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Stadion-Atmosphäre auf Probe
Die Bundesländer haben einen Kompromiss gefunden, mit dem Zuschauer wieder in Stadien und Hallen dürfen.
BERLIN (dpa/RP) Die Bundesländer haben sich rechtzeitig zum Start der Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende auf einheitliche Regeln zur Fan-Rückkehr geeinigt. Die Chefs der Staatskanzleien verständigten sich am Dienstag auf einen sechswöchigen Testbetrieb mit Zuschauern unter Corona-Bedingungen. Die Grenze liegt bei 20 Prozent der jeweiligen Stadion-Kapazität – 1000 Zuschauer dürfen auf jeden Falls ins Stadion oder in die Halle. Die Regelung gilt neben dem Fußball auch für die anderen großen Teamsportarten Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey. Ende Oktober soll die Lage neu bewertet werden. „Es soll eine Art Experiment werden, ein Probestart“, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an.
„Die Fußball-Bundesligisten, aber auch die Clubs und Vereine anderer Sportarten, können sehr froh sein“, kommentierte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Entscheidung. „Dieses Gefühl haben wir beim BVB auf jeden Fall.“Auch DFB-Präsident Fritz Keller war „sehr glücklich“und zeigte sich „sehr dankbar“. Dass sich alle Bundesländer geeinigt hätten, sei ein gutes Zeichen. „Mit 20 Prozent kann man anfangen“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.
Im Borussia-Park dürften künftig 8500 Fans die Spiele von Borussia Mönchengladbach sehen. Dort wird man nun die Gespräche mit den örtlichen Gesundheitsbehörden wieder aufnehmen, um Details zur Fan-Rückkehr zu klären. In Leverkusen wären es 6000 Fans. „Schon die 300 Zuschauer beim Pokalspiel zuletzt haben die Atmosphäre in der BayArena spürbar verbessert. Nun können wir mit rund 6000 Fans für das erste Heimspiel gegen Leipzig planen. Wir sind vorbereitet – und sehr glücklich darüber“, sagte Bayer-04-Geschäftsführer Fernando Carro.
Für Nordrhein-Westfalen bedeutet diese Regelung, dass bei Regionalliga-Spielen mehr Fans vor Ort sein könnten, als bei Bundesliga-Partien. Denn dort sieht die am Dienstag neu abgestimmte Coronaschutzverordnung vor, dass bei Sportstätten mit mehr als 1000 Plätzen bis zu einem Drittel des Fassungsvermögens erlaubt ist. Nach dieser Rechnung dürfte Alemannia Aachen am Tivoli künftig bis zu 11.000 Zuschauer empfangen.
Bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf zeigt man sich dennoch zufrieden mit der Entscheidung. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun schon zu unserem ersten Heimspiel vor Zuschauern spielen können. Nach fast sieben Monaten ohne Fans sehnen wir uns alle nach Spielen mit Zuschauern, denn ohne sie fehlt dem Fußball die Seele“, sagt Thomas Röttgermann, der Vorstandvorsitzende des Zweitligisten. „Unsere intensive Vorarbeit zahlt sich jetzt aus, und wir werden nun gemeinsam mit dem Ordnungs- und Gesundheitsamt die letzten Details klären.“
Die lokalen Gesundheitsbehörden haben auch weiterhin das letzte Wort bei der Teilzulassung von Zuschauern. Immerhin vier Clubs hatten bereits zuvor von ihren zuständigen Behörden grünes Licht für einen Saisonstart vor Zuschauern erhalten. Für die Partien Werder Bremen gegen Hertha BSC und RB Leipzig gegen FSV Mainz 05 wurden jeweils 8500 Besucher zugelassen – in beiden Fällen entspricht das rund 20 Prozent des Stadion-Fassungsvermögens. Eintracht Frankfurt darf gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld von 6500 Fans unterstützt werden, der 1. FC Union Berlin erhielt für die Partie gegen den FC Augsburg die Freigabe für 5000 Personen im Stadion an der Alten Försterei.
Einem stimmungsvolleren Saisonauftakt in der Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende steht damit nun nichts mehr im Wege. Allerdings ist offen, ob alle Vereine die Freigabe wegen der Kurzfristigkeit noch umsetzen können. Bereits am Freitagabend eröffnet Rekord-Champion Bayern München gegen den FC Schalke 04 die Spielzeit 2020/21 (live im ZDF).
Die Deutsche Fußball Liga hatte am vergangenen Freitag beschlossen, dass bei den Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga an den ersten sechs Spieltagen in Ausnahmefällen auch Stehplätze in den Stadien besetzt werden dürfen, falls die Anzahl der Sitzplätze unter der freigegebenen Zuschauerzahl liegt. Die Möglichkeit zur Nachverfolgung von Infektionsketten durch die Personalisierung der Tickets muss von den Veranstaltern gewährleistet werden.