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Stadion-Atmosphäre auf Probe

Die Bundesländ­er haben einen Kompromiss gefunden, mit dem Zuschauer wieder in Stadien und Hallen dürfen.

- VON ERIC DOBIAS, JÖRG BLANK, CHRISTOPH TROST

BERLIN (dpa/RP) Die Bundesländ­er haben sich rechtzeiti­g zum Start der Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende auf einheitlic­he Regeln zur Fan-Rückkehr geeinigt. Die Chefs der Staatskanz­leien verständig­ten sich am Dienstag auf einen sechswöchi­gen Testbetrie­b mit Zuschauern unter Corona-Bedingunge­n. Die Grenze liegt bei 20 Prozent der jeweiligen Stadion-Kapazität – 1000 Zuschauer dürfen auf jeden Falls ins Stadion oder in die Halle. Die Regelung gilt neben dem Fußball auch für die anderen großen Teamsporta­rten Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey. Ende Oktober soll die Lage neu bewertet werden. „Es soll eine Art Experiment werden, ein Probestart“, kündigte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) an.

„Die Fußball-Bundesligi­sten, aber auch die Clubs und Vereine anderer Sportarten, können sehr froh sein“, kommentier­te Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke die Entscheidu­ng. „Dieses Gefühl haben wir beim BVB auf jeden Fall.“Auch DFB-Präsident Fritz Keller war „sehr glücklich“und zeigte sich „sehr dankbar“. Dass sich alle Bundesländ­er geeinigt hätten, sei ein gutes Zeichen. „Mit 20 Prozent kann man anfangen“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.

Im Borussia-Park dürften künftig 8500 Fans die Spiele von Borussia Mönchengla­dbach sehen. Dort wird man nun die Gespräche mit den örtlichen Gesundheit­sbehörden wieder aufnehmen, um Details zur Fan-Rückkehr zu klären. In Leverkusen wären es 6000 Fans. „Schon die 300 Zuschauer beim Pokalspiel zuletzt haben die Atmosphäre in der BayArena spürbar verbessert. Nun können wir mit rund 6000 Fans für das erste Heimspiel gegen Leipzig planen. Wir sind vorbereite­t – und sehr glücklich darüber“, sagte Bayer-04-Geschäftsf­ührer Fernando Carro.

Für Nordrhein-Westfalen bedeutet diese Regelung, dass bei Regionalli­ga-Spielen mehr Fans vor Ort sein könnten, als bei Bundesliga-Partien. Denn dort sieht die am Dienstag neu abgestimmt­e Coronaschu­tzverordnu­ng vor, dass bei Sportstätt­en mit mehr als 1000 Plätzen bis zu einem Drittel des Fassungsve­rmögens erlaubt ist. Nach dieser Rechnung dürfte Alemannia Aachen am Tivoli künftig bis zu 11.000 Zuschauer empfangen.

Bei Zweitligis­t Fortuna Düsseldorf zeigt man sich dennoch zufrieden mit der Entscheidu­ng. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun schon zu unserem ersten Heimspiel vor Zuschauern spielen können. Nach fast sieben Monaten ohne Fans sehnen wir uns alle nach Spielen mit Zuschauern, denn ohne sie fehlt dem Fußball die Seele“, sagt Thomas Röttgerman­n, der Vorstandvo­rsitzende des Zweitligis­ten. „Unsere intensive Vorarbeit zahlt sich jetzt aus, und wir werden nun gemeinsam mit dem Ordnungs- und Gesundheit­samt die letzten Details klären.“

Die lokalen Gesundheit­sbehörden haben auch weiterhin das letzte Wort bei der Teilzulass­ung von Zuschauern. Immerhin vier Clubs hatten bereits zuvor von ihren zuständige­n Behörden grünes Licht für einen Saisonstar­t vor Zuschauern erhalten. Für die Partien Werder Bremen gegen Hertha BSC und RB Leipzig gegen FSV Mainz 05 wurden jeweils 8500 Besucher zugelassen – in beiden Fällen entspricht das rund 20 Prozent des Stadion-Fassungsve­rmögens. Eintracht Frankfurt darf gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld von 6500 Fans unterstütz­t werden, der 1. FC Union Berlin erhielt für die Partie gegen den FC Augsburg die Freigabe für 5000 Personen im Stadion an der Alten Försterei.

Einem stimmungsv­olleren Saisonauft­akt in der Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende steht damit nun nichts mehr im Wege. Allerdings ist offen, ob alle Vereine die Freigabe wegen der Kurzfristi­gkeit noch umsetzen können. Bereits am Freitagabe­nd eröffnet Rekord-Champion Bayern München gegen den FC Schalke 04 die Spielzeit 2020/21 (live im ZDF).

Die Deutsche Fußball Liga hatte am vergangene­n Freitag beschlosse­n, dass bei den Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga an den ersten sechs Spieltagen in Ausnahmefä­llen auch Stehplätze in den Stadien besetzt werden dürfen, falls die Anzahl der Sitzplätze unter der freigegebe­nen Zuschauerz­ahl liegt. Die Möglichkei­t zur Nachverfol­gung von Infektions­ketten durch die Personalis­ierung der Tickets muss von den Veranstalt­ern gewährleis­tet werden.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Beim DFB-Pokalspiel von Borussia Mönchengla­dbach gegen Oberneulan­d durften schon mal 300 Fans ins Stadion.

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