Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der FC Heide plant eigene Fußballjugend
Vier Jahre nach der Gründung will sich der zweite Hückeswagener Fußballverein nun auch der Nachwuchsarbeit widmen. Eine Kooperation mit dem RSV 09 war im Vorfeld gescheitert. Zwei Trainer stehen bereits fest, das Konzept ebenso.
Vier Jahre nach der Gründung will sich der zweite Hückeswagener Fußballverein nun auch der Nachwuchsarbeit widmen.
HÜCKESWAGEN Es klingt wie eine Kampfansage: „Das ,Erstmal’ ist jetzt vorbei!“Kevin Zrock, Vorsitzender des SC Heide, bezieht sich dabei auf eine Äußerung von 2017, als er im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt hatte, dass der neu gegründete Verein „erstmal keine Jugendabteilung gründen will“. In der Tat sieht es jetzt, vier Jahre und zwei Aufstiege der ersten Mannschaft bis in die Kreisliga A später, anders aus: Der SCH plant den Aufbau einer eigenen Jugendabteilung, möglichst noch ab der kommenden Saison, und geht damit in Konkurrenz zum RSV 09 Hückeswagen. Für das kommende Wochenende haben die Heider zu zwei Schnuppertrainings auf den Sportplatz Schnabelsmühle eingeladen, bei dem sich Kinder, Jugendliche und Eltern informieren können (s. Info-Kasten).
Der Hintergrund dieser Überlegungen ist ein einfacher: „Wir brauchen einen Unterbau für die Senioren“, hat Zrock erkannt. Die Spieler der Senioren – in der Kreisliga A und B spielen zwei Teams – seien alle etwa Mitte/Ende 20, da müsse der Verein jetzt seinen eigenen Nachwuchs ausbilden. Zumal beim SCH weiterhin die Philosophie gilt, keinen Fußballer für sein Auflaufen im grün-schwarzen Trikot zu bezahlen. „Und wir wollen versuchen, die Kinder in Hückeswagen zu halten“, sagt Zrock mit Verweis darauf, dass so mancher junge Fußballer aus der Schloss-Stadt sich dem SSV Bergisch Born oder einem Wipperfürther Verein angeschlossen hat. Alleine in Bergisch Born würden aktuell etwa 25 Hückeswagener kicken, berichtet Bojan Hergula, der dort als Trainer tätig war.
Hergula hatte sich im Frühjahr bei SCH-Trainer Norman Kirschsieper gemeldet, den er noch aus der Schule kennt, und vorgeschlagen, bei den Heidern eine Jugend aufbauen zu wollen. Ende März/Anfang April hatte der SC Heide dann den Kontakt zur Jugendabteilung des Raspo aufgenommen. Die Gespräche über eine Kooperation beider Vereine in Sachen Jugendarbeit waren offenbar zunächst konstruktiv, dann aber lehnte der Traditionsklub das Anliegen der Heider ab. „Wir kooperieren mit anderen Jugendabteilungen“, bestätigt der
Vorsitzende der RSV-Jugendabteilung, Matthias Happel, auf Anfrage unserer Redaktion. Das war vor einigen Jahren etwa bei der C- und B-Jugend mit Tuspo Dahlhausen aus Radevormwald der Fall. Aber eine
Zusammenarbeit mit einem Verein sei nicht möglich.
So will sich der SC Heide nun auf die eigene Nachwuchsarbeit konzentrieren. Und hat bereits das passende Konzept dazu entwickelt, wie
der Vorsitzende betont: Von den Bambini bis zur B-Jugend sollen die Spieler unter dem Vereinsnamen Heider Löwen (in Anlehnung an das Hückeswagener Wappentier) auflaufen, die A-Jugend soll dann als SC Heide spielen – „wir wollen den Spielern damit deutlich machen, dass wir sie im Blick für unsere Seniorenteams haben“, erläutert Zrock. Alle Jugendspieler treten in den gleichen Trikots und Trainingsanzügen wie die Herrenmannschaften an, um eine Vereinsidentität aufzubauen. Jedem Spieler soll ein Paten aus dem Seniorenbereich an die Hand gegeben werden, vor allem die jüngsten Kicker sollen mit den Senioren vor deren Spielen aufs Feld laufen, die Trainer der Senioren übernehmen hin und wieder Trainingseinheiten des Nachwuchses, und auch die Kapitäne der Ersten und Zweiten trainieren mal mit.
„Wir bieten ein professionelles Training bis zur A-Jugend an“, versichert Hergula, dem mit Asis Lakraa ein zweiter potenzieller Jugendtrainer zur Seite stünde. Auch Teambuilding-Maßnahmen, wie etwa das gemeinsame Schwimmen oder der Besuch eines Klettergartens, sind vorgesehen. Ziel ist es, in zwei Jahren bereits vier bis sechs Jugendteams für den Meisterschaftsbetrieb anmelden zu können. „Das wäre schon eine starke Leistung“, meint Hergula.
Für den RSV 09 Hückeswagen bedeutet die Idee der Heider schon eine Konkurrenz. Das sieht auch Jugendvorsitzender Matthias Happel so. Dennoch hat er Verständnis für den zweiten Hückeswagener Fußballklub: „Die Jugendarbeit ist Pflicht für jeden Verein.“Ziel müsse es immer sein, den eigenen Nachwuchs aufzubauen. Auch kann sich Happel weiterhin eine Kooperation mit dem SCH vorstellen, zumal die Heider derzeit noch nicht wissen, welches sportrechtliche Konstrukt die eigene Jugendabteilung haben wird – ob als Abteilung im Klub oder doch als eigener Verein. Würde der SC Heide eine Jugendabteilung gründen, wie der Raspo sie seit Jahrzehnten hat, könnten beispielsweise Spielgemeinschaften gegründet werden.
In einem sind sich beide Vereine einig: Meldet der SC Heide ebenfalls Jugendmannschaften, wird es mit den ohnehin schon knapp bemessenen Trainingszeiten auf dem Sportplatz Schnabelsmühle noch problematischer. So hätte der SCH momentan nur den Freitag für Trainingseinheiten seiner Nachwuchskicker.