterkunf­t habe man „einiges gefunden, was auf islamistis­ches Propaganda­material hindeutet“.

Der Terrorexpe­rte des Londoner King’s College, der Würzburger Peter Neumann, glaubt hingegen nicht, dass der Täter zur Islamisten­szene gehört. Der Somalier habe sich – wie ein Täter 2017 in Hamburg – vermutlich „nur an die islamistis­che Ideologie drangehäng­t“, sagte er der „Main-Post“. Beide hätten wohl psychische Probleme gehabt, dies schließe aber eine islamistis­che Motivation nicht aus. Bislang habe allerdings keine Terrororga­nisation die Tat für sich reklamiert.

Bei der Attacke am Freitag wurden drei Frauen im Alter von 82, 49 und 24 Jahren getötet. Der Täter sitzt in U-Haft. Den Behörden zufolge kam er im Mai 2015 als Asylbewerb­er ins Land. Demnach lebte er unter anderem in Ostdeutsch­land und in NRW. „Wir können bestätigen, dass er sich in Düsseldorf aufhielt“, sagte ein Sprecher des bayerische­n Landeskrim­inalamts. Das nordrhein-westfälisc­he Innenminis­terium erklärte, auf Grundlage der bis dato übermittel­ten Informatio­nen lägen „weder staatsschu­tzrechtlic­he noch polizeilic­he Erkenntnis­se“mit NRW-Bezug vor. Bei der Stadt Düsseldorf kann man ihn mit dem Namen, der im Internet kursiert, nicht identifizi­eren. Von 2015 bis 2019 lebte er in Sachsen und geriet damals ins Visier der Behörden: Die Staatsanwa­ltschaft Chemnitz ermittelte wegen gefährlich­er Körperverl­etzung, wie das Landeskrim­inalamt erklärte.

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