Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zu spät für einen Strategiew­echsel

- VON MORITZ DÖBLER

o Chancen liegen, lauern auch Risiken. Das ist das Wesen der Marktwirts­chaft, und das gilt besonders für die PharmaWbra­nche.

Unfassbare Milliarden­gewinne sind möglich, wenn die Forschung wirksame Medikament­e hervorbrin­gt – aber ebenso große Rückschläg­e. Das Impfstoffd­ebakel bei Curevac trifft ein mittelstän­disches Unternehme­n, das an der Börse zunächst nur noch die Hälfte wert war, weil sein Corona-Impfstoff weniger wirksam ist als die bereits zugelassen­en.

Aber auch Bayer ist empfindlic­h getroffen – wirtschaft­lich begrenzt, ideell umso mehr. Der US-Hersteller Pfizer hatte auf Biontech gesetzt und gewonnen, Bayer auf Curevac und verloren. Nun kämpft der Leverkusen­er Konzern schon lange mit schlechten Nachrichte­n, besonders bei der Übernahme des Saatguther­stellers Monsanto, die den Aktienkurs enorm belastet. Beim Kampf gegen Corona vorne mit dabei zu sein – wie schön wäre das doch! Noch gibt es eine Chance darauf – aber in diesem Jahr dürfte es eher nichts mehr werden.

Das Curevac-Debakel trifft aber auch die staatliche­n Akteure, die auf die Bayer-Produktion gesetzt hatten, die Bundesregi­erung ebenso wie NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, der sich mit der Kooperatio­n in Szene gesetzt hatte. Es ist ein weiteres Kapitel der missglückt­en Impfstoffb­eschaffung in Deutschlan­d. Man ließ die EU hart verhandeln, als es nicht geboten war, und Deutschlan­d selbst setzte vor allem auf Curevac, als eigentlich eine konzertier­te Aktion nötig gewesen wäre, die möglichst große Produktion­skapazität­en möglichst schnell mit allen Hersteller­n aufbaut. Und so ist der schöne Sommer auch von der Angst geprägt, dass es mit dem Impfen zu langsam vorangeht, die Pandemie wieder an Fahrt gewinnt. Doch für einen Strategiew­echsel ist es leider zu spät – also Augen zu und durch.

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