Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zu spät für einen Strategiewechsel
o Chancen liegen, lauern auch Risiken. Das ist das Wesen der Marktwirtschaft, und das gilt besonders für die PharmaWbranche.
Unfassbare Milliardengewinne sind möglich, wenn die Forschung wirksame Medikamente hervorbringt – aber ebenso große Rückschläge. Das Impfstoffdebakel bei Curevac trifft ein mittelständisches Unternehmen, das an der Börse zunächst nur noch die Hälfte wert war, weil sein Corona-Impfstoff weniger wirksam ist als die bereits zugelassenen.
Aber auch Bayer ist empfindlich getroffen – wirtschaftlich begrenzt, ideell umso mehr. Der US-Hersteller Pfizer hatte auf Biontech gesetzt und gewonnen, Bayer auf Curevac und verloren. Nun kämpft der Leverkusener Konzern schon lange mit schlechten Nachrichten, besonders bei der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto, die den Aktienkurs enorm belastet. Beim Kampf gegen Corona vorne mit dabei zu sein – wie schön wäre das doch! Noch gibt es eine Chance darauf – aber in diesem Jahr dürfte es eher nichts mehr werden.
Das Curevac-Debakel trifft aber auch die staatlichen Akteure, die auf die Bayer-Produktion gesetzt hatten, die Bundesregierung ebenso wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der sich mit der Kooperation in Szene gesetzt hatte. Es ist ein weiteres Kapitel der missglückten Impfstoffbeschaffung in Deutschland. Man ließ die EU hart verhandeln, als es nicht geboten war, und Deutschland selbst setzte vor allem auf Curevac, als eigentlich eine konzertierte Aktion nötig gewesen wäre, die möglichst große Produktionskapazitäten möglichst schnell mit allen Herstellern aufbaut. Und so ist der schöne Sommer auch von der Angst geprägt, dass es mit dem Impfen zu langsam vorangeht, die Pandemie wieder an Fahrt gewinnt. Doch für einen Strategiewechsel ist es leider zu spät – also Augen zu und durch.
BERICHT NRW SETZT AUF ANDERE IMPFSTOFF-..., TITELSEITE