Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Von Bauvorhaben und Kostenrahmen
Kaum eines der großen Bauprojekte der Stadt kann zu dem Preis fertig gestellt werden, der anfangs geplant war. Es geht um Millionen: Kostensteigerungen, überhitzte Baukonjunktur und Planungsfehler münden im Nachtragshaushalt.
Kaum ein öffentliches Bau- oder Stadtentwicklungsprojekt in Wuppertal bleibt im Kostenrahmen. Was reichere Städte leichter verkraften können, geht der Stadt an die Substanz. So musste der Rat der Stadt in seiner jüngsten Sitzung einem Rettungsplan des Kämmerers in Form einer Kreditermächtigung in Höhe von 40 Millionen Euro zustimmen, um die absehbaren Mehrkosten bei zukünftigen Investitionsvorhaben des Gebäudemanagements (GMW ) abzusichern. Für 2021 ist ein Nachtragshaushalt geplant.
Doch nicht allein beim GMW ging zuletzt in vielen Fällen die Rechnung nicht auf. Auch beim Bau des Von der Heydt-Platzes, der Entwicklung des Smart Tec Campus auf dem Gelände der Bergischen Sonne (Mehrkosten für die Aufarbeitung des Geländes) 3,2 Millionen Euro) oder sogar beim Vorzeigeprojekt Nordbahntrasse (noch ausstehende Sanierung von Viadukten) summieren sich die Mehrkosten gegenüber dem eigentlich vorgesehenen Finanzrahmen auf Millionenbeträge.
Jüngste Beispiele: Der Verbindungsbau zwischen Engelshaus und Kannegießersche Fabrik wird um 832 000 Euro teurer, weil unter anderem die Stahlpreise explodiert sind. Ganz andere Gründe hat der geplatzte Umzug des Stadtarchivs zur Hastener Straße. Da reicht die eingeplante Summe von 1,5 Millionen Euro nicht aus, weil die Brandschutz-Sanierung und die Beseitigung von Schadstoffen den Etat sprengen. Bei Großprojekten wie dem Tanzzentrum im und am Schauspielhaus schießen die Kosten ganz von alleine in die Höhe, denn jährlich schlägt die allgemeine Baukostensteigerung mit mehr als sechs Prozent zu Buche. Während zu Beginn der Planungen von Investitionskosten in Höhe von 58,4 Millionen Euro ausgegangen worden ist, trieb die Baukostensteigerung den Preis bis Mitte 2020 schon auf 78 Millionen Euro in die Höhe - bis zur Eröffnung 2027 ist also noch Luft nach oben.
„Es gibt nicht den einzigen Grund für Kostensteigerungen bei öffentlichen Projekten, und Wuppertal steht damit nicht alleine da“, sagt Klaus Jürgen Reese, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Baukostensteigerung seien schwerlich zu vermeiden. Bei den Planungen für die Schul-Ersatzbauten auf der Hardt habe es Fehlleistungen durch das GMW gegeben, aber das sei kein Grund, um nun die Strukturen des GMW einzureißen. Die Sanierung des Opernhauses oder den Bau der Feuerwache in Heckinghausen nennt Reese als positive Beispiele für die Arbeit des GMW.
„Teuer wird es insbesondere, wenn die Planung später angepasst werden muss. Das gilt es unbedingt zu vermeiden, und daher kommt der Planung und Kostenberechnung vor der Ausführungsplanung eine besondere Bedeutung zu“, sagt Reese. Das sei auch die Phase, in der die Politik besonders gefordert sei.
Bund und Land haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt und damit die Konjunktur der Bauwirtschaft zusätzlich angeheizt. Das hatte zur Folge, dass Ausschreibungen in Städten wie Wuppertal ohne Ergebnis blieben. So etwa beim Umbau des Von-der-Heydt-Platzes. So musste die Stadt einem Unternehmen zum „Traumpreis“von drei Millionen Euro (geplant 1,1 Millionen Euro) den Zuschlag geben, um die Pläne überhaupt noch realisieren zu können.