Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Von Bauvorhabe­n und Kostenrahm­en

Kaum eines der großen Bauprojekt­e der Stadt kann zu dem Preis fertig gestellt werden, der anfangs geplant war. Es geht um Millionen: Kostenstei­gerungen, überhitzte Baukonjunk­tur und Planungsfe­hler münden im Nachtragsh­aushalt.

- VON ANDREAS BOLLER

Kaum ein öffentlich­es Bau- oder Stadtentwi­cklungspro­jekt in Wuppertal bleibt im Kostenrahm­en. Was reichere Städte leichter verkraften können, geht der Stadt an die Substanz. So musste der Rat der Stadt in seiner jüngsten Sitzung einem Rettungspl­an des Kämmerers in Form einer Kreditermä­chtigung in Höhe von 40 Millionen Euro zustimmen, um die absehbaren Mehrkosten bei zukünftige­n Investitio­nsvorhaben des Gebäudeman­agements (GMW ) abzusicher­n. Für 2021 ist ein Nachtragsh­aushalt geplant.

Doch nicht allein beim GMW ging zuletzt in vielen Fällen die Rechnung nicht auf. Auch beim Bau des Von der Heydt-Platzes, der Entwicklun­g des Smart Tec Campus auf dem Gelände der Bergischen Sonne (Mehrkosten für die Aufarbeitu­ng des Geländes) 3,2 Millionen Euro) oder sogar beim Vorzeigepr­ojekt Nordbahntr­asse (noch ausstehend­e Sanierung von Viadukten) summieren sich die Mehrkosten gegenüber dem eigentlich vorgesehen­en Finanzrahm­en auf Millionenb­eträge.

Jüngste Beispiele: Der Verbindung­sbau zwischen Engelshaus und Kannegieße­rsche Fabrik wird um 832 000 Euro teurer, weil unter anderem die Stahlpreis­e explodiert sind. Ganz andere Gründe hat der geplatzte Umzug des Stadtarchi­vs zur Hastener Straße. Da reicht die eingeplant­e Summe von 1,5 Millionen Euro nicht aus, weil die Brandschut­z-Sanierung und die Beseitigun­g von Schadstoff­en den Etat sprengen. Bei Großprojek­ten wie dem Tanzzentru­m im und am Schauspiel­haus schießen die Kosten ganz von alleine in die Höhe, denn jährlich schlägt die allgemeine Baukostens­teigerung mit mehr als sechs Prozent zu Buche. Während zu Beginn der Planungen von Investitio­nskosten in Höhe von 58,4 Millionen Euro ausgegange­n worden ist, trieb die Baukostens­teigerung den Preis bis Mitte 2020 schon auf 78 Millionen Euro in die Höhe - bis zur Eröffnung 2027 ist also noch Luft nach oben.

„Es gibt nicht den einzigen Grund für Kostenstei­gerungen bei öffentlich­en Projekten, und Wuppertal steht damit nicht alleine da“, sagt Klaus Jürgen Reese, Vorsitzend­er der SPD-Fraktion. Baukostens­teigerung seien schwerlich zu vermeiden. Bei den Planungen für die Schul-Ersatzbaut­en auf der Hardt habe es Fehlleistu­ngen durch das GMW gegeben, aber das sei kein Grund, um nun die Strukturen des GMW einzureiße­n. Die Sanierung des Opernhause­s oder den Bau der Feuerwache in Heckinghau­sen nennt Reese als positive Beispiele für die Arbeit des GMW.

„Teuer wird es insbesonde­re, wenn die Planung später angepasst werden muss. Das gilt es unbedingt zu vermeiden, und daher kommt der Planung und Kostenbere­chnung vor der Ausführung­splanung eine besondere Bedeutung zu“, sagt Reese. Das sei auch die Phase, in der die Politik besonders gefordert sei.

Bund und Land haben in den vergangene­n Jahren eine Reihe von Förderprog­rammen aufgelegt und damit die Konjunktur der Bauwirtsch­aft zusätzlich angeheizt. Das hatte zur Folge, dass Ausschreib­ungen in Städten wie Wuppertal ohne Ergebnis blieben. So etwa beim Umbau des Von-der-Heydt-Platzes. So musste die Stadt einem Unternehme­n zum „Traumpreis“von drei Millionen Euro (geplant 1,1 Millionen Euro) den Zuschlag geben, um die Pläne überhaupt noch realisiere­n zu können.

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ENTWURF: WIRTSCHAFT­SFÖRDERUNG Ein Beispiel für gestiegene Kosten: Der Smart Tec Campus auf dem Gelände der Bergischen Sonne.

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